Auch im realen Fall von Schön ist es der Druck der Spitzenforschung, der Zwang immer mehr und in immer besseren Journalen zu publizieren, der Wunsch, mit der Spitze mithalten zu können, der am Ende zum Betrug führt. Sowohl “Ein tiefer Fall” als auch “Plastic Fantastic” beschreiben anschaulich, wie Betrug in der Wissenschaft ablaufen kann und warum Wissenschaftler beginnen, zu betrügen. Beide Bücher kann ich nur empfehlen.

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Kommentare (7)

  1. #1 badhofer
    steyr
    6. Februar 2013

    – Folgende Aussage von dir wird von der Allgemeinheit total unterschätzt: “Die Wissenschaft besteht ja nicht nur aus großen Revolutionen sondern auch aus viel Handwerk und nicht ganz so dramatischer Alltagsarbeit.”

  2. #2 Jan
    6. Februar 2013

    Und ich hatte unter der Überschrift einen Kommentar zum “Fall Schavan” erwartet. “Der Rote” hab ich vor einiger Zeit gelesen und fand das Buch damals auch gut. Danke also für den Hinweis auf das neue.

  3. #3 Abe
    6. Februar 2013

    Ich finde Ihre Beschreibung des Wissenschaftsbetrieb durchaus treffend, aber im Urteil zu optimistisch – es sind doch nicht die angeblich wenigen schwarzen Schafe, die man dann auch noch mit den systemimmanenten Methoden der Wissenschaft entlarven könne – ja zwangsläufig zur Entlarvung führen müssen. Die ganze Struktur des Wissenschaftsbetriebes führt doch geradezu zur Täuschung. Die Anhäufung von positiver Einzelfaktizität (d.i. Paper 9999 in Fachjournal 999 bei immer weiter sich atomisierenden Bindestrich-Sub-Fachbereichen von Fachbereichen) ignoriert vollkommen, wann und in welcher Gesellschaft und zu welchen Zwecken diese Erkenntnisse gewonnen werden. Das Modell funktioniert noch einigermaßen in den Naturwissenschaften, weil sich da zwangsläufig falsche Erkenntnisse vor der Realität blamieren müssen, aber selbst hier setzt doch die Gesellschaft die Zwecke und Art der Forschung (Militär als der Fortschritts- und innovationsmotor, um nur mal das abgeschmackteste Beispiel zu bedienen) – und sie setzt diese Zwecke mehr unbewusst und irrational.

  4. #4 Pete
    6. Februar 2013

    Ich finde in dem Zusammenhang diesen Blog lesenswert:
    https://www.forschungsmafia.de/blog/

    Manchmal wuensche ich mir, der Autor wuerde mal widerlegt werden, einfach so als Zeichen, dass es doch nicht so schlimm wie geschildert ist…

    Pete

  5. #5 Hans
    7. Februar 2013

    Ich hatte unter der Überschrift jetzt eigentlich auch was zum “Fall Schavan” erwartet und mich dann, als schliesslich das Buch genannt wurde, um das es eigentlich geht gefragt, ob ich die weitere Lektüre des Artikels abbrechen soll? (Hab mich schliesslich doch dagegen entschieden.) Als das Cover des Buches so langsam ins Bild rückte, bin ich auch erst noch davon ausgegangen, es würde sich um ein Sachbuch handeln, welches das Phänomen beschreibt. – Nun ja, da bin ich ja nicht der Einzige, der hier auf’s Glatteis geführt wurde. Ich bezweifel allerdings, ob die Art der Verarbeitung als Krimi kurzfristig was an der Misere im derzeitigen Wissenschaftsbetrieb ändern wird. Mittel bis Langfristig vielleicht, aber da wird sich die Betrachtung wohl über Generationen hin ziehen, um nicht den Begriff von den “geologischen Zeiträumen” zu strapazieren. Aber bis sich herum spricht, (und auch geglaubt wird) dass die Szenarien, so wie sie dort geschildert werden nicht der Phantasie des Autors, sondern der Realität entsprungen sind, wird es wahrscheinlich auch eine Weile dauern, zumal Krimis ja auch nicht jedermanns Sache sind. Ob es einen Unterschied machen würde, wenn die Geschichte im Science Fiction Gewand daher käme, mag ich allerdings auch nicht beurteilen. Vermutlich würde es dann aber eher noch länger dauern, bis sich am allgemeinen Bewusstsein in dieser Hinsicht was ändert. Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

  6. #6 Florian Freistetter
    7. Februar 2013

    @Hans: “ch hatte unter der Überschrift jetzt eigentlich auch was zum “Fall Schavan” erwartet und mich dann, als schliesslich das Buch genannt wurde, um das es eigentlich geht gefragt, ob ich die weitere Lektüre des Artikels abbrechen soll? “

    Hu – welch Dramatik! Die Lektüre abbrechen, weils NICHT um Schavan geht… Über die Frau kannst du eh überall genug lesen. Weisst du, ich bin gerade unterwegs und mache so etwas ähnliches wie Urlaub. Die Artikel dieser Woche habe ich alle letzte Woche geschrieben; die werden automatisch veröffentlicht. Das dieser hier gleichzeitig mit Schavans Theater veröffentlicht wurde, ist Zufall.

    “Nun ja, da bin ich ja nicht der Einzige, der hier auf’s Glatteis geführt wurde. “

    ??? Ich habe eine Rezension über ein Buch geschrieben. Zwei Bücher eigentlich; einen Roman und ein Sachbuch. Ich habe hier überhaupt niemanden “aufs Glatteis geführt”. Wenn ich nicht den Artikel geschrieben habe, den du lesen wolltest, tut es mir leid.

    “ch bezweifel allerdings, ob die Art der Verarbeitung als Krimi kurzfristig was an der Misere im derzeitigen Wissenschaftsbetrieb ändern wird.”

    Ich bezweifle, ob das Sinn des Buches war.

  7. #7 Hans
    7. Februar 2013

    @Florian: Na dann ist das wirklich ein sehr dummer Zufall, das der Artikel passend zu Frau Schavans Theater publiziert wurde. Aber die Überschrift weckt im Augenblick nun mal diese Assoziation, – bei mir zumindest. Aber ansonsten ist es schon richtig, das man zu dem Theater von Frau Schavan überall sonst genug zu lesen bekommt.

    Und was ich lesen will, sind interessante Beiträge, wobei ich mich auch gern überraschen lasse.

    Über den Sinn von Literatur kann man natürlich unterschiedliche Ansichten vertreten. Und ich vermute halt, das es auch eine Intension des Autors war, den Wissenschaftsbetrieb auf dieser Weise einem Publikum vorzustellen, das damit ansonsten nichts zu tun hat. Wenn ich damit falsch liege, ist es auch kein Drama.