Wie schon gesagt, entstehen elektromagnetischen Wellen auf künstlichen Weg aber auch ständig und überall auf ganz natürliche Art und Weise. Nicht nur die Sonne sendet ständig elektromagnetische Wellen aus, auch Gewitter erzeugen sie beispielsweise. Werden durch Blitze elektromagnetische Wellen in der Atmosphäre erzeugt, dann breiten sie sich dort aus. Die Atmosphäre der Erde wirkt für sie wie ein Wellenleiter. Ungefähr 80 Kilometer über dem Erdboden beginnt die sogenannte Ionosphäre. Das ist eine atmosphärische Schicht, in der die energiereiche Sonnenstrahlung die Moleküle der Luft ionisiert, also Elektronen aus der Hülle der Atome schlägt und sie so elektrisch leitfähig macht. Der Raum zwischen Ionosphäre und Erdboden wirkt wie ein Wellenleiter; reflektiert die Wellen und sie können sich um die ganze Erde herum ausbreiten (das machen aber nicht alle, die kurzwellige Strahlung wird schneller absorbiert und gestreut als die langwelligere). Wenn die Welle nach einem Umlauf um die Erde wieder exakt auf ihren Ausgangspunkt trifft, kann sie sich selbst verstärken und eine stehende Welle bilden. Das passiert natürlich nur, wenn die Wellenlänge stimmt. Ist sie zu kurz oder zu lang, kommt es nicht zur Resonanz und die Welle verschwindet. Der Physiker Winfried Otto Schumann hat in den 1950er Jahren ausgerechnet, welche Frequenz so eine Welle haben muss, damit es zur Resonanz kommt.
Wenn eine Welle eine Frequenz von 7,83 Hertz (das entspricht einer Wellenlänge von 38288 Kilometer) hat, dann trifft sie nach einer Runde um die Erde wieder genau auf ihren Ausgangspunkt. Auch bei 14,1 oder 20,3 Hertz kommt es zur Resonanz. Und im Prinzip noch bei unendlich vielen weiteren Frequenzen – die sind dann aber nicht mehr so stark, weil sie immer öfter an der Ionosphäre reflektiert werden müssen. Die Erde und ihre Ionosphäre ist natürlich kein unveränderliches System. Die Erde ist keine exakte Kugel und je nachdem wo man sie umkreist ist der Weg ein bisschen länger oder kürzer. Die Stärke der Sonneneinstrahlung ändert sich im Laufe eines Tages (Tag-und-Nacht-Zyklus) und damit auch die Dicke der Ionosphäre und ihre Höhe über dem Boden. Auch im Laufe eines Jahres änderen sich die Eigenschaften der Ionosphäre periodisch. Das alles hat Auswirkungen auf die Frequenz, bei der es zur Schuhmann-Resonanz kommt. Es sind also nicht immer exakt 7,83 Hertz sondern manchmal ein bisschen weniger und manchmal ein bisschen mehr.
Und das war es auch schon mit der Schumann-Resonanz. Kein großes Geheimnis, nur eine elektromagnetische Welle. Es gibt keine “Erhöhung” der Resonanz, nur die üblichen und bekannten periodischen Variationen. Wenn sich die Schuhmann-Frequenz tatsächlich kontinuierlich erhöhen, dann hätte sich entweder die Größe der Erde dauerhaft ändern müssen, oder die Position der Ionosphäre. Beides hätte man gemerkt.
Auch mit dem Gehirn hat das alles nichts zu tun. Behauptungen, dass die Schuhmann-Frequenz irgendeinen Einfluss auf unser Gehirn hat, zeigt nur wieder, dass viele Leute zu wenig Ahnung von der Bedeutung bestimmter Wörter haben. Es stimmt, dass die Aktivität des Gehirns immer wieder rhythmische Phasen aufweist und mit bestimmten Frequenzen größer und kleiner wird. Einer dieser Rhythmen sind Alpha-Wellen, bei denen sich die Aktivität mit einer Frequenz von 8 bis 13 Hertz ändert. Aber nur weil das eine ähnliche Zahl ist wie die Schuhmann-Frequenz, müssen die beiden Phänomene nicht zwangsläufig zusammenhängen! “Hertz” bedeutet einfach nur “Schwingungen pro Sekunde”. Wenn ich meine Hand 7 Mal pro Sekunde auf und ab bewege, dann schwingt sie auch mit einer Frequenz von 7 Hertz. Mit der Schuhmann-Frequenz hat das trotzdem nichts zu tun. Das wäre in etwa so, als würde man behaupten, der Mensch würde in einer besonderen Beziehung zur Insel Malta stehen, weil die Körpertemperatur ungefähr 36 Grad beträgt und Malta auf einer geografischen Breite von 36 Grad liegt…
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