Das Problem war, dass man über die Gravitation noch nicht wirklich gut Bescheid wusste. Aber das wollte man ändern und diverse Luftfahrt- und Raumfahrtunternehmen investierten in die Gravitationsforschung. Die dort beschäftigten Wissenschaftler stürzten sich also in die Grundlagenforschung und die Allgemeine Relativitätstheorie gewann wieder an Aufwind. Bryce DeWitt organisierte im Jahr 1957 eine große Konferenz zum Thema “Die Rolle der Gravitation in der Physik” und die damalige Prominenz der theoretischen Physik – inklusive Richard Feynman – nahm teil. Man war sich einig, dass es bei der Relativitätstheorie noch viel zu erforschen gibt; dass sich die Erforschung lohnt und das man lernen muss, mit dem Mangel an möglichen Experimenten umzugehen (zum Beispiel durch Gedankenexperimente, wie Feynman vorschlug).
Trotz all dem neuen Schwung war man aber immer noch eher der Meinung, dass die Relativität eher ein “rein mathematischer Formalismus” ist, der wenig Bezug zur beobachtbaren Realität hat. Aber das sollte sich bald ändern! Den Durchbruch brachten die “Radiosterne”, die im letzten Kapitel schon eine wichtige Rolle bei der Kontroverse zwischen Urknall und Steady-State-Universum spielen.
Bei diesen seltsamen Objekten wusste man in den 1960er Jahren immer noch nicht, was sie eigentlich sein sollte. Sie strahlten jede Menge Radiowellen ab und waren im normalen Licht kaum zu sehen. Viele von ihnen waren sehr weit weg. Aber mehr wusste man nicht. 1963 gelang es dem Astronom Maarten Schmidt aber, eine enorm hohe Rotverschiebung bei einem dieser Radiosterne zu messen. Das bedeutete, dass sich dieses Objekt wahnsinnig weit entfernt befinden musste; ein paar Milliarden Lichtjahre. Wenn man sie aber dann trotzdem noch im Radiobereich und sogar im normalen Licht sehen konnte, dann mussten sie unvorstellbar hell sein und gigantische Mengen an Energie abgeben; mehr als ein paar hundert normale Galaxien auf einmal. Und um alles noch ein wenig verwirrender zu machen, mussten diese Objekte auch noch vergleichsweise klein sein; viel kleiner als eine normale Galaxie.
Als sich 1963 eine Gruppe Relativitätsforscher in Texas zu einer Konferenz trafen, wollte sie auch die Astronomen einladen um über die komischen Radiosterne zu diskutieren. Sie veranstalten also ein “Symposium zur relativistischen Astrophysik” und an die 300 Teilnehmer kamen um mehr über die Radiosterne zu lernen. Während dieser Konferenz hörte man auch auf, sie “Radiosterne” zu nennen und verwendete stattdessen den Begriff, den wir auch heute noch benutzen: “Quasar”, für “quasistellares Objekt”. Und weil niemand von den Astronomen wusste, was das für Dinger sein sollten, konnte man sich ja auch mal anhören, was die Relativistiker dazu zu sagen hatten…
Und die hatten viel zu sagen. Enorm viel Masse und Energie auf vergleichsweise kleinem Raum. Und alles enorm weit weg – um das zu erklären, schien man tatsächlich die Allgemeine Relativitätstheorie zu brauchen. Auch John Wheeler nahm an dieser Konferenz im Dezember 1963 teil und hielt dort einen Vortrag, der zeigte, dass Relativität doch mehr war, als nur eine reine mathematische Spielerei. Wollte man das Universum und seine seltsamen Bewohner, wie zum Beispiel die Quasare, verstehen, dann musste man auch die Relativitätstheorie verstehen. Einsteins Theorie war wieder da!
(Und wer unbedingt jetzt schon wissen will, was Quasare sind, kann sich meine Folge der Sternengeschichten zu diesem Thema anhören).
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