Zumindest ist bei HD 106906b sicher gestellt, dass es sich um einen Begleiter des Sterns handelt. Denn auch das ist nicht sicher; nur weil man einen kleinen Lichtpunkt neben dem Stern sieht muss das ja noch lange kein Planet sein. Es könnte ja auch ein Stern im Hintergrund sein, der nur zufällig gerade dort zu sehen ist. Aber das kann man überprüfen, wenn man den Stern für ein paar Jahre bzw. Monate beobachtet. Jeder Stern bewegt sich durch die Milchstraße und wenn der kleine Lichtpunkt ein echter Begleiter ist, dann bewegt er sich mit ihm mit. Genau das war hier der Fall und deswegen weiß man, dass es sich nicht um einen Hintergrundstern handeln kann. Eine Bewegung des Planeten um den Stern kann man allerdings nicht sehen. Bei einem Abstand von 650 Astronomischen Einheiten würde ein Umlauf des Planeten um den Stern mehr als 15.000 Jahre dauern und nach nur ein paar Jahren Beobachtung ist diese langsame Bewegung natürlich noch nicht zu sehen.
Aber wie kommt der Planet nun so weit nach draußen? Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er entstand weiter innen und wurde nach draußen geschleudert. Das ist nicht außergewöhnlich; so etwas kommt bei der Entstehung von Planeten ständig vor. Es entstehen fast immer mehr Planeten als aus dynamischer Sicht Platz haben und der Überschuss fliegt eben raus. Aber dann sollte man eigentlich auch entsprechende Störungen in der Staubscheibe um den Stern sehen. Ein Planet der sich von innen ganz nach außen bewegt und die Staubscheibe kreuzt sollte die Asteroiden durcheianderbringen die diesen Staub produzieren. Davon aber sieht man nichts.
Der Planet kann auch direkt dort draußen entstanden sein. Dass er dort aber auf die “typische” Art von Planeten ensteht ist eher unwahrscheinlich. Denn normale Planeten bilden sich aus Kollisionen von kleinen Staub- und Gesteinsbrocken und wachsen im Laufe der Zeit an. So weit draußen würde sich das ganze Zeug aber so enorm langsam um den Stern bewegen, dass niemals genug Kollisionen stattfinden können, um einen ausgewachsenen Planeten zu produzieren. Das sieht man ja auch schon in unserem Sonnensystem, wo die weiter außen gelegenen Planeten Uranus und Neptun deutlich kleiner sind als Jupiter und Saturn.
HD 106906b müsste dann also eher nach Art eines Sterns entstanden sein; also aus dem Kollaps einer großen Gaswolke. Auch das ist nicht ungewöhnlich, denn es entstehen immer wieder Doppel- und Mehrfachsternsysteme in denen die Partner mehrere hunderte oder tausende Astronomische Einheiten voneinander entfernt sind. Aber das sind eben Doppelsterne und keine Planetensysteme. Vielleicht ist HD 106906b ja doch eher ein brauner Zwerg (die durchaus so weit entfernt von nem Stern aus dem Kollaps einer Gaswolke entstehen können).
Ich persönlich glaube, dass es noch deutlich zu früh ist, hier jetzt großartig zu spekulieren; neue Theorien zur Planetenentstehung zu entwerfen, und so weiter. Was die direkt beobachtbaren Himmelskörper angeht, befinden wir uns derzeit in einer ähnlichen Situation wie die gesamte Exoplanetenforschung Ende der 1990er Jahre. Damals hatte man gerade eine Handvoll Planeten entdeckt und die waren alle ziemlich seltsam. Auch das waren Planeten, die eigentlich nicht da sein sollten, wo man sie fand (ganz dicht an ihrem Stern) und es gab jede Menge Spekulationen. Heute wissen wir, dass diese seltsamen Planeten tatsächlich nur eine Ausnahme darstellen und die Mehrheit der Himmelskörper deutlich normaler ist. Aber um das zu erkennen brauchten wir erst die Weltraumteleskope die Daten über hunderte neue Exoplaneten gesammelt haben.
Aus den wenigen direkt beobachteten Planeten die wir bis jetzt kennen, können wir kaum irgendwas brauchbares ableiten. Sie sind alle zwangsläufig seltsam, weil wir nur die seltsamen Fällen der großen und weit entfernten Planeten beobachten können. Auch hier werden wir warten müssen bis die neuen Teleskope im nächsten Jahrzehnt einsatzbereit sind und wir dann nicht nur die Spezialfälle direkt beobachten können, sondern alle. Dann werden wir auch besser verstehen können, wo Planeten wie HD 106906b herkommen!
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