“Unter ‘Auslauf’ versteht man die Möglichkeit der Rinder, sich unter freiem Himmel außerhalb des Stalls zu bewegen. Laut EU-Bioverordnung müssen Rinder an hundertachtzig Tagen pro Jahr in den Auslauf gelassen werden – es wird aber nicht vorgeschrieben, wie lange. Ein Auslauf muss nicht begrünt sein, ein eingezäunter Bereich vor dem Stall reicht aus. Manche Bio-Laufställe (das sind Ställe ohne Anbindung der Rinder) verfügen in der Mitte über eine Aussparung im Dach. Durch diese Lücke regnet es herein und die Sonne scheint hindurch. Solche Installationen gelten auch in der biologischen Rinderhaltung bereits als Auslauf, wenn sie breit genug sind. Die Tiere brauchen dann nicht mehr aus dem Stallbereich gelassen werde.”
Hier sind ein paar Bilder:
Natürlich ist es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wo unser Essen her kommt und wie wir Tier- und Landwirtschaft betreiben. Wir sollten dabei auf die Umwelt achten, die Tiere nicht unnötig quälen und gesunde Lebensmittel produzieren. Aber “Bio” hat damit nicht viel zu tun. Der Marketing-Chef von vorhin sagt im Buch:
“Es ist uns gelungen, Bio zu einem Lifestyle zu machen und der Markt boomt.”
Ja, “Bio” ist im wesentlichen ein Label, mit dem wir uns ein gutes Gewissen kaufen. Wenn wir Bio-Eier, Bio-Milch oder Bio-Gemüse kaufen, dann können wir uns dabei die heile Welt der Werbung vorstellen. Wir können als umweltbewusste, ökologische Konsumenten fühlen, die sich Gedanken um die Natur machen. Aber das “Bio”-Gefühl hat mit der Realität kaum etwas zu tun. Am Ende seines Buchs beschreibt Arvay, wie vernünftige und umweltbewusste Landwirtschaft tatsächlich aussehen könnte. Mehr Mischkulturen, mehr Direktvermarktung und vor allem Konsumenten, die sich der Lage bewusst sind und nicht auf die Werbung der Supermärkte herein fallen. Aber es müsste sich viel ändern, damit die Welt in dieser Hinsicht wirklich besser wird. Heute werden jede Menge Lebensmittel verschwendet, weil sie nicht “schön” genug sind, um in Supermärkten verkauft werden zu können oder weil die Produzenten mit den logistischen Vorgaben der Märkte nicht mithalten können. Es bräuchte komplett andere Handelsgewohnheiten und andere Konsumenten (die auch bereit sind, das für die Lebensmittel zu bezahlen, was sie wert sind) damit eine ökologische Landwirtschaft ausreichend produktiv sein kann.
Ich kann das Buch nur empfehlen. Wir wissen zwar alle, dass man der Werbung nicht trauen soll. Aber es ist trotz allem erschreckend zu sehen, wie sehr bei “Bio” die Realität von unserer Vorstellung abweicht. Natürlich wird es auch Bio-Produzenten geben, die tatsächlich gute, nachhaltige und ökologische Produkte herstellen. Aber die kann man genauso gut in der konventionellen Landwirtschaft finden. “Bio” ist nur ein Lifestyle-Label. “Bio” ist nicht besser. “Bio” ist tatsächlich ein teurer Schmäh…
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