Die überwiegende Mehrheit der Astronomen ist davon überzeugt, dass es auch anderswo im All Leben gibt. Das legt allein schon die gigantische Anzahl an Planeten nahe, die vorhanden sind. Ob es aber auch höher entwickeltes, intelligentes Leben gibt, ist eine andere Frage. Vermutlich, aber darüber lässt sich nur spekulieren. Und wenn es um die Frage geht, ob wir mit diesem hypothetischen Leben Kontakt aufnehmen können, dann stehen die Chancen noch schlechter (von irgendwelchen Reisen zu anderen Sternen will ich gar nicht erst reden). Trotzdem gab es im Laufe der Zeit jede Menge Versuche, irgendwelche Signale von außerirdischen Wesen zu empfangen. Nicht nur im Rahmen im des bekannten SETI-Projekts. Man muss nicht immer mit großen Radio-Antennen nach Botschaften vom Himmel lauschen. Es gibt noch mehr Wege, um die Aliens zu finden.
Ein paar dieser anderen Methoden habe ich früher schon vorgestellt (z.B. hier, hier, hier oder hier. Radiosignale sind bei weitem nicht alles, nach dem man Ausschau halten kann. Wer weiß, vielleicht kommunizieren die Aliens auf ganz andere Weise und benutzen dafür keine Radiowellen, so wie wir? Was die Aliens aber auf jeden Fall machen werden, ist astronomische Forschung. Jede ausreichend fortgeschrittene Zivilisation (und nur bei denen besteht die Chance einer Entdeckung; irgendwelche Steinzeit-Höhlenaliens werden wir nicht finden können) muss irgendwann angefangen haben, sich mit den Sternen zu beschäftigen. Und deswegen ist es nicht unvernünftig, wenn wir davon ausgehen, dass auch die Aliens Ahnung von Spektroskopie haben.
Astronomen können im Wesentlichen drei Dinge beobachten, wenn es um Sterne geht. Sie können nachsehen, wo das Licht her kommt, also die Position des Sterns bestimmen. Das nennt man Astrometrie. Sie können die Helligkeit des Lichts bestimmen und ihre Änderung aufzeichnen. Das ist die Photometrie. Und dann kann man noch die Qualität des Lichts bestimmen. Man kann das Licht in seine Bestandteile aufspalten und nachsehen, wie viel Licht einer bestimmten Farbe vorhanden ist. Wie groß ist der Anteil an rotem Licht, an blauem Licht, und so weiter – natürlich geht das auch mit den für unsere Augen nicht sichtbaren Wellenlängen. Dann erhält man ein Spektrum und die entsprechende Disziplin nennt man Spektroskopie. Sie verrät den Astronomen enorm viel über die Sterne. Mit Spektroskopie kann man die Zusammensetzung eines Sterns bestimmen, man kann herausfinden, ob er Planeten hat, wie schwer der Stern ist oder wie schnell er sich bewegt. Und so weiter. Deswegen haben die Astronomen im Laufe der Jahrzehnte auch Unmengen an Spektren aufgenommen.
Das können wir nutzen, meint Ermanno Bora von der Université Laval in Kanada. Denn vielleicht versteckt sich in einem dieser Spektren ein Hinweis auf die Existenz von Aliens. Wie das genau funktionieren könnte, erklärt er in seinem Artikel “Searching for extraterrestrial intelligence signals in astronomical spectra, including existing data”. Angenommen, da draußen sind irgendwo Aliens. Und angenommen, sie wüssten über Astronomie Bescheid und hätten den Wunsch, ihre Existenz dem Rest des Universums mitzuteilen. Dann wüssten sie auch, dass andere Zivilisationen ebenfalls Astronomie betreiben müssten und in ihren Datenbanken jede Menge Spektren aller möglichen Sterne haben. Warum also nicht eine Botschaft in so einem Spektrum verstecken! Man müsste nur das Spektrum so modulieren, dass ein Beobachter sofort merkt, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Zum Beispiel, in dem man mit einem sehr starken Laser sehr starke Lichtimpulse aussendet. Wenn diese Lichtpulse entsprechend moduliert sind, dann prägen sie dem Spektrum ein Muster auf, dass einem intelligenten Beobachter definitiv auffallen würde.
Wie das aussehen könnte, hat Borra simuliert:
Das ist das Spektrum eines normalen Sterns (hier vom Spektraltyp F9). Auf der x-Achse ist die Wellenlänge aufgetragen, auf der y-Achse die Intensität des Lichts. Bei bestimmten Wellenlängen erreicht uns mehr Licht, bei anderen weniger. Das meiste Licht erreicht uns bei etwa 5000 Angström, also 500 Nanometer, so wie man es bei einem gelben Stern vom F-Typ erwarten würde. Wir sehen außerdem ein paar Spektrallinien, also ganz konkrete Wellenlängen, bei denen uns deutlich weniger Licht erreicht und die uns sagen, woraus der Stern besteht. Da uns von diesem Stern aber nicht nur sein eigenes Licht, sondern auch das Licht des Alien-Lasers erreicht hat, sieht das Spektrum anders aus, als man es erwarten würde. Selbst ohne komplizierte Analyse erkennt man schon mit freiem Auge das regelmäßige Muster, dass sich über das Spektrum des Sterns gelegt hat. Borra zeigt in seiner Arbeit, dass so etwas durchaus praktikabel wäre. Ein Laser wie der Helios-Laser des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien (10 KiloJoule Kohlendioxid-Laser) in Kombination mit einem 10-Meter-Teleskop wäre in der Lage, ein Signal zu senden, dass auch in 1000 Lichtjahre noch hell genug ist (20. Größenklasse), um mit Technik analog zu unseren Geräten zu sehen ist.
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