Das Gerät heißt “Hummingbird” (Kolibri) und wurde im Rahmen des Technology Transfer Network der Europäischen Weltraumagentur ESA aus der Astronomie in die Medizin übergeführt. “Hummingbird hat unser Berufsleben verändert” sagt Professor Carroll Webers von der Maastrichter Augenklinik und Krankenhäuser in anderen Ländern sind ebenfalls an dieser Technik interessiert.

Das Hummingbird-System im Operationssaal der Maastrichter Augenklinik (Bild: Maastricht University Medical Centre)

Das Hummingbird-System im Operationssaal der Maastrichter Augenklinik (Bild: Maastricht University Medical Centre)

Man sollte die astronomische Forschung nicht über ihre Spin-Offs rechtfertigen. Wir betreiben Astronomie, weil wir mehr über das Universum herausfinden wollen und nicht, um Augenoperationen zu erleichtern. Aber wenn man mehr über das Universum herausfindet, dann lernt man dabei zwangsläufig auch immer etwas, das sich auf unser Alltagsleben auswirkt. Je mehr wir wissen, desto mehr Möglichkeiten haben wir. Man darf nur nicht den Fehler machen und glauben, man könnte gezielt in eine Richtung forschen. Die Ärzte aus Maastricht haben die Lösung für ihr Problem in der Astronomie gefunden. Das nächste Mal ist es vielleicht die Teilchenphysik, die Zoologie oder die Mathematik der Primzahlen. Das kann man vorher nicht wissen. Und genau deswegen ist die Grundlagenforschung so fundamental wichtig!

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Kommentare (13)

  1. #1 Andreas Morlok
    Münster
    25. Februar 2014

    Geht irgendwie auch in die Richtung: Präsolare Diamanten in primitiven Meteoriten haben interessante Eigenschaften für medizinische Anwendungen (und zwar nicht-esoterischer Natur): https://idw-online.de/de/news566449

  2. #2 Bullet
    25. Februar 2014

    Wohin es übrigens führt, wenn man versucht, ohne die Ergebnisse und Methoden der Grundlagenforschung irgendwelche Konzepte zu entwickeln, sieht man an der allseits bekannten Cargo-Kult-Wissenschaft. Und natürlich auch an allen möglichen pseudowissenschaftlichen Dingern wie “Spritsparstiften” oder dem Magischen Lyzeum Hogwarts an der Oder.
    Das ist schon traurig. Da sind Menschen schon mal neugierig und wollen in die Black Box reinguggn, und dann kommen die Schnösel hinterher, die darüber lamentieren, daß man doch lieber unsere, äh, “dringenden Probleme” beheben soltle, statt sich um das innere Wesen der Dinge zu kümmern. Und diese Schnösel vergessen dann natürlich mit schöner Regelmäßigkeit, daß ein Lösungsversuch für ein Problem, das man mangels Hintergrundwisen gar nicht komplett versteht, auch nicht komplett gelöst werden kann. Und die Gefahr dabei ist, daß ein unzureichender Lösungsversuch das Problem möglicherweise nur noch verschlimmert. Siehe:
    einen Brocken verklumptes Ammoniumnitrat mittels Dynamit aus dem Schüttrohr holen – gute Idee! (© BASF Ludwigshafen 1921)
    oder
    Fettbrand löschen – Wasser marsch.

  3. #3 barfoo
    25. Februar 2014

    Ähem. Am CERN wurde nicht das Internet erfunden, das kommt aus den USA. Umgangssprachlich werden WWW und Internet synonym gebraucht, aber bei wer-hats-erfunden? sollte man diese Unterscheidung schon machen.

  4. #4 Chris
    25. Februar 2014

    Grundlagenforschung sollte sich nicht ‘erklären’ müssen, das muss sein (sollte jeden klar sein). Man kann höchstens darüber diskutieren, welcher Zweig welche Mittel bekommt (weil die sind nun mal begrenzt…) und das alleine ist schon ein großes Problem, denn der ‘eigene Zweig’ ist immer der wichtigste 😉

    @barfoo

    Äh, steht auch nirgends, das WWW wurde am CERN erfunden und 91 veröffentlicht (http/html), das Internet ging aus dem ARPANET hervor, welches in erster Linie vom MIT kommt….

    Das für die meisten WWW = Intenet ist, stimmt schon, aber die meinen damit eben http/html (und nicht die anderen Sachen wie Telnet, FTP, Mail, Newsgroup etc.) und DAS ist nun mal vom CERN

    Wer hat’s erfunden? Die Schweizer….. 😉

    ok, eigentlich ein Engländer der beim CERN arbeitete….

  5. #5 strahlenbiologe
    25. Februar 2014

    Ein weiteres schönes Beispiel für die medizinische Anwendung von “Astronomie-Technik” ist das Schwerionen-Gantry des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums:
    https://www.youtube.com/watch?v=kiRMbXuck7Y
    https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Gantry.112987.0.html
    gebaut von MT Aerospace:
    https://www.mt-aerospace.de/
    (soll keine Werbung sein, nur ein Beispiel für Technologietransfer)

  6. #6 McIng
    25. Februar 2014

    “Die Ärzte aus Maastricht haben die Lösung für ihr Problem in der Astronomie gefunden.”
    … nun, sie hätten sich auch an den Entwicklungen aus der Ingenieurseismologie orientieren können. Dort sind technische Systeme der aktiven Dämpfung für alle Frequenz- und Genauigkeitsbereiche entwickelt. Noch näher liegen sicher die Techniken zur aktiven Dämpfung für die Mikroelektronik-Produktion.
    Ich glaube übrigens auch, dass sich die Astronomie nicht mit Technologietransfer rechtfertigen muss, damit sollte sie garnicht erst anfangen – das klingt manchmal wie die Rechtfertigung einer Mission, die doch in sich stimmig ist.

  7. #7 Florian Freistetter
    25. Februar 2014

    @barfoo: “Ähem. Am CERN wurde nicht das Internet erfunden, “

    Ähem. Das weiß ich. Deswegen steht das mit Internet auch extra unter Anführungszeichen weil das Argument eben meistens genau so lautet: “Am CERN hat man das Internet” erfunden. Dass es sich um das WWW handelt steht ja explizit im Satz davor.

  8. #8 Florian Freistetter
    25. Februar 2014

    @McIng: “nun, sie hätten sich auch an den Entwicklungen aus der Ingenieurseismologie orientieren können”

    Haben sie aber halt nicht… Ich bin da ja auch kein Experte. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man hier mit den klassischen Lösungsvorschlägen nicht weiter kommt und die Stabilisierung die die Astronomen für ihr optisches System entwickelt haben gut zum optischen System der Ärzte passt.

  9. #9 MisterX
    25. Februar 2014

    Das sagt der Florian nur weil er Astronom ist !

  10. #10 Earonn
    25. Februar 2014

    Und ich, weil ich die Earonn bin, sage: ganz tolle Sache! 😉

    Besonders toll natürlich, dass das Wissen um diese mechanische Entkopplung überhaupt den Sprung von einem vor Jahren aufgegebenen astronomischen Projekt in die aktuelle (abzüglich Entwicklungszeit) Medizin geschafft hat! Gerade solche bereichsübergreifenden Aktionen sollten viel mehr gefördert werden.

  11. #11 McIng
    26. Februar 2014

    Das klingt doch eher wie eine schöne Geschichte aus der PR (ÖA) – Abteilung einer Institution oder eines Projektverbundes. Wenn man mal in die Patentdatenbank geht, dann sieht man, dass das angeführte Patent (Hummingbird) aus dem Jahr 2010 stammt und bereits auf medizinische Anwendungen gerichtet war (übrigens von einer Philips-Tochter). Technologietransfer ist niemals eingleisig, es kann gut sein, dass man mit den Arbeiten am DARWIN-Projekt noch wesentliche Schritte in der Realisierung voran kam. Einseitige Inanspruchnahmen sind meist kritsch zu sehen.

  12. […] Manchmal wird aus etwas ganz großem was ganz kleines: Zum Beispiel aus dem astronomischen Darwin Teleskop ein Humminbird für Augenoperationen. Was es damit auf sich hat erklärt Florian bei Astrodicticum Simplex. […]

  13. #13 Eheran
    6. März 2014

    “einen Brocken verklumptes Ammoniumnitrat mittels Dynamit aus dem Schüttrohr holen – gute Idee! (© BASF Ludwigshafen 1921)”

    Es handelte sich nicht nur um einen Brocken in einem Schüttrohr, sondern um eine massive Masse in einem Silo, die komplett durch Luftfeuchte verbackt wurde.
    Passiert ist dieses mal (vorher also nicht) etwas, weil das Ammoniumnitrat durch Ammoniumsulfat verunreinigt war.
    Dies machte es “empfindlich” genug, dass es durch die Sprengung dann detonierte.

    Bei einem Brocken (wo auch immer) wäre nichts passiert. Auch wenn der Brocken 10kg gewogen hätte.