In der Astronomie kommt man ohne Winkel nicht weit. Schon bei der absolut grundlegenden sphärischen Astronomie, die festlegt, wie man die Position von Himmelskörpern beschreibt, stößt man sofort auf Winkelmaße. Die Höhe eines Sterns über dem Horizont wird als Winkel angegeben; genauso wie der Abstand eines Beobachters auf der Erde vom Äquator (geografische Breite). Die scheinbare Ausdehnung eines Objekts – zum Beispiel die Größe der Sonne am Himmel – wird als Winkeldurchmesser angegeben und die Winkel findet man auch sonst überall. Meistens sind es aber “klassische” Winkelwerte, die in “Grad” angegeben werden. Ein kompletter Kreis hat 360 Grad; ein Grad hat 60 Minuten und eine Minute 60 Sekunden. Das lernt jeder in der Schule und ist nicht weiter schwer zu verstehen.
“Grad” ist aber keine offizielle SI-Einheit, gehört also nicht zum international anerkannten physikalischen Einheitensystem. Ein Winkelmaß taucht bei den sieben Basiseinheiten (Meter, Kilogramm, Sekunde, Ampere, Kelvin, Mol und Candela) überhaupt nicht auf, dafür aber bei den aus diesen Basisgrößen abgeleiteten Einheiten. Die abgeleitete SI-Einheit für den Winkel ist der Radiant. Die deutsche Wikipedia definiert diesen Winkel so:
“Der ebene Winkel von 1 Radiant umschließt auf der Umfangslinie eines Kreises mit 1 Meter Radius einen Bogen der Länge 1 Meter.”
Das klingt ein wenig kompliziert und erschließt sich nicht ganz so einfach wie die klassische 360-Grad-Einteilung. In der englischen Wikipedia habe ich aber eine höchst wunderbare Animation gefunden, die das Konzept sehr anschaulich demonstriert:
Ohne weitere Worte sollte so jeder verstehen, wie ein Radiant definiert ist. Und warum ein voller Kreis genau einem Winkel von 2Pi Radiant enstpricht.
P.S. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich in meiner Zeit als Astronom Pi/180 beziehungsweise 180/Pi in den Taschenrechner getippt habe, um zwischen Grad und Radiant hin und her zu rechnen. Wider den Einheitenwahnsinn!! Lang lebe das SI-System!!
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