Aber dazu müsste man sich erstmal einig sein, was die Dinge am Himmel zu bedeuten haben. Die Astrologin des “astro-salon” meint zum Beispiel (WebCite), die Zwillinge wären schuld am Anschlag.
“Im Horoskop des Anschlages vom 11. September 2001 und dem Horoskop des Boston-Marathon-Anschlags suche ich die Wiederholung. Die Wiederholung liegt auf 15° Zwillinge. Im Horoskop vom 11. September stand Saturn auf 15 ° Zwillinge und diesmal ist es Jupiter.”
Hier sieht man nochmal sehr schön, was ich in meinem früheren Artikel ausführlich erklärt habe: Astrologie ist völlig beliebig und hat keine konsistente logische Grundlage. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, wie die Planeten im Horoskop angeordnet sein können. Dieser in Konjunktion zu jenem, jener in Opposition zu diesem und alle können in irgendwelchen Häusern und irgendwelchen Beziehungen zu irgendwelchen Sternbildern stehen. Alles ist möglich und deswegen kann man auch alles finden. Hinterher natürlich. Ein Horoskop, mit all seinen verschiedenen Möglichkeiten und den unklaren Definitionen hat das Potential, alles vorherzusagen. Und ist damit gleichzeitig wertlos. Denn man braucht eine Methode, um zu wissen, welche der unzähligen Informationen die im Horoskop stecken relevant sind und welche nicht. Und das weiß man immer erst hinterher. Wenn etwas schon passiert ist, dann fällt es leicht, auf das Horoskop zu blicken und sich von all den Möglichkeiten genau die heraus zu suchen, die zu dem passen, was man erklären will. Genau das tun die Astrologen und genau deswegen ist es für sie nicht möglich, ein Ereignis wie den Anschlag von Boston vorherzusagen. Sie mussten erst wissen, dass der Anschlag stattgefunden hat um zu wissen, was sie im Horoskop finden wollen.
Die Astrologie leidet (neben vielen anderen Dingen) an einem Mangel an Statistik. Ich habe das in diesem Artikel sehr ausführlich anhand der Vorhersage von Erdbeben beschrieben. Das ist ja auch etwas, das Astrologen gerne tun; nachdem das Erdbeben stattgefunden hat natürlich. Das große Beben von Haiti im Jahr 2010 hat das deutlich gezeigt. Wenn die Astrologin des astro-salon meint, es würde auf einen Anschlag deuten, wenn ein Planet auf “15° Zwilling” steht, dann reicht es nicht aus, zwei Fälle zu betrachten (vor allem nicht, wenn man die These erst hinterher formuliert). Man müsste nachsehen, wie oft ein Planet in genau dieser Position steht. Man muss nachsehen, wie oft zu diesen Zeitpunkten ein Anschlag stattgefunden hat. Und wie oft nicht. Astrologen picken sich die Ereignisse und Konstellationen heraus, die zu dem passen, was sie erklären wollen. Den ganzen Rest ignorieren sie. Mit dieser “Methode” kann man wunderbar nachträglich alles mögliche “erklären” und die Astrologie kann es besonders gut. Sie bietet ja eine Vielzahl an Möglichkeiten, unter denen man wählen kann. Irgendwas wird sich schon finden, dass auf die aktuelle Situation passt. Aber vorhersagen kann man damit nichts. Dazu müsste man eine Idee haben, was wirklich passiert. Man müsste ein konsistentes Modell der Bedeutungen und Interpretationen haben und das hat man nicht.
Beim astro-salon waren es Jupiter, Saturn und 15° Zwilling, die passend für eine “Erklärung” gefunden wurden. In einem englischsprachigen “Astroblog” ((WebCite) sind es dagegen Saturn, Pluto und Uranus:
“Essentially, Saturn linked to Pluto in any sign combination has much destructive, transformational potential. Deaths and extreme life changing events are accentuated when this energy combination prevails, The desire for control & retaliation is pronounced.”
Bei “Stellar Insights Astrology (WebCite) ist dagegen Neptun schuld:
“Neptune setting about 6 minutes after explosions at the finish line of todays Boston Marathon suggests some kind of terrorism- but it’s not exactly clear what kind of terrorism.”
Und bei den “Planet Waves” (WebCite) sind auch noch der Mond und der Asteroid Vesta beteiligt (was übrigens wieder auf einen vorgetäuschten Anschlag hindeutet).
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