Ich habe selbstverständlich den Film “2001: Odyssee im Weltraum” gesehen. Schon als Teenager und ich fand ihn großartig; auch wenn ich das Ende ziemlich kryptisch (und aus Teenager-Sicht etwas enttäuschend) fand. Viel besser war das Ende der Fortsetzung “2010: Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen” (die Bücher von Arthur C. Clarke dazu sollte man natürlich auch lesen; besonders den zweiten Teil). Die Schlussszene hat mich damals enorm beeindruckt. Nachdem der “Geist” von Dave Bowmann verkündet hat, das “etwas Wunderbares” geschehen wird, und Die Besatzungen von Leonov und Discovery vom Jupiter fliehen, bedecken unzählige Monolithen den Planeten und verwandeln in einen Stern. Über der Erde gehen am nächsten Tag zwei Sonnen auf und die Menschheit erreicht die Botschaft: “All these worlds are yours – except Europa. Attempt no landing there. Use them together. Use them in peace.”

Gemeint sind damit natürlich die großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto. Würden diese großen Monde nicht den Jupiter sondern die Sonne selbst umkreisen, dann würden wir sie Planeten nennen und wenn die Temperaturen passen würden, dann wäre dort vielleicht auch Leben möglich. Auf den Monden gibt es jede Menge Eis und ganz besonders auf Europa. Natürlich ist es gefroren, denn so weit von der Sonne entfernt ist es kalt. Aber es gibt noch die Gezeitenkraft die Jupiter auf seine Monde ausübt. Die starken Gezeiten kneten die Monde regelrecht durch und erwärmen sie dadurch. Das gilt besonders für Io, der Jupiter sehr nahe ist: Er ist voll mit aktiven Vulkanen. Europa dagegen ist immer noch gefroren. Allerdings nur an der Oberfläche. Betrachtet man Europa aus der Nähe, dann sieht man eine von Gräben und Rissen zerfurchte Eislandschaft:

Das Bild wurde von der Raumsonde Galileo aufgenommen und zeigt einen 1,8 x 4,8 Kilometer großen Ausschnitt in einer Auflösung von 6 Metern pro Pixel (Bild: NASA/JPL)

Man beobachtet kaum Krater, was darauf hinweist, dass die Oberfläche recht jung ist und man sieht linienartige Strukturen die vermutlich durch frisches Eis entstanden sind. Es ist also höchstwahrscheinlich, dass immer wieder Wasser an die Oberfläche gelangt und dort gefriert. Man geht davon aus, dass es unter dem Eispanzer dank der Gezeitenkräfte viel wärmer ist und dort ein riesiger unterirdischer Ozean existiert!

Ich erinnere mich noch, als ich im dritten Semester meines Astronomie-Studiums (das muss 1996 gewesen sein) einen Vortrag über die Jupitermonde gehalten habe. Damals habe ich auch von einer Raummission gesprochen, bei der eine Sonde auf Europa landet, sich durch das Eis bohrt und dann ein Roboter-U-Boot aussetzt, dass diesen Ozean erforschen soll. Wir wissen ja von der Erde, dass Leben auch an den unwirtlichsten Orten existiert. An den hydrothermalen Quellen in der finsteren Tiefsee oder in den unterirdischen Seen der Antarktis zum Beispiel. Warum nicht auch auf Europa? Aber es wird noch ein wenig dauern, bis wir mehr wissen.

Der Jupiter Icy Moons Orbiter der NASA, der sich 2017 auf den Weg zu den Jupitermonden machen sollte um sie im Detail zu untersuchen, wurde leider gestrichen. Auch aus der gemeinsamen Europa Jupiter System Mission der NASA und der europäischen Weltraumagentur ESA wurde nichts. Hier hätten zwei Raumsonden jeweils Europa und Ganymed umkreisen und detailliert beobachten sollen. Europa macht aber nun alleine weiter und wird 2022 die Raumsonde JUICE starten. Der JUpiter ICy moon Explorer wird Europa, Callisto und Ganymed erforschen, aber nicht landen. Wenn JUICE dann 2030 (vermutlich später) Europa umkreist, werden wir sicher wissen, ob es dort einen unterirdischen Ozean gibt oder nicht. Und vielleicht schicken wir ja dann doch noch ein kleines U-Boot auf den Weg…

Ein Cryobot erforscht den Ozean von Europa (Künstlerische Darstellung: NASA)

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Kommentare (25)

  1. #1 tomW
    15. November 2012

    Schön dass Du mal etwas über meinen heimlichen Favoriten Europa schreibst. Der Film “Das Jahr in dem wir Kontakt aufnahmen” hat mich damals völlig fasziniert und neugierig gemacht, wann denn endlich mal eine Mission zu diesem vielversprechenden Mond geschickt wird. Täusche ich mich oder ist Europa der Himmelskörper unseres Sonnensystems, der als einziger die Möglichkeit verspricht, Leben zu beherbergen?
    Ein paar Fragen stellen sich mir bei Durchführung einer solchen Erforschung:

    Wie soll sich eine Sonde durch einen solch dicken Eisanzer hindurch schmelzen (welche Energiequelle ist kompakt und leistungsfähig genug)?

    Wie kann man die ermittelten Daten wieder zur Erde zurück schicken, müsste die Sonde dazu nicht wieder zur Eisoberfläche zurück um Funkkontakt aufzunehmen?

    Wie stellt man sicher dass dieser hermetisch abgeschlossene Ozean nicht durch irdische Bakterien, Sporen ect. kontaminiert wird? Ich habe dunkel in Erinnerung dass eine Untersuchung eines Satelliten (oder war es eine Kamera, die auf der Mondoberfläche stand???) auch nach langer Zeit noch keimfähige Sporen von Mikroorganismen enthielt.

    Auf jeden Fall danke ich DIr für den interessanten Beitrag und sage nur: Weiter so mit Deinem Blog!

  2. #2 Florian Freistetter
    15. November 2012

    @tomW: “Wie soll sich eine Sonde durch einen solch dicken Eisanzer hindurch schmelzen (welche Energiequelle ist kompakt und leistungsfähig genug)?”

    Das wird wohl eine Radionuklidbatterie sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Radionuklidbatterie

    “Wie stellt man sicher dass dieser hermetisch abgeschlossene Ozean nicht durch irdische Bakterien, Sporen ect. kontaminiert wird? “

    Das gleiche Problem hat man ja auch jetzt schon, wenn man nach Leben auf dem Mars sucht. Da muss man halt sehr gut aufpassen und wirklich keimfrei arbeiten…

  3. #3 Hermann J.
    15. November 2012

    Moin.

    Eine Variante der Panspermie-Idee: Leben entsteht auf einem Planeten durch verschnupfte Sondentechniker!

    Womöglich hat das Niesen eines Voligonen das Leben auf der Erde erst ermöglicht!

    Nur Spaß

  4. #4 Christian Reinboth
    15. November 2012

    Endlich schreibt es mal jemand: 2010 ist ein verdammt guter Film, der zu Unrecht im Vergleich zu 2001 kleingeredet wird. Habe ich mir bis dato auf jeden Fall öfter angesehen als 2001, der natürlich dennoch künstlerisch überlegen ist…

  5. #5 momo
    15. November 2012

    bei mir wars genau umgekehrt. ich habe zufälligerweise das buch gelesen, bevor ich 2001 sah, und wußte daher, was mit der schlußsequenz gemeint war. (rückwirkend betrachtet ist das eigentlich garnicht zu verfilmen, aber trotzdem gut umgesetzt).

    2010 fand ich dagegen nicht so gut. die versprechung “des wunderbaren” entpuppt sich als unrealistische entstehung einer 2. sonne. damals wußte ich noch nicht so viel zum thema, und fand es eher schwach.

    mit heutigem wissen würde ich sagen: egal wieviel masse in form von “kristallen” auf den jupiter einhagelt, da wird NIE NIE NIE eine sonne draus. man braucht sich nur das masseverhältnis sonne-jupiter anzusehen. (und nein, wir wollen jetzt nicht die plausibilität aller scifi filme diskutieren)
    und selbst wenn, “nur mal für spasss” (lesch vorstellen), dann würde jupiter trotzdem nie annähernd die leuchtkraft der sonne erreichen.

    aber diese fragen wären doch was für ein nachfolge-blog? (hint hint 😉 )

    lgm

  6. #6 Florian Freistetter
    15. November 2012

    @momo: “entpuppt sich als unrealistische entstehung einer 2. sonne”

    Naja, was heißt “unrealistisch”? Wenn man die Existenz mysteriöser Monolithen akzeptiert, kann man auch den Jupiter zur Sonne machen…

    “und selbst wenn, “nur mal für spasss” (lesch vorstellen), dann würde jupiter trotzdem nie annähernd die leuchtkraft der sonne erreichen.”

    Das wäre ja auch ziemlich blöd. Denn die Monde sind Jupiter viel näher als die Erde der Sonne und würde Jupiter genauso hell leuchten, wäre es nicht nur dort sondern auch auf der Erde ziemlich ungemütlich. Jupiter darf nur ein kleiner, leuchtschwacher Stern werden; ein roter Zwerg oder sowas in der Art; eher noch schwächer.

  7. #7 Wissenslücke
    15. November 2012

    Ich wusste noch nichtmal, dass es eine Fortsetzung gab/gibt!
    Werde gleich mal in der Videothek anfragen!
    Toller Artikel, danke!
    Ich habe mal in einer Raumzeit-Folge von der Idee gehört, eine Sonde unter das Eis von Europa zu bugsieren und fand die Idee total abgefahren!
    Ja, man wünscht sich manchmal doch ein oder zwei Leben mehr, damit man mitkriegt, wenn es denn losgehen wird zum Mars oder eben zu Europa…

  8. #8 Der Optimierer
    15. November 2012

    Den zweiten Teil muss ich mir holen auch ich wusste nicht das es noch einen zweiten Teil gibt. Der war wohl auch selten im Tv zusehen.
    @ Florian der Jupiter ist ja viel weiter weg als der Mars aber wäre es dann nicht sinnvoller gewesen eine Sonde zu Europa zu starten wenn da eine Chance auf Leben bestünde?

  9. #9 Beobachter
    Fortsetzung folgt...
    15. November 2012

    Überaus spannendes Themengebiet, womöglich gibt es sogar unbekannte Lebensformen tief unter dem Eis… übrigens auch auf der Erde gibt es vergleichbares, z.B. hier in der Wostok – See

  10. #10 Florian Freistetter
    15. November 2012

    @Wissenslücke: “Ich wusste noch nichtmal, dass es eine Fortsetzung gab/gibt!”

    Was die Bücher angeht, gibt es sogar noch zwei weitere: 2061 und 3001 (bei 2061 landet man dann doch aus Versehen auf Europa…)

    @Optimierer: Naja, der Mars ist leicht zu erreichen und hat eine viel freundlichere Umgebung. Zum Jupiter fliegt man lange und es ist alles VIEL, viel teurer…

  11. #11 aze
    15. November 2012

    @tomW (“Daten wieder zur Erde zurück schicken”):
    Ein Szenario waere, dass eine Sonde auf dem Eis aufsetzt und dann ein Bauteil mit eigener Erwaermung sich an einem Kabel haengend durch das Eis schmilzt. Daten koennten ueber das Kabel “nach oben” uebertragen und dort gesendet werden. Nach Ende der Mission wird das Teil wieder hochgezogen, auch um den Ozean nicht zu vermuellen.

    Die Frage der Sterilitaet ist ein heisses Thema: Selbst Curiosity hat Bakterien zum Mars geschleppt.

    @momo:
    Das “Wunderbare” in 2010: Damit war die Entstehung von Leben auf Europa gemeint.

  12. #12 Eridanus
    15. November 2012

    Das Jupiter-System hat schon etwas magisches. Erinnert an ein Planetensystem im Planetensystem.
    Hat mal jemand ausgerechnet, wieviel Leuchtkraft der hypothetische Jupiter-Stern maximal haben dürfte, damit sich dessen Monde bzw. einer der Monde in einer habitablen Zone befinden würde?

  13. #13 frantischek
    15. November 2012

    @tomw + aze:
    Soviel ich gelesen habe ist geplant so einen Kryobot bis in eine bestimmte Tiefe ins Eis vordringen zu lassen, das Bohrloch darüber zufrieren zu lassen, und der Kryobot soll sich dann selbst durch Hitze sterilisieren bevor er weiter vordringt.

    Ich such auch gerade die Quelle dazu, hab mich vor einiger Zeit da eingelesen, kann sie aber nicht mehr finden. Ich hätte schwören können das es auf Wikipedia war.

    Das gute ist, es wird da schon seit Jahren mehr oder weniger intensiv daran gearbeitet um z.B. den Wostok See erforschen zu können. Damit hat man auch eine gute Möglichkeit im Vorhinein auf der Erde zu üben.
    Die Kryobots die in Entwicklung sind können sich sogar gegen die Schwerkraft wieder nach oben fortbewegen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/IceMole
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wostoksee

  14. #14 frantischek
    15. November 2012

    Der Link gehört hier auch noch unbedingt rein.
    Lesch über mögliches Leben auf Europa:
    https://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/alpha-centauri/alpha-centauri-europa-2002_x100.html

  15. #15 Wissenslücke
    15. November 2012

    @Florian:
    Danke, noch`ne Wissenslücke geklebt 😉

  16. #16 AmbiValent
    15. November 2012

    @Eridanus
    Ich habe mal berechnet, wie hell Jupiter erscheinen würde, wenn er auf Europa so aussieht wie die Sonne von der Erde aus. Das Ergebnis war: ein Lichtrpunkt, genauso grell wie die Sonne, aber viel kleiner, mit einer maximalen Leuchtkraft bei Opposition etwa wie der Halbmond. In absoluter Leuchtkraft wäre Jupiter etwa halb so hell wie Proxima Centauri.

    Das gilt natürlich nur, wenn Jupiter als gelber Stern erscheint. Mit einer geringeren Oberflächentemperatur des Jupiter erhielte Europa die selbe Wärme bei größerer Jupiteroberfläche, aber trotzdem deutlich geringerer Leuchtkraft im sichtbaren Bereich.

  17. #17 popostutzen
    18. November 2012

    Warum sollte man keine Mikroben auf einen fremden Himmelskörper einschleppen? Ich wäre sogar dafür eine “Nutzlast” aus extrem Widerstandsfähigen mitzunehmen um einen vielversprechenden Himmelskörper zu “impfen”.

    Mit etwas Glück vermehren sie sich und überleben uns alle.

  18. #18 frantischek
    18. November 2012

    @popostutzen;
    Weils ím nachhinein extrem schwierig wird zu unterscheiden ob man z.B. Leben auf dem Mars oder von der Erde eingeschlepptes Leben auf dem Mars entdeckt hat. Für dich und mich vielleicht nicht sooo wichtig, die Wissenschaftler die da seit Jahrzehnten dran ackern aber ein nicht zu unterschätzender Unterschied.

  19. #19 Torian
    Österreich
    20. November 2012

    @popostutzen
    Man sollte außerdem nicht unterschätzen welche Auswirkungen eingeschleppte Erdmikroben auf eventuell vorhandenes Leben haben könnten. Sieht man ja sehr gut auf der Erde welche Folgen nichtheimische Lebensformen auf das lokale Ökosystem haben können.

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