Das Weltall ist nicht so gefährlich, wie man oft zu hören bekommt. Die ganzen Horrorgeschichten über unbekannte Planeten, die mit uns kollidieren wollen, über katastrophale Planetenkonstellationen oder Sonnenstürme, die die Erde umkippen lassen sind völliger Unsinn. Dass bedeutet aber nicht, dass uns vom All überhaupt keine Gefahren drohen. So wie die Erde kein extra für die Menschen gemachtes Paradies ist, sondern ein Planet, auf dem regelmäßig diverse Naturkatastrophen stattfinden, passieren auch im Rest des Kosmos manchmal Dinge, die unangenehm für uns werden können. Dazu gehören die Asteroideneinschläge. Aber keine Panik! Auch wenn Asteroideneinschläge zu den Ereignissen gehören, vor denen viele Menschen Angst haben, sind sie nicht so gefährlich wie man vermuten möchte. Einschläge, die wirklich großen Schaden anrichten können, sind viel seltener als die “normalen” Katastrophen Wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Trotzdem ist es gut, wenn man Bescheid weiß, was uns eventuell passieren könnte. Dafür muss man den Himmel beobachten. Denn nur wenn wir die gefährlichen Asteroiden kennen, können wir im seltenen Fall des Falles auch was dagegen unternehmen.
Ein Weltraumteleskop, dem wir in letzter Zeit viele neue Erkenntnisse über Asteroiden zu verdanken haben, ist WISE. Es hat in den vergangenen Jahren den Himmel kartografiert und dabei jede Menge neue Asteroiden entdeckt. Dank WISE wissen wir zum Beispiel, dass wir schon fast alle großen erdnahen Asteroiden gefunden haben. Es sind ja gerade die großen Brocken, die bei einem Einschlag globale Katastrophen anrichten können. Von diesen Himmelskörpern mit über einem Kilometer Durchmesser haben wir schon mehr als 90 Prozent entdeckt! Natürlich wird die Suche nach den Asteroiden um so schwieriger, je kleiner sie sind. Ein kleiner Asteroid kann zwar keine globale Katastrophe auslösen und ein Massensterben wie damals bei den Dinosauriern verursachen. Aber ein lokale Katastrophe ist natürlich möglich. Deswegen unterscheiden die die Astronomen zwischen erdnahen Asteroiden und “potentially hazardous asteroids (PHAs)”. Die erdnahen Asteroiden sind – wie der Name schon sagt – Asteroiden, die der Erde nahe kommen. Das ist erst mal nicht weiter gefährlich. Im All ist jede Menge Platz und nur weil sich zwei Objekte nahe kommen muss noch lange nichts passieren. Es kommt immer auf den Abstand an.
Die “potentiell gefährlichen Asteroiden”, die PHAs, sind diejenigen erdnahen Asteroiden, deren MOID kleiner als 7,5 Millionen Kilometer ist. “MOID” steht dabei für “Minimum orbit intersection distance”. Damit bezeichnet man den kleinsten Abstand zwischen den Bahnen zweier Himmelskörper. Also nicht der Abstand zwischen den Objekten selbst, sondern nur der Abstand zwischen ihren Bahnen. 7,5 Millionen Kilometer entspricht etwa der 20fachen Monddistanz. Ein Asteroid muss aber nicht nur eine Bahn haben, die nahe an die Erdbahn heranführt, um als PHA zu gelten. Er muss auch mindestens 100 bis 150 Meter groß sein. Denn nur dann bleibt im Falle einer Kollision genug von ihm übrig, um auf dem Erdboden aufschlagen und Schäden verursachen zu können. Die kleineren Objekte brechen in der Atmosphäre der Erde auseinander und verglühen.
WISE hat sich nun ein paar dieser PHAs genauer angesehen. 107 von ihnen wurden detailliert studiert. Aus den so gewonnenen Daten konnte man eine Statistik erstellen, die uns sagt, wie viele PHAs da draußen im All herum schwirren. Es sind etwa 4700. Die Fehlergrenzen bei dieser Untersuchung sind allerdings ziemlich hoch. Vielleicht sind es auch nur 3200. Vielleicht aber auch 6200. Die Zahlen stimmen aber gut mit bisherigen Schätzungen überein. Schätzungen, die nun auch endlich ein quantitatives Fundament bekommen haben. Kennen tun wir von diesen 4500 Objekten knapp 1000. Uns fehlen also noch etwa 80 Prozent aller PHAs. Das klingt gefährlicher als es ist. Wie schon gesagt: Bei den wirklich großen Asteroiden ist unser Wissensstand wesentlich besser; da haben wir fast alle entdeckt. Da die PHAs aber auch viel kleiner sein können, sind sie auch schwerer zu entdecken. Es sind vor allem die nur wenige 100 Meter großen Brocken, die wir noch nicht gefunden haben. Und die sind nicht ganz so gefährlich (was nicht heißt, dass sie ungefährlich sind). Je kleiner, desto schwerer sind sie zu finden. Aber je kleiner sie sind, desto weniger Schaden richten sie an und desto geringer ist der Bereich, der betroffen ist. Abgesehen davon sind auch hier die Kollisionswahrscheinlichkeiten gering. Selbst ein kleiner PHA trifft uns statistisch gesehen nur alle paar zehntausend Jahre.
WISE fand auch heraus, dass überdurchschnittlich viele Bahnen von PHAs in der gleichen Ebene wie die der Erdbahn verlaufen beziehungsweise nur wenig davon abweichen. Vielleicht entstanden sie, als ein großer Asteroid des Asteroiden-Hauptgürtels zwischen Mars und Jupiter, dessen Bahn in der Erdbahnebene lag, bei einer Kollision auseinanderbrach. Die Bruchstücke hätten dann alle ähnliche Bahnen.
Die Ergebnisse der WISE-Mission zeigen uns, dass noch einiges an Arbeit auf die Astronomen wartet. Dort draußen befinden sich noch viele Asteroiden, die wir beobachten sollten. Sie zeigen uns aber auch, dass wir schon auf einem guten Weg sind. zukünftige Missionen wie zum Beispiel das Weltraumteleskop GAIA, dessen Start für nächstes Jahr geplant ist, werden den Himmel viel genauer beobachten können als WISE. Wir werden noch mehr und noch kleinere Asteroiden finden. Und je mehr PHAs wir kennen, desto weniger Sorgen müssen wir uns über die Asteroideneinschläge machen…
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