Zum Beispiel können Planeten, die sich früher weiter entfernt vom Stern befunden haben durch planetare Migration näher an den neu entstandenen weißen Zwerg rücken. Planeten, auf denen es früher zu kalt war, könnten nun in den Genuss ausreichender Wärme kommen, um Leben zu entwickeln. Es können aber auch komplett neue Planeten entstehen! Nach dem Tod eines Sterns bleiben oft “Trümmer” zurück, die den weißen Zwerg umgeben, genauso wie damals vor 4,5 Milliarden Jahren eine Scheibe aus Staub und Gas die junge Sonne umgeben hat. Und genauso wie daraus damals die Planeten entstanden, könnten auch nach dem Tod des Sterns neue Planeten entstehen. Wir kennen zwei solcher Fälle: Zwei Pulsare, ebenfalls Endstadien der Sternentwicklung, werden von Planeten umkreist. Pulsare sind das, was von Sternen übrig bleibt, die schwerer sind als die Sonne. Hier entsteht kein weißer Zwerg, sondern ein noch kleinerer und dichterer Neutronenstern bzw. Pulsar. Und wenn die Planeten haben können, dann auch weißer Zwerge. Bisherige Beobachtungen zeigen, dass bis zu 30 Prozent aller weißen Zwerge von solchen Trümmerscheiben umgeben sein könnten. Und wo es Trümmerscheiben gibt, gibt es vielleicht auch Planeten. Und da die weißen Zwerge sehr, sehr lange brauchen, um komplett abzukühlen, haben die Planeten auch genug Zeit, um Leben zu entwickeln.
Das klingt alles sehr spannend und cool. Planeten, die sich erst nach dem Tod eines Sterns entwickeln! Planeten, die einen toten Stern umkreisen, der nur so groß wie die Erde ist, und auf denen trotzdem Leben existiert. Die Sache hat nur einen Haken: Bis jetzt haben wir keinen einzigen Planeten entdeckt, der auch tatsächlich einen weißen Zwerg umkreist. Aber wenn es so einen Planeten gäbe, dann könnte man dort ziemlich gut nach Biomarkern suchen. Das haben Abraham Loeb und Dan Maoz in ihrem Artikel “Detecting bio-markers in habitable-zone earths transiting white dwarfs” untersucht. Das JWST könnte nach nur fünf Stunden Beobachtung die Signale von Sauerstoff in der Atmosphäre eines Planeten finden, der einen weißen Zwerg umkreist. Das zeigt dieses Bild aus ihrer Arbeit:
Die schwarze Kurve ganz oben zeigt, wie das Licht eines weißen Zwergs aussehen würde, dass durch die Atmosphäre eines Planeten mit Sauerstoff in der Atmosphäre gefiltert wurde. Der Sauerstoff blockiert bestimmte Wellenlängenbereiche des Lichts: das sind die tiefen “Täler” die man besonders ganz rechts und ganz links sehen kann. So sähe es im Idealfall aus, wenn man ein Teleskop mit perfekter Auflösung hätte, das keine Messfehler macht. In der Realität wird man eher etwas messen, dass der zweiten schwarzen Kurve darunter entspricht (eigentlich müssten die Kurven ja übereinander liegen; der Übersicht wegen wurden sie im Bild aber getrennt). Und wenn das JWST das Licht dieses simulierten Sterns messen würde, würde man die rote Kurve erhalten. Die ist nicht mehr so schön wie die ursprüngliche Kurve. Aber man erkennt trotzdem noch deutliche die tiefen Täler, die auf den Sauerstoff hinweisen. Und das alles nach nur 5 Stunden Belichtungszeit – enorm wenig verglichen mit den dutzenden bzw. hunderten Stunden Belichtungszeit, die bei anderen Sternen notwendig wären.
Weiße Zwerge wären also gute Kandidaten, um dort nach Leben zu suchen. Allerdings muss man zuerst mal ein Planeten finden. Bis jetzt kennen wir noch keinen. Aber es sind demnächst ein paar Weltraummissionen geplant – zum Beispiel Gaia – die die Zahl der bekannten weißen Zwerge deutlich erhöhen werden. Und dann erhöht sich auch die Chance, dort Planeten zu finden. Und wer weiß: Vielleicht ist da draußen tatsächlich irgendwo ein Planet, der quasi erst im zweiten Anlauf Leben entwickelt hat und einen toten Stern umkreist. Eine faszinierende Vorstellung…
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