Heute möchte ich euch zwei Bücher vorstellen, die sich beide auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Himmel beschäftigen. Das erste behandelt die Frage, ob die Wissenschaft die Existenz Gottes widerlegen kann. Im zweiten Buch geht es um die Geschichte und die Effektivität der Wettermanipulation.
Victor Stenger ist Professor für Physik und Astronomie an der Universität Hawaii. Außerdem hat er jede Menge Bücher geschrieben, die sich mit Wissenschaft beschäftigen, oft aber auch mit anderen Themen wie Pseudowissenschaft oder eben Religion. In “God the Failed Hypothesis: How Science Shows That God Does Not Exist” probiert er zu zeigen, dass die aktuellen wissenschaftliche Ergebnisse die Existenz Gottes äußerst unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Ja, ich hör die Leserschaft schon aufschreien 😉 Gottesbeweise und Gotteswiderlegungen!! Das geht doch nicht!! Das ist doch tiefstes Mittelalter. Gott kann man nicht beweisen und Gott kann man auch nicht widerlegen!! Was soll der Unsinn?!
Ich persönlich bin eigentlich auch kein großer Fan von “Wissenschaft widerlegt Gott”. Allerdings nicht weil ich der Meinung bin, es wäre nicht möglich oder gar nicht erlaubt, so etwas zu tun. Ich halte die Sache deswegen für problematisch beziehungsweise für sinnlos, weil es kaum etwas Schlüpfrigeres als “Gott” gibt. Dieses Wort kann alles und nichts bedeuten. Vom alten bärtigen Mann im Himmel über den jüdischen Propheten aus Palästina bis hin zum abstrakten Irgendwas, das sich irgendwo befindet und irgendwie da ist und irgendwie nicht und sich per Definition jeder Definition entzieht. “Gott” zu widerlegen bringt nichts, weil sofort hunderte andere “Götter” seinen Platz einnehmen und die Gläubigen sich beeilen darauf hinzuweisen, dass der widerlegte “Gott” ja bitteschön überhaupt nichts mit dem “echten Gott” zu tun hat.
Stenger hat aber trotzdem ein gutes und interessantes Buch geschrieben. Das Problem der nicht vorhandenen allgemeingültigen Definition des Wortes “Gott” ist im selbstverständlich bekannt und wird gleich zu Beginn thematisiert. Stenger unterscheidet zwischen konkreten Definitionen von “Gott” und irgendwelchen abstrakten Konzepten, die so vage sind, dass sie nicht wissenschaftlich untersucht werden können. Die konkreten Definitionen (die jetzt aber nicht irgendwie nicht speziell konstruiert wurden sondern durchaus gebräuchlich sind) allerdings sind einer wissenschaftliche Untersuchung durchaus zugänglich. Auch die Religion macht konkrete und falsifizierbare Aussagen über die Welt (“Gott erschuf Himmel und Erde”, “Gott erhört unsere Gebete”, etc). Im weiteren Verlauf des Buches zeigt Stenger dann auf, wo die Ergebnisse der Wissenschaft direkt auf die Religion bezogen werden können. Er bespricht den Kreationismus und das Intelligent Design und untersucht die Frage, ob es eine “nichtstoffliche” Welt geben kann, in der Platz für Dinge wie eine “Seele”, eine “Lebenskraft” oder ein “Jenseits” ist. Er schreibt über Kosmologie und die Frage, ob unsere Werte etwas mit “Gott” zu tun haben.
Ob die Wissenschaft tatsächlich “Gott” widerlegt hat, kann jeder am Ende für sich selbst entscheiden. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, das Buch zu lesen. Genau so wie das zweite Werk, das ich heute vorstellen will. Es handelt von einem ganz anderen Thema. In Fixing the Sky: Checkered History of Weather and Climate Control erzählt der Wissenschaftshistoriker James Rodger Fleming alles, was man über Wettermanipulation wissen muss.
Wer an Meteorologie, Wettermanipulation, absurden und weniger absurden technischen Erfindungen und Experimenten, der Geschichte von Scharlatanen und gewiften Geschäftsleuten und seltsamen politischen Entscheidungen interessiert ist, der muss dieses Buch unbedingt lesen. Die Lektüre ist vielleicht nicht immer so locker und leicht wie man es sich wünschen würde. Aber das Buch macht Spaß und ist auf jeden Fall lesenswert. Und vor allem ist es eine wahre Fundgrube an Informationen! Alleine das Kapitel, in dem Fleming einen exzessiven Überblick über die Rolle der Wettermanipulation in Film und Literatur gibt, lohnt das Lesen schon. Und der Rest ist auch ziemlich spannend. Fleming erzählt von den Betrügern, die überall auf der Welt den Leuten mit ihren Versprechungen des “Wettermachens” das Geld aus der Tasche gezogen haben. Er erklärt die verschiedenen ernstgemeinten wissenschaftlichen Experimente. Er stellt gigantische Monumentalprojekte vor, wie zum Beispiel Atlantropa von Herman Sörgel und beschäftigt sich mit den Ideen, das Klima zu beeinflussen. Und natürlich kommen auch die Chemtrails vor.
“Fixing the Sky” ist ein großartiges Buch zu einem faszinierenden Thema. Wer verlässliche Information zum kontroversen und komplexen Thema “Wettermanipulation” sucht, der wird hier fündig werden!
(Ich bin gerade in Urlaub, also wundert euch nicht, wenn ich auf Kommentare nicht antworte)
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