Ich mag die Raumsonden Voyager 1 & 2. Sie sind fast so alt wie ich. Ich wurde im Juli 1977 geboren; Voyager 1 startete am 5. September 1977, Voyager 2 machte sich am 20. August 1977 auf den Weg ins All. Es waren die ersten Raumsonden, die das äußere Planetensystem erforschten; sie besuchten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun und machten fantastische Nahaufnahmen dieser Himmelskörper. Und nach all den genialen wissenschaftlichen Beobachtungen, die die beiden Sonden gemacht haben, sind sie heute, fast 35 Jahre später, immer noch unterwegs und erforschen das All!
Hier habe ich heute ein nettes, kurzes Video über die beiden Sonden gefunden:
Hu… mich gruselt es jedesmal wieder, wenn ich daran denke, dass die Menscheit gerade Kurt Waldheim die Botschaft an etwaige Aliens sprechen lässt. Aber der war halt leider gerade UN-Präsident, als die berühmte Voyager Golden Record aufgenommen wurde. Naja, den Aliens – sofern sie die Sonden denn irgendwann in fernster Zukunft finden sollten – wird es egal sein…
Aber noch ist es noch lange nicht so weit. Auch wenn die Sonden die Objekte von Menschenhand sind, die sich bis jetzt am weitesten von der Erde entfernt haben, sind sie doch immer noch in unserem Vorgarten. Voyager 1 ist momentan 120 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt, bei Voyager 2 sind es 98 (hier gibt es immer aktuelle Werte) AE. Das ist tatsächlich unheimlich weit weg. Eine Astronomische Einheit entspricht dem mittleren Abstand zwischen Erde und Sonne oder 150 Millionen Kilometern. Neptun, der am weitesten von der Sonne entfernte Planet, hat einen mittleren Abstand von etwa 30 AE. Eris, der am weitesten von der Sonne entfernte Zwergplanet hat einen mittleren Abstand zur Sonne von 68 AE. Die beiden Voyager-Sonden erreichen demnächst die im Video angesprochene Heliopause. Das ist der Bereich, in dem die Partikel, die von der Sonne weg geschleudert werden (der Sonnenwind) auf das interstellare Gas treffen. Dort vermischen sich Sonnenwind und interstellare Materie und man kann mit einer gewissen Berechtigung davon sprechen, dass hier das Sonnensystem endet. Hinter der Heliopause hat der Sonnenwind keine spezielle Auswirkungen mehr, man merkt nicht mehr, dass er da ist und er ist so langsam geworden, dass man ihn nicht mehr vom interstellaren Material unterscheiden kann. Die NASA kann also zu Recht davon sprechen, dass demnächst die Interstellare Mission der Voyager-Sonden beginnt.
Andererseits lässt sich das Sonnensystem nicht so einfach begrenzen. Es gibt kein Ortsschild mit einem durchgestrichenen “Sonnensystem” darauf, dass eindeutig festlegt, wo es zu Ende ist. Auch bei mehreren hundert Astronomischen Einheiten Entfernung findet man noch Asteroiden und Kometen die gravitativ an die Sonne gebunden sind. Der Asteroid Sedna zum Beispiel hat eine mittlere Entfernung zur Sonne von 500 AE und an seinem sonnenfernsten Punkt ist er sogar 926 AE weit weg! Der Asteroid 2006 SQ372 entfernt sich sogar 2100 AE von der Sonne. Und da ist da draußen ja auch noch die Oortsche Wolke der Kometen, die sich bis zu 100000 Astronomische Einheiten weit von der Sonne weg erstreckt. Es wird noch lange dauern, bis die Voyager-Sonden diese Region erreicht haben. Zu diesem Zeitpunkt wird schon längst jedes bisschen Energie, dass die Sonden noch haben verbraucht sein und wir werden keine Möglichkeit haben, etwas davon mit zu bekommen. Aber irgendwann werden sie dort landen. Jedes Jahr entfernen sie sich etwa 3 AE weiter von Sonne. Es wird noch knapp 40000 Jahre dauern, bis die beiden Sonden wieder einem Stern nahe kommen (und “nahe” heißt in diesem Fall: sich auf unter etwa 1,7 Lichtjahre nähern). Aber sie werden weiter fliegen und immer weiter. Und wer weiß, irgendwann in allerfernster Zukunft, landen sie vielleicht auf einem Planeten mit intelligenten Lebewesen. Und dann wird Kurt Waldheim zu ihnen sprechen… Argh!
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