Geoffrey Marcy hat zwar nicht den ersten extrasolaren Planeten entdeckt. Aber gemeinsam mit seinem Team immerhin 70 der ersten 100 bekannten Planeten! Er gehört zu den absoluten Spitzenwissenschaftlern auf dem Gebiet der Exoplaneten und hat zu Recht jede Menge Preise bekommen. Jetzt ist er berühmt, 56 Jahre alt und so wie das bei älteren, berühmten Wissenschaftler öfter mal passiert, hat Marcy sich nun einem anderen, etwas “seltsamen” Thema zugewandt. Marcy sucht nun nicht mehr nach Planeten, sondern nach Aliens.
Es wäre aber falsch, in Marcy nur einen Forscher zu sehen, der sich gegen Ende seiner Karriere der Pseudowissenschaft zugewandt hat. Marcy weiß sehr genau, was er tut und warum er es tut. In einem Interview mit dem New Scientist erklärt er seine Motive:
“Ich bin in der glücklichen Position, dass meine Karriere erfolgreicher war, als ich es mir jemals vorstellen konnte. Jetzt ist es Zeit für mich, einmal etwas auszuprobieren, das viel spekulativer ist. Wenn man Zeit mit der Suche nach außerirdischer Intelligenz verbringt, sind die Erfolgschancen gering und junge Wissenschaftler können nicht alles auf eine Karte setzen. Aber ich kann es mir leisten.
(I’m in this lucky position that my career has been more successful than I could have ever imagined. It’s time for me to roll the dice, try something that’s a long shot. Younger scientists can’t put their eggs in that basket, because if you spend your time on SETI, your chances of success are low. But I have the luxury.)
Indirekt hat Marcy sich ja auch früher schon mit der Suche nach Aliens beschäftigt. Denn außerirdisches Leben braucht (vermutlich) auch einen Planeten, auf dem es existieren kann. Darum ist ja die Suche nach erdähnlichen Exoplaneten so interessant. Klar, außerirdisches Leben könnte ganz anders sein als wir uns das vorstellen und auch unter ganz anderen Bedingungen existieren. Aber wenn wir wissenschaftlich seriös arbeiten wollen, dann können wir nur nach etwas suchen, das wir auch erkennen, wenn wir es finden. Und wir kennen und verstehen momentan eben nur Leben, dass so ähnlich ist wie das auf der Erde. Marcy erklärt im Interview, dass noch niemand wirklich weiß, wie viele Planeten es mit erdähnlichen Bedingungen da draußen wirklich gibt. Dazu bräuchte man Teleskope, die besser sind als die, die wir jetzt haben. Entsprechende Projekte gab es schon. Die NASA hatte den Terrestrial Planet Finder im Programm und die ESA ihr Darwin Telescope. Aber beide wurden aus finanziellen Gründen gestrichen. Die Projekte sind, wie Marcy es sagt:
“Dead in the water. Completely, totally dead. There is no money.”
Vielleicht führen die beeindruckenden Funde des Weltraumteleskops Kepler, dass schon ein paar tausend Exoplanetenkandidanten gefunden hat, ja dazu, dass hier wieder mehr Geld investiert wird. Bis dahin will Marcy aber etwas anderes ausprobieren. Er will das “Galaktische Internet” finden.
Denn wenn es Aliens gibt und wenn sie hochentwickelt sind und wenn sie sich im Weltraum bewegen, dann müssen sie auch irgendwie kommunizieren. Von Planet zu Planet, von Raumschiff zu Raumschiff, von Stern zu Stern. Das funktioniert am besten mit Lasern. Die kann man besser fokussieren als zum Beispiel normale Radiowellen und damit Energie sparen. Marcy meint:
“Wenn es in der Galaxie von hochentwickelten Leben wimmelt, dann wird sie überall von Laserstrahlen durchkreuzt – zehntausende, Millionen davon – und wir sollten in der Lage sein, ein bisschen was davon zu detektieren. Manche Aliens könnten sogar versuchen, mit uns zu kommunizieren. Vielleicht haben sie ihre Laser schon direkt auf uns gerichtet und wir sehen einfach nicht hin?
(If our galaxy is teeming with advanced technological life, it has lasers crisscrossing it–tens of thousands, millions of them–and we should be able to pick up some spillover. Also, some aliens are going to try to communicate with us. Maybe they are literally pointing their lasers at us and we just aren’t looking.)”
Denn höher entwickelte Aliens könnten genau die Teleskope haben, die bei uns dem Sparzwang zum Opfer gefallen sind. Sie könnten bei ihrer Suche nach anderen Planeten auf die Erde gestoßen sein und herausgefunden haben, dass es hier Leben gibt. Und dann auf sich aufmerksam gemacht haben…
Marcy erklärt auch, dass wir schon seit einigen Jahrzehnten selbst Laser in den Himmel richten und unbeabsichtigt “Botschaften” in den Himmel schicken. Denn an den großen Sternwarten dieser Welt ist es seit Mitte der 1990er Jahre üblich, sogenannte adaptive Optiken zu verwenden. Dabei wird mit einem Laser ein künstlicher Stern am Himmel erzeugt. Der erlaubt es den Astronomen dann, die atmosphärischen Störungen zu messen und ihre Teleskope entsprechend anzupassen. So können wesentlich bessere und schärfere Aufnahmen gewonnen werden.
Marcy ist sich durchaus bewusst, dass es schwierig ist, außerirdisches, intelligentes Leben zu finden. Vielleicht existiert es auch überhaupt nicht.
“Vielleicht ist der Mangel an hochentwickelten Zivilisation in der Galaxie ein Zeichen dafür, wie schwierig es ist, zu überleben. Ironischerweise könnte das die schmerzlichste Nachricht sein, die uns die Aliens schicken können.
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