Außerdem kommt es darauf, wie sich Jupiter bewegt hat. Ok, er bewegt sich zwar dauernd um die Sonne herum. Aber früher hat sich auch seine Bahn ein wenig verändert. Diese Phase im Sonnensystem nannte man Migration und als Jupiter wanderte, streifte er dabei auch ein wenig den Asteroidengürtel. Dabei wurden die Felsbrocken ausgedünnt; viele wurden aus dem System geworfen oder zerstört. Das war gut, denn wenn der Gürtel weiterhin so viele Asteroiden enthalten hätte wie zu Anfang, dann wären Zusammenstöße mit der Erde wesentlich häufiger gewesen und das wäre auch nicht unbedingt gut für die Entwicklung des Lebens gewesen. Wäre Jupiter dagegen mitten durch den Gürtel migriert, dann wäre alle Asteroiden zerstreut worden. Ein Sonnensystem braucht also nicht nur einen großen Planeten der am richtigen Ort – hinter der Schneelinie – entsteht, sondern er muss dann auch noch auf die richtige Art und Weise migrieren.
Wir kennen noch nicht genug Details über andere Planetensysteme, um zu wissen, ob die Situation dort der unsrigen ähnelt. Aber die aktuellen Daten sind nicht sehr vielversprechend. Martin und Livio haben sich angesehen, wie viele große Planeten bisher gefunden wurden und ob sie sich vor oder hinter ihrer jeweiligen Schnee-Linien befinden:
Die x-Achse zeigt die Masse des Planeten (in Einheiten der Jupitermasse, auch wenn die Beschriftung etwas anderes sagt) und die y-Achse den kleinsten Abstand zur Sonne, den die Planeten erreichen können. Eingezeichnet sind die bekannten großen Exoplaneten (und Jupiter selbst, durch ein Dreieck markiert). Der graue Bereich zeigt die Region außerhalb der Schnee-Linie an. Die meisten Exoplaneten sind also nicht in der richtigen Position um einen vernünftigen Asteroidengürtel zu schaffen.
Aber man darf diese Daten auch nicht überinterpretieren. Wir kennen vermutlich auch deswegen so viele Planeten, die ihrem Stern so nahe sind, weil diese Planeten leichter zu entdecken sind. Erst wenn wir deutlich mehr extrasolare Planeten entdeckt haben, lässt sich eine vernünftige Aussage machen. Und dann ist da noch die Sache mit der Migration. Es war schon knifflig genug, die genaue Art der Migration im Sonnensystem herauszufinden. Bei extrasolaren Planetensystemen ist das noch viel schwerer, weil wir hier meistens kein komplettes Bild des Systems haben und nicht alle Komponenten kennen – was aber nötig ist, wenn man die Dynamik genau genug untersuchen möchte um Aussagen über die Migration machen zu können.
Aber auch wenn es noch ein wenig dauern wird, bis wir ein zweites Sonnensystem finden: Es ist faszinierend zu sehen, wie komplex das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten eines Planetensystems ist. Das sind nicht einfach nur ein paar große Kugeln, die um die Sonne sausen. Da spielen auch die kleinen Felsbrocken, die interplanetaren Staubteilchen, die Kometen und der ganze Rest eine wichtige Rolle. Alles beeinflusst sich gegenseitig und am Ende entsteht dann vielleicht ein Planeten, auf dem Leben existieren kann. Faszinierend…
P.S. Ich hab ja mal vor Jahren genau so ein Forschungsprojekt durchführen wollen, in dem der Einfluss der Exoplaneten auf die Asteroidengürtel und der Einfluss der Asteroidengürtel auf etwaige habitable Planeten untersucht wird. Fand damals aber leider niemand interessant genug, um es zu finanzieren. Pfff…
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