Mittlerweile ist klar, dass es da draußen im All jede Menge Planeten gibt. 100 bis 200 Milliarden Planeten allein in unserer Milchstraße. Und 17 Prozent aller Sterne sollen einen erdähnlichen Planeten haben. Die Entwicklung ist wirklich rasant. Vor ein paar Jahren noch kannten wir keinen einzigen erdähnlichen Planeten und konnten nur vermuten, dass es sie gibt. Erst 2009 entdeckte man den ersten Planeten mit fester Oberfläche. Und knapp 4 Jahre später wissen wir schon so viel über diese Objekte, damit Leute populärwissenschaftliche Bücher darüber schreiben können! Ein Buch wie “The Life of Super-Earths: How the Hunt for Alien Worlds and Artificial Cells Will Revolutionize Life on Our Planet” von Dimitar Sasselov.
Sasselov muss wissen, wovon er redet. Er ist Astronom, selbst auf der Suche nach Exoplaneten und arbeitet beim Team des Weltraumteleskops Kepler mit, das für die Entdeckung der meisten potentiellen Exoplaneten verantwortlich ist. Sein vor kurzem erschienenes Buch ist zwar kurz (170 Seiten, plus diverse Anmerkungen und Fussnoten) aber trotzdem auf jeden Fall lesenswert. Das Buch hält sich erst gar nicht lange mit historischen Abhandlungen auf, sondern beschäftigt sich hauptsächlich mit den neuen Entdeckungen. Natürlich gibt es trotzdem eine Einleitung zum Thema. Sasselov erzählt, wie er damals 1995 von der Entdeckung des ersten Exoplaneten erfahren hatte – und wie absurd diese “heißen Jupiter”-Planeten damals aus die Astronomen wirkten. Sasselov erzählt, was Planeten eigentlich sind, wie sie entstehen und wie man sie finden kann. Das alles macht ungefähr ein Drittel des Buches aus und auch wenn es sich dabei um Themen und Erkenntnisse handelt, die schon lange bekannt sind und in vielen anderen Büchern abgehandelt wurden, macht es doch Spaß, Sasselovs Ansicht zu lesen. Er erzählt oft aus seinem eigenen Arbeitsleben und bringt seine persönliche Perspektive ein.
Das eigentliche Thema des Buches sind aber die Super-Erden. Damit sind Planeten gemeint, die größer als die Erde sind, aber keine Gasplaneten wie Jupiter und Saturn oder Eisriesen wie Uranus und Neptun. In unserem Sonnensystem gibt es so etwas nicht. Die Erde ist der größte “felsige” Planet mit einer festen Oberfläche. Der Planet mit der nächstgrößeren Masse ist dann aber schon der riesige Gasplanet Uranus. Dazwischen gibt es nichts. In anderen Planetensystemen ist das nicht so. Dort gibt es Planeten mit der mehrfachen Masse der Erde, die trotzdem noch eine feste Oberfläche haben. Das sind die “Super-Erden” und sie sind wirklich interessant. Es gibt verschiedene Typen – zum Beispiel welche, die komplett von Wasser bedeckt sind und einen Mantel aus “Eis” haben, das ein 1000 Grad heiß ist!
Sasselov beschäftigt sich aber nicht nur mit den Super-Erden, sondern auch mit dem Leben (und wie sich herausstellt, hängen beide Themen zusammen). Zuerst erklärt Sasselov auch hier die Grundlagen. Warum zum Beispiel befinden sich Lebewesen, was die Größe angeht, fast genau in der Mitte zwischen Galaxien und Atomen? Der Grund liegt in dem, was wir als lebendig bezeichnen. Leben braucht gewisse Voraussetzungen; zum Beispiel eine gewisse Chemie. Und diese Voraussetzungen findet man eben weder auf galaktischer Ebene, noch auf atomarer Ebene. Aber vor allem braucht das Leben einen Planeten. Ohne Planet, so argumentiert Sasselov, kann es kein Leben geben. Und gerade deswegen sind die Super-Erden so wichtig. Denn wir mögen zwar die Erde für den ultimativen Höhepunkt der Lebensfreundlichkeit halten. Die großen Super-Erden dagegen könnten sogar noch besser für die Entwicklung des Lebens sein, wie Sasselov erklärt (das hängt vor allem mit den tektonischen Abläufen zusammen).
Wie gesagt: Das Buch ist kurz. Aber es steht trotzdem sehr viel drin! Sasselov verbindet zwei faszinierende Themen; die Suche nach extrasolaren Planeten und die Frage nach der Entstehung des Lebens. Er erzählt dabei von aktueller Forschung und findet originelle Wege, Dinge zu erklären. Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel die faszinierende Geschichte und die globale Bedeutung des Minerals Perowskit. Oder von Würmern, die kilometertief unter der Erde direkt im Gestein wohnen. Oder über Kohlenstoffplaneten mit Oberflächen aus Graphit und Diamant.
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