Simulation der Brownschen Bewegung (Bild: Francisco Esquembre,  Fu-Kwun and lookang, CC-BY-SA 3.0)

Simulation der Brownschen Bewegung (Bild: Francisco Esquembre, Fu-Kwun and lookang, CC-BY-SA 3.0)

Die wurde vom schottischen Botaniker Robert Brown im 19 Jahrhundert bei seinem mikroskopischen Experimenten entdeckt. Brown betrachtete Blütenpollen die im Wasser schwammen und sah, dass sie ständig leicht zitterten und sich auf zufälligen Bahnen durchs Wasser bewegten. Diese Bewegung hörte nie auf und Brown hielt sie für die allen Lebewesen innewohnende “Lebenskraft”. Diese These musste er allerdings aufgeben, als er die gleiche Zufallsbewegung auch bei leblosen Gesteins- oder Metallteilchen entdeckte. Eine Erklärung für Bewegung schien die neue statistische Physik von Boltzmann und Maxwell zu bieten. Aus der chaotischen Bewegung unzähliger chaotischer Atome und Moleküle konnte man damit die Eigenschaften ganzer physikalischer Systeme beschreiben. Die Moleküle in einer Flüssigkeit bewegen sich alle ständig zufällig kreuz und quer und stoßen zusammen; miteinander und mit allem anderen, was dort noch herum schwimmt: Zum Beispiel Blütenpollen. Die Physiker waren aber skeptisch was die neue statistische Physik anging weil sie noch keine konkreten Vorhersagen machte die man im Experiment überprüfen konnte. Und außerdem schien die Bewegung der Moleküle keinen Einfluss auf Blütenpollen oder ähnliches haben: Moleküle sind viel zu klein und leicht um große Objekte wie Pollen zu bewegen. Und sie bewegen sich im Wasser so schnell und stoßen so oft mit den Pollen zusammen, dass sie die vergleichsweise langsame Bewegung der Pollen nicht verursachen konnten.

Und dann kam Einstein. Er erkannte, dass die beiden Probleme sich zusammengenommen aufheben. Ja, die Moleküle sind zu leicht um die Pollen zu bewegen und wenn sie rein zufällig aus allen möglichen Richtungen auf die Pollen stoßen, dann hebt sich ihr Einfluss gegenseitig auf. Aber wenn zufällig gerade sehr viele von ihnen aus der gleichen Richtung gegen einen Pollen stoßen, dann kann ihre kombinierte Kraft ausreichen, ihn ein Stück zu bewegen. Einstein entwickelte eine mathematische Methode mit der man berechnen kann, wie oft solche Zufälle vorkommen und wie sich das auf die Bewegung der Pollen auswirken würde. Und das, was seine Theorie vorhersagte, war genau das, was man auch beobachten konnte. Die korrekte Statistik erlaubte es ihm, die dem Chaos innewohnende Ordnung zu entdecken…

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Kommentare (19)

  1. #1 Sheldon
    Bremen
    3. Januar 2014

    Das Foto von den Soldaten der “vereinigten acht Staaten” verwirrt mich. Es ist von acht Staaten die Rede, das Foto zeigt neun Soldaten in unterschiedlichen Uniformen und in der Bildunterschrift werden zehn Staaten genannt.

  2. #2 Florian Freistetter
    3. Januar 2014

    @Sheldon: Britisch-Indien und Australien gehörten damals wohl noch zu Großbritannien.

  3. #3 HerrRichard
    3. Januar 2014

    Das Bild der Soldaten aus den “Vereinigten acht Staaten” zeigt neun Personen, die laut Beschriftung aus zehn Ländern kommen.
    Habe oft nachzählen müssen, um das Problem zu finden. Kann es sein, dass kein russischer Soldat im Bild ist? Die Wikipedia hat es in der Bildunterschrift richtig, in der Original-Bildbeschreibung stehen aber wieder alle Länder/Kolonien.
    Vielen Dank allerdings für die Artikelserie. Einige Details, die sich noch von der Schule bekannt anhören verstehe ich dann auch mal.

  4. #4 Markus Senger
    Unbekannt
    3. Januar 2014

    Servus Florian , Ist kann möglich sein das mein Kommentar was ich Hinzufüge nicht passt , am 22 Feb. soll so eine Art Weltuntergang kommen , dabei sollte es noch im Mai eine Säurewolke auf uns zu kommen das mit dem Weltuntergang zusammen hängt.
    Stimmt das , oder wieder so ein Dummes Gerede ?

  5. #5 johnny
    3. Januar 2014

    @Markus Senger
    Zur Säurewolke darf ich einmal auf einen anderen Artikel verlinken.
    https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/11/11/der-angriff-der-saurewolke-aus-dem-weltraum/
    Kurzfassung: Blödsinn

    Was den 22. Februar angeht:
    Das bezieht sich anscheinen auf Ragnarök aus der nordischen Mythologie. Wikinger sind im Moment eben in, deswegen muss jetzt deren Name herhalten. https://de.wikipedia.org/wiki/Ragnar%C3%B6k
    Lies die mal durch was da passieren soll und überlege dir dann mal ob das sehr wahrscheinlich klingt. 🙂

  6. #6 rolak
    3. Januar 2014

    Stimmt das?

    Nein, Markus. Guckst Du.

    Könntest Du unabhängig davon mal auf Deine Quelle verlinken?

  7. #7 stone1
    3. Januar 2014

    Das ist doch die Gelegenheit, endlich mal eines meiner Lieblingszitate anzubringen, und zwar hat Terry Pratchett dem Scheibenweltphilosopen Ly Tin Wheedle in den Mund gelegt: “Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized.”

    Von den vereinigten acht Staaten und dem Boxeraufstand in China hab ich glaub ich auch noch nie gehört, entweder haben wir das im Geschichtsunterricht nicht durchgenommen oder ich hatte da einen Fehltag und dann nicht fleißig nachgeschrieben…

  8. #8 rolak
    3. Januar 2014

    Boxeraufstand

    Den kenne ich schon seit ich lesen kann, stone1, weil bei meinen Eltern ein Buch namens “Unser 20. Jhdt im Bild” oder so stand (obwohl gerade eben mal 2/3 davon herum waren) . Dafür hatte ich dann sehr lange eine völlig falsche Vorstellung von dem Geschehen, mehr so Bruce Lee 😉

  9. #9 rolak
    3. Januar 2014

    Nachtrag: Sowas finde ich stets und zuverlä#ssig nach dem Abschicken des Kommentars – da isset, links SM2, der für mich schon damals wie aus einer anderen Welt war.

  10. #10 stone1
    3. Januar 2014

    @rolak:

    Und wie allzu oft in der Geschichte und leider bis heute war ein Mitauslöser des Konflikts religiöse Streiterei.

  11. #11 AmbiValent
    3. Januar 2014

    Ein gewisser Wilhelm II hielt die “Hunnen-Rede” anlässlich des Boxeraufstands… Gefangene würden nicht gemacht, und die Chinesen sollten nie wieder wagen, einen Deutschen auch nur schief anzusehen…

  12. #12 stone1
    3. Januar 2014

    @rolak:

    Oh danke für den Link, aber ich hab meiner Frau grad ein ziemlich schweres Kunstbuch geschenkt und laboriere selber noch an einem schmerzhaften Ellbogen. 2,9kg Geschichtsbuch überfordert mich da grad etwas.

  13. #13 rolak
    3. Januar 2014

    überfordert

    War auch kein Kaufangebot, stone1, zumal Dir das für mich Allerbeste an dem Werk entgehen wird, die über die Jahre erfolgende Änderung des Gefühls beim Durchblättern von fasziniert bis teils angewidert von Verharmlosung und Unterschlagung.
    Sollte ich vielleicht beim nächsten Elternbesuch mal wieder reinschauen…

    Gibts eigentlich irgendeine Statistik über den durchschnittlichen Bücherbestand in deutschen Wohnungen?

  14. #14 Spritkopf
    3. Januar 2014

    @rolak

    weil bei meinen Eltern ein Buch namens “Unser 20. Jhdt im Bild” oder so stand

    So ein großer schwarzer Wälzer mit vielen Schwarz-Weiß-Fotos? Der stand nämlich auch bei meinen Eltern.

    Gibts eigentlich irgendeine Statistik über den durchschnittlichen Bücherbestand in deutschen Wohnungen?

    Davon weiß ich nichts, aber ich zähle mal. Ähm, nee, ich nenne besser die Regalmeter, das ist einfacher. Bei mir sinds ca. 25.

  15. #15 stone1
    3. Januar 2014

    @rolak:
    Kenn ich keine, man könnte vielleicht auf Grundlage dieser Umfrage was hochrechnen:

  16. #16 stone1
    3. Januar 2014

    Tschuldigung, Link gefressen, ich probiers nochmal: Umfrage pro Kopf Ausgaben für Bücher 2010

  17. #17 rolak
    3. Januar 2014

    hochrechnen

    hmja, dagegen dürfte die Wahlhochrechnung eine Musterbeispiel an Präzision sein, stone1. Nicht nur, daß ich nicht weiß, was die so für Bücher kaufen (aktuelle Hype-, Best-Seller: mucho dinero), es ist ja auch gar nicht klat, was behalten wird. Bei mir wären es ~50€/Monat plus Sperrmüll (man glaubt es kaum…), Flohmarkt (bar ist schwer nachzuhalten) und Büchertausch-Schränke. Abfluß fand bisher nur über letzteres, Hochwasser und Kellerüberschwemmung statt.

    ca. 25[m]

    hehe, auch bei mir war bisher die Reaktion bzgl der Frage nach Mitwirkung bei einer zweiten Umzugsaktion recht zögerlich, Spritkopf. Wirkt anscheinend Jahre nach 😉 Und es werden immer mehr…
    Bei den ‘normalen’ Büchern ists bei mir ziemlich genau dasselbe – allerdings kommt dazu noch die SciFi-Sammlung, die in etwa das Doppelte umfasst. Alles eben nach Augenschein schnell und grob überschlagen.
    Doch das sind Extremalwerte, genau wie die vielen schon gesehenen Wohnungen, in denen nur, aber immerhin ein paar Comics zu finden waren. Interessant ist ja der sich ergebende Mittelwert. Die blöden Buchclubs der 50-60er sind zurecht bemäkelt worden, doch irgendeine Art Buchabo oder Tauschclub, wie es graswurzelartig schon organisiert wird, kann nur förderlich sein. Außerdem fällt mir in der letzten Zeit auf, daß durch die vorhandenen pads oder reader selbst Menschen anfangen vermehrt zu lesen, von denen ich dies bisher nicht gekannt habe.
    btw: Ja, unter dem Schutzumschlag war das eine nachtschwarze, rauhe Oberfläche.

  18. […] meiner Serie über Zufall und Wahrscheinlichkeit ging es heute um Chaos, die Brownsche Bewegung und Albert Einstein. Wer genau wissen will, was es mit dieser zufälligen Bewegung und Albert Einsteins Arbeit dazu zu […]

  19. #19 Max Erwengh
    4. Januar 2014

    Sehr interessant finde vor allem, dass aus dem random walk schon die Notwendigkeit von intracellulären Transportmechanismen bei Eukaryonten folgt, schlicht weil die Zellen zu groß sind um Nährstoffe/Proteine/etc. schnell genug über Diffusionsprozesse zu transportieren.

    Danke für diesen tollen Beitrag, denn Einstein hat dieses Problem wirklich genial gelöst.