Abgesehen davon, dass bis jetzt trotz aller Bemühungen immer noch nicht nachgewiesen werden konnte, dass schädlicher “Elektrosmog” überhaupt existiert (wer meint, elektrische Felder “spüren” zu können, der soll sich bei der GWUP melden – mit einem Nachweis dieser Fähigkeit kann man dort viel Geld gewinnen) stellt sich natürlich die Frage, wieso die bösen WLAN-Wellen nur den konventionellen Kunstschnee stören. Wird der normale Naturschnee davon nicht beeinflusst? Aber ok – tun wir mal so, als wüssten wir nicht, dass belebtes Wasser der schon mehrmals erwähnte “parawissenschaftliche Unfug” ist und überlegen uns, wie man solche Behauptungen belegen könnte.
Da wird von der “Molekularstruktur” des Schnees gesprochen. Von “Räumen zwischen Molekülen”, die unterschiedlich groß sind, je nachdem, ob man “belebtes” Wasser verwendet oder normales Wasser. Um solche Behauptungen zu belegen, würde ich mir ein paar schöne Laboruntersuchungen mit mikroskopischer Analyse erwarten (oder anderen Methoden, um so etwas festzustellen; ich bin kein Experte). Zuerst müssen natürlich die Grundlagen geklärt werden. Man braucht viele Proben der verschiedensten Sorten von natürlich gefallenen Schnee. Je nach Wetter, Temperatur und Wassergehalt kann der ja locker-flockig sein oder hart wie Eis. Man bestimmt nun also die Schwankungsbreite der Abstände zwischen den Molekülen bei normalen Schneesorten. Danach macht man das gleiche mit Kunstschnee. Und dann mit “belebtem” Wasser. Wenn sich dann nach einer vernünftigen statistischen Auswertung zeigt, dass die “Räume zwischen den Molekülen” bei “belebtem” Schnee tatsächlich signifikant kleiner sind als bei normalen Kunstschneesorten, dann hat man etwas, worüber man diskutieren kann.
Aber das wäre ja echte Wissenschaft. Und man verwendet in der Wasserbelebungsszene zwar gerne wissenschaftlich klingende Begriffe. Von echten wissenschaftlichen Analysen lässt man aber dann meistens doch die Finger. Dabei klang der Bericht im österreichischen Fernsehen schon so vielversprechend: “Das System wird derzeit im Kompetenzzentrum für Kunstschneeerzeugung in Lech getestet”, heißt es da. Das klingt beeindruckend; so nach großem Labor in dem jede Menge Wissenschaftler alles erforschen, was man über Schnee erforschen kann. Und vielleicht gibt es so etwas in Lech ja auch (ich habe allerdings bis jetzt keine entsprechende Einrichtung gefunden). Aber der Test des “belebten” Schnees verlief ganz anders. Auf der Homepage der Firma (Webcite) kann man nachlesen, was man gemacht hatte:
“Am 15.11.2012 wurden im Skigebiet Lech am „Schlegelkopf“ mit zwei Beschneiungsmaschinen punktuell zwei Schneefelder mit gleicher Schneizeit erzeugt. Eine der beiden Schneemaschinen war mit der ERSO-HESU Technologie ausgestattet. In weiterer Folge wurde die Abtauphase beobachtet. Am Ende des ersten Tages waren beide Schneefelder noch vorhanden. Am zweiten Tag war das Schneefeld, das mit der traditionellen Technologie erzeugt wurde, um 12:00 Uhr vollkommen abgetaut, während das „ERSO-HESU Schneefeld“ erst nach 14:00 Uhr abgeschmolzen war. Das Ergebnis: ERSO-HESU Schnee hält um 2 Stunden, also rund 30% länger!”
Man hat also zwei Schneekanonen angeworfen und dann zugeschaut, wie der Schnee schmilzt. Ok, das ist keine Laboruntersuchung. Aber wenn ein Effekt existieren würde, dann könnte man ihn so vielleicht auch sehen, muss sich aber ein bisschen mehr anstrengen. Wie schnell Schnee schmilzt hängt von vielen Faktoren ab: der Temperatur, dem Wetter, der Bodenbeschaffenheit, der Art und Weise wie die Piste präpariert und von den Sportlern befahren wird – wahrscheinlich sogar von der Art und Weise wie der Beschneier die Maschine bedient. Idealerweise würde man sich für das Experiment eine große Halle aussuchen (es gibt ja mittlerweile auch viele Indoor-Skipisten), in der die Bedingungen kontrolliert werden können. Der Boden dieser Halle wird beschneit. Dabei weiß die Person, die die Maschinen bedient, nicht, welche gerade an der Reihe ist. Und bei der Auswertung der Experimente weiß auch niemand, welcher Teil durch welche Maschine beschneit wurde. Dann hat man ein doppelblindes Experiment und schon ein bisschen mehr Sicherheit, dass man keine subjektiven Fehler gemacht hat. Wenn man das Experiment in der freien Natur durchführt, wird alles schwieriger. Hier müsste man das Experiment auf jeden Fall mehr als einmal durchführen. An verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und natürlich ebenfalls doppelblind. Dann braucht es noch eine vernünftige statistische Auswertung um signifikante Effekte zu erkennen.
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