Ich habe schon seit längerem keine schönen bunten Sternenbilder gezeigt. Und in nächster Zeit wird es auch keine geben (dazu mehr heute Nachmittag). Deswegen habe ich hier noch schnell ein paar nette Bilder rausgesucht.
Fangen wir mit diesem hier an. Was ist das?
Das gleiche, wie das nächste Bild, nur in blau:
Tut mir leid, blöder Witz 😉 Aber bevor ich mehr zu dem Bild sage, habe ich auch noch eine rote Version:
Die Bilder zeigen einen ehemaligen Stern, einen sogenannten Supernovaüberrest. So nennen die Astronomen wenig überraschend das, was nach einer Supernovaexplosion von einem Stern übrig bleibt. Das besondere an diesen Bildern ist das Alter: Der Stern ist erst vor 2500 Jahren explodiert und das Objekt gehört damit zu den jüngsten Supernovaüberresten in unserer Milchstraße.
Es trägt den poetischen Namen G306.3-0.9 (benannt nach den Koordinaten am Himmel an denen es sich befindet) und wurde vom Weltraumteleskop SWIFT entdeckt. SWIFT war damit beschäftigt, einen Katalog der galaktischen Zentralregion im Röntgenlicht zu erstellen. Im Sternbild Centaurus stieß man dabei auf auf ein kleines, nebliges Ding, das verdächtig nach einem Supernovaüberrest aussah. Das, was SWIFT da gesehen hat, zeigt das erste “blaue” Bild oben. Es ist also nicht wirklich blau, denn SWIFT sieht ja nur Röntgenlicht und das können unsere Augen nicht sehen. Die Wissenschaftler haben die Intensität des Röntgenlichts einfach nur in verschiedenen Blautönen dargestellt, damit wir etwas damit anfangen können.
Um zu überprüfen, ob man wirklich etwas gefunden hatte, hat man die Gegend auch mit dem Chandra Röntgenweltraumteleskop beobachtet und auch von der Erde aus mit dem Australia Telescope Compact Array, einem Radioteleskop. Von dort stammt die zweite Aufnahme, in violett. Die natürlich in Wirklichkeit auch nicht violett ist, da sie ja Radiostrahlung zeigt, die wir ebenfalls nicht sehen können. Schließlich hat man auch noch in den Daten des Spitzer-Weltraumteleskops gesucht und das Objekt dort ebenfalls gefunden. Spitzer sieht den Himmel im Infrarotlicht und das zeigt das dritte, rote Bild.
Die drei Bilder zeigen also die Explosion eines Sterns in verschiedenen Wellenlängenbereichen des elektromagnetischen Spektrums. Wenn ein großer Stern am Ende seines Lebens keinen Brennstoff mehr hat, dann kollabiert er und am Ende gibt es eine große Explosion. Der Stern schleudert Teile seiner Hülle und seines Kerns ins All und genau dieses Material sehen wir auf den Bilder. Eine genaue Analyse der Daten verriet den Wissenschaftler auch, wie schnell sich das Zeug bewegt: Die Schockwelle breitet sich mit ungefähr 2,4 Millionen km/h aus. Zusammen mit der aktuellen Größe des Objekts kann man so auch berechnen, wann die Explosion stattgefunden hat.
Die Daten des Chandra-Teleskops haben auch gezeigt, was in den Resten des Sterns enthalten ist. Eisen zum Beispiel oder Neon, Silizium und Schwefel. Supernova machen nicht nur schöne, bunte Bilder – sondern sie sind auch dafür verantwortlich, dass es uns überhaupt gibt! All die schweren Elemente aus denen wir gemacht sind und aus denen unsere Erde gemacht ist, existierten ursprünglich nicht. Da gab es nur Wasserstoff und Helium. Alles andere musste erst im Inneren der ersten Sterne erzeugt werden. Und Supernova-Explosionen schleuderten sie überall in den Weltraum. Erst danach konnten Planeten entstehen. Oder Menschen…
In der wissenschaftlichen Arbeit zum Thema (“G306.3-0.9: A newly discovered young galactic supernova remnant”) sagen die Forscher, dass man bisher nur 309 der vermuteten 1000 Supernovaüberreste in unserer Milchstraße gefunden hat. Es finden ja im Durchschnitt etwa 20 Supernovae pro Jahrtausend statt. Aber wir können nicht alle davon sehen; viele werden zum Beispiel von den dichten Staubwolken im Zentrum der Milchstraße blockiert. Und die Supernovaüberreste lösen sich auch irgendwann auf und verschmelzen mit dem Hintergrund. Trotzdem, 309 sind ein bisschen wenig. Es lohnt sich, weiter zu suchen, meinen die Forscher, denn man kann immer noch äußerst interessante Objekte finden. G306.3-0.9 ist das beste Beispiel dafür.
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