Als Autor eines Wissenschaftsblogs kann ich natürlich nur der Meinung sein, dass es sich für Wissenschaftler lohnt, zu bloggen. Und diese Meinung habe ich hier auch schon oft genug ausführlich begründet. Wenn Wissenschaftler über Wissenschaft bloggen, dann ist das Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit ist enorm wichtig! Auch und vor allem für die Wissenschaft selbst, denn je mehr Menschen über ein bestimmtes Forschungsgebiet Bescheid wissen; je mehr Menschen verstehen, wie wichtig es ist diese bestimmte Art von Forschung durchzuführen, desto größer sind auch die Chancen, Fördergelder zu bekommen bzw. bei Kürzungen von Seiten der Politik verschont zu werden. Denn gekürzt wird natürlich eher dort, wo sich die Öffentlichkeit nicht großartig aufregt… Man sollte also meinen, dass der Wert der Öffentlichkeitsarbeit auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst anerkannt wird und die Wissenschaftler sich freuen, wenn Kolleginnen und Kollegen sich auf diesen Gebiet engagieren. Ja, das sollte man meinen. Aber die Realität sieht leider anders aus. Wer sich mit Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt oder ein gar ein Blog schreibt, der schadet damit im schlimmsten Fall der eigenen Karriere.

Freizeit sollte man sich als Wissenschaftler gar nicht erst angewöhnen! (Bild: Paul Cézanne, Les joueurs de carte, public domain)

Freizeit sollte man sich als Wissenschaftler gar nicht erst angewöhnen! (Bild: Paul Cézanne, Les joueurs de carte, public domain)

Das ist nichts Neues, leider. Aber neu – zumindest für mich – ist es, wenn man die Ablehnung des Engagements für Öffentlichkeits auch ganz konkret und öffentlich mitgeteilt bekommt, wie es der Professor der Mikrobiologie Jonathan Eisen erlebt hat. Er hat einen Förderantrag gestellt. Und er bloggt. Keine gute Idee, wie sich zeigte, als die Gutachter den Förderantrag beurteilten und schrieben:

“Outstanding group of individuals, and the organizational and management structure appears sound with clear roles and responsibilities of theme faculty. There is a large focus on developing this for microbiome research, but Eisen seems to be the only team member with this expertise, and may not have the bandwidth to coordinate this on such a large project alone, especially given his high time commitment to his blog.”

Der Förderantrag wurde also abgelehnt, weil Prof. Eisen in den Augen der Gutachter zu viel Zeit für sein Blog verwendet und deswegen nicht in der Lage sei, das Projekt entsprechend zu betreuen. In diesem Video spricht Eisen noch einmal selbst (u.a.) über die Ablehnung des Antrags und seine Reaktion darauf:

Das Argument mit der mangelnden Zeit für die Projektbetreuung ist natürlich absurd. Denn es impliziert, dass Eisen rund um die Uhr für die Betreuung des Projekts zur Verfügung stehen müsste und keine anderen Hobbys mehr haben dürfte (eine Meinung, die leider in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auch weit verbreitet ist). Aber normalerweise sollte man davon ausgehen, dass Wissenschaftler auch irgendwann mal aus dem Labor nach Hause gehen und dort ein Privatleben haben in dem sie dann eben machen können, was sie wollen. Zum Beispiel bloggen (Dass die Arbeit an einem Wissenschaftsblog aber natürlich auch ein integraler Teil der wissenschaftlichen Arbeit ist und deswegen durchaus während der normalen Arbeitszeit stattfinden könnte ist ein anderes Thema). Aber das darf offensichtlich nicht sein; laut den Gutachtern hätte Eisen offensichtlich auch seine Freizeit für die Arbeit am Forschungsprojekt bereit halten sollen.

Dieser Einstellung bin ich selbst auch oft begegnet. Mittlerweile bin ich hauptberuflicher Wissenschaftsautor und mein eigener Chef. Aber ich habe auch jahrelang als Wissenschaftler an diversen Universitäten gearbeitet und mich dabei um Öffentlichkeitsarbeit gekümmert bzw. mein Blog geschrieben. Und auch hier wurde mir von einem Vorgesetzten ganz explizit gesagt, ich solle doch weniger bloggen, denn sonst sähe es so aus, als würde die Universität einen Blogger beschäftigen. Ob die Arbeit am Blog in meiner Freizeit stattfand oder nicht, spielte offensichtlich keine Rolle. Es ging nur darum, nicht den Anschein zu erwecken, ich würde meine Zeit nicht vollständig der Forschung widmen. Hätte ich in meiner Freizeit im Keller Briefmarken sortiert, wäre das wohl kein Problem gewesen. Aber mein Blog ist öffentlich und jeder kann sehen, dass ich blogge. Öffentlich zu bekennen, dass man ein Privatleben hat und sich nicht voll und ganz der Wissenschaft verschrieben hat, ist keine gute Idee. Und leider gilt eben auch die Wissenschaftsvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit allzu oft nur als “Privatvergnügen” mit dem sich ein Wissenschaftler nur dann beschäftigt, wenn er sonst nichts besseres oder wichtigeres zu tun hat.

Mich würde interessieren, wie weit verbreitet diese Einstellung tatsächlich ist. Vielleicht hat jemand aus der Leserschaft schon mal etwas ähnliches erlebt? Ich würde mich freuen, eure Geschichten zu hören. Noch mehr freuen würde ich mich natürlich, wenn es keinen Grund mehr gäbe diese Geschichten zu erzählen. Aber da wird sich wohl so schnell nichts ändern…

Kommentare (46)

  1. #1 Joey
    13. Mai 2014

    Ich wuerde gerne einen Wissenschaftsblog fuehren… aber aus u.a. diesen Gruenden habe ich das noch nicht in die tat umgesetzt.

  2. #2 BerndB
    13. Mai 2014

    In vielen größeren Unternehmen gibt es Marketing-Abteilungen. Ich denke mir, dass es soetwas auch bei Forschungsinstituten geben sollte.

    Ich finde es ebenfalls aberwitzig, dass eine Rund-um-die-Uhr Meinung bei diversen Leuten vorzuherrschen scheint. Da es scheinbar immer mehr Leute zu geben scheint, die keine Ahnung von Wissenschaft haben oder diese nur aus Fernsehdokus kennen, sollte mehr Geld in die Öffentlichkeitsarbeit gesteckt werden.

  3. #3 Hendrik
    13. Mai 2014

    Schon eine verrückte Welt:
    In der Welt der Softwareentwicklung aus der ich komme wird es zwar auch als selbstverständlich angesehen seine Freizeit zu opfern, einen Blog zu betreiben gehört aber zum guten Ton.

  4. #4 Ludmila
    https://scienceblogs.de/planeten
    13. Mai 2014

    Ich würde sagen, dass das v.a. die alten Säcken so sehen. Wobei, mir ist sogar von einem recht jungen Prof gesagt worden, dass ein Kollege mehr veröffentlichen könnte, wenn er weniger bloggen würde. Ich weiß nicht, ob der damals wusste, dass ich auch bloggte. Kurioserweise kam das von nem Prof, der selbst durchaus mal stundenlang durch die Gegend fuhr um einen öffentlichen Vortrag zu halten.

    Meine belgischen Chefs hier dagegen finden es sogar gut, dass ich blogge, weil sie der Ansicht sind, dass ich deswegen besonders gute Vorträge halten könne. Was auch stimmt. Gut, hier gönnen sich die Forscherinnen aber auch tatsächlich ein Privatleben und Hobbys und erzählen dann, dass sie das Wochenende mit den Kids und nicht im Büro verbracht haben. Weil die der völlig richtigen Ansicht sind, dass eine 80 Stunden Woche einen nicht produktiver macht. Im Gegenteil. Irgendwann ist mensch nur erschöpft und man hat letztendlich nur jemanden, der den Stuhl warm
    hält und vielleicht sogar vor Müdigkeit Fehler produziert. Oder irgendwann mal eben zusammenbricht. Die Idee, dass viel arbeiten auch viel bringt, ist völlig lächerlich und eigentlich sogar längst widerlegt. Die Astronomie/Plasma-Astrophysik der KU Leuven hat trotz ziviler Arbeitszeiten z.B. einen ausgezeichneten Ruf.

    P.S.: Ok, ich pausiere im Moment im Blog, aber ich lese mit und kommentiere ab und an und demnächst schreib ich auch wieder. Versprochen! 🙂

  5. #5 Till
    13. Mai 2014

    Also mein Boss ist da ganz anders gestrickt. Er schickt mich regelmäßig zu ScienceSlams, er hat mir erlaubt während der Arbeitszeit und mit Materielien aus dem Institut eine Veranstaltung im Kindergarten meines Sohnes durchzuführen und unsere Gruppe nimmt regelmäßig an der Langen Nacht der Wissenschaft teil. Auch unser Institut hat eine eigene Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, die solche Events mit organisiert. Bei einem Blog käme es sicherlich darauf an, wie viel Zeit ich da rein versenkte.

  6. #6 Joey
    13. Mai 2014

    Forschungsinstitute haben ja oft eine PR-Abteilung. Die entsprechenden Seiten sind nur nicht unbedingt pulikumswirksam gestaltet.

    Ein weiteres Problem fuer Forscher, die einen Blog fuehren wollen, ist, dass ihre Arbeit innerhalb grosser Kollaborationen stattfindet, wo Veroeffentlichungen etc. streng geregelt sind. Da einfach ueber die eigene Arbeit zu schreiben kann einem ordentlich Aerger einheimsen (drum waere mein Blog, wenn ich mal einen fuehre, eher themenfremd gegenueber meiner Arbeit).

  7. #7 nihil jie
    13. Mai 2014

    Naja… Geschichten habe ich eher weniger auf Lager. Aber nach den Geschichten, die mir manchmal zur Ohren kommen, zu beurteilen scheint es gerade fast überall so zu sein. Selbst so etwas erlebt zu haben ? Naja… schon, aber eher in anderen Kontext. Es gab mal eine Empörung vom Chef als ich zu ihm sagte, ich arbeite höchstens 8 Stunden und werde keine überstanden machen. Er solle doch bitte mehr Leute einstellen wenn er möchte, dass mehr gearbeitet wird. Wenn er sich keine Arbeiter leisten könnte solle er doch Konkurs anmelden. Zudem meinte ich noch, dass ich schon einen Teil meiner Freizeit für die Anfahrt für ihn opfern würde. Es war so oder so ein beschissener Job 😉

  8. #8 noch'n Flo
    Schoggiland
    13. Mai 2014

    @ FF:

    Ich frage mich, ob man gegen die Ablehnung des Antrags nicht vielleicht rechtlich vorgehen kann. Immerhin bewegt sich der Gutachter doch arg weit in der Privatsphäre des Antragsstellers, da dürften eventuell auch so einige Persönlichkeitsrechte verletzt werden.

    @ Ludmila:

    und demnächst schreib ich auch wieder. Versprochen!

    Wir werden Dich beim Wort nehmen.

  9. #9 rolak
    13. Mai 2014

    PR-Abteilung .. nicht unbedingt pulikumswirksam

    Wasdattan, Joey, ein absurdes Oxymoron-Happening?

    demnächst schreib ich auch wieder

    hey^^

  10. #10 Florian Freistetter
    13. Mai 2014

    @Ludmila: “und demnächst schreib ich auch wieder. Versprochen! :-)”

    Ich freu mich drauf!

  11. #11 Bullet
    13. Mai 2014

    Auf jeden Fall!
    !!!

  12. #12 Joey
    13. Mai 2014

    @rolak: Naja, auf den meisten PR-Seiten von Forschungsinstituten steht eine Zusammenfassung der Forschungstaetigkeit sowie Pressemitteilungen bei interessanten Entdeckungen. An ein Blog oder populaerwissenschaftliche Aufarbeitung kommt das meist nicht heran, was schade ist.

  13. #13 Aleks Scholz
    13. Mai 2014

    Eigener Eindruck: Jahrelang gebloggt (Riesenmaschine, Lesemaschine) und online geschrieben, nicht immer ueber Astronomie, nie irgendwelche Probleme gehabt, nie negative Kommentare gehoert. Allerdings auch keine positiven.

  14. #14 walter
    13. Mai 2014

    Ich denke mir, dass der Großteil der Bevölkerung – inklusive Politiker – mit Wissenschaft – und Blogs, die sich damit beschäftigen – nix am Hut hat. Mangels Wissen, Interesse oder anderen Gründen. Deshalb kann man Wissenschaft auch nicht “verkaufen” – z.b. bei Wahlkämpfen. Oder hat irgendwer schon einmal ein Wahlplakat gesehen, auf dem die Förderung der Wissenschaft als Thema angeführt wurde? Ich nicht. Und wenn man wie hier in Österreich an die Plakate einer blauen, rechten Partei denkt, dann weiß man, dass DIE aber sowas von nichts mit Wissenschaft anfangen können – und das Wählerklientel derer erst recht nicht. Deshalb glaube ich, dass Förderungen auch kein Thema sind und ganz leicht gekürzt oder erst gar nicht vergeben werden. Trauriges Beispiel die Kürzungen im Wissenschaftsminiserium (keine Ahnung ob die das wirklich durchgezogen haben oder nicht). Einen kleinen Aufschrei hat es wohl gegeben, aber nicht in dem Ausmaß als wenn es z.b. Kürzungen beim Kindergeld oder sonstigen populären Themen gäbe. Wissenschaft ist halt leider ein Nischenprodukt in der heutigen Tralala- und Hirnlosgesellschaft.

  15. #15 A_Steroid
    13. Mai 2014

    tja Walter, was versteht denn der “mündige” Bürger, der so vehement nach veganen Produkten schreit, für mehr Mitbestimmung bei politischen Entscheidungen ist und gerne zu jeder Montagsdemo rennt, solange die gegen irgendwas ist…. der versteht unter Wissenschaft vor allem: Gen-Technik (extrem mega-böse), Atom-xy (alles mit Atom vorne / mittig / hinten ist sowas von aber auch…böse), Waffen (muss man wissen, das alles immer !!! an DIE verkauft wird), Medizin (Impfen ist megaoberböse, Homöopathie besonders gut, Naturheilmittel ultimativ gut, der gute alte Hausarzt mit Naturdingens ist akzeptabel, der Heilpraktiker ein gottgleicher Heilsbringer) und danach kommt lange nichts. Irgendwann evtl. Automobilbau, Weltraumfahrt, Tiefseetauchen… Aber sonst? Fraunhofer-Institute? Grundlagenforschung? Astrophysik? Chemie? Vergesst es… Kinder wissen auswendig, mit welcher Tastenkombination in Assasins Creed der Gegner gekillt wird – aber wie man die Fläche in einem Quadrat berechnet – da schalten viele ab…

    Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin 57 – daher kann ich frustriert feststellen, das das Wissen der letzten Jahrzehnte langsam den Bach runtergeht…. In viele Foren kucke ich schon gar nicht mehr rein (Spon, Focus, Standard, ARD, ZDF…). Facebook dito – Respekt für andere Meinungen? Sch* was drauf – anonymer Account und immer feste druff…. ich höre auf zu tippen sonst ….. 🙂

  16. #16 antoroblog
    13. Mai 2014

    Ich arbeite in der Kommunikation eines Forschungszentrums und schreibe in dieser Funktion über die Forschungsergebnisse. Das kann ich allerdings nicht in einem Blogformat tun, da ich meine Texte natürlich mit den Wissenschaftlern abstimme (es ist ja ihre Forschung, nicht meine). Ich habe aber neulich versucht, unsere Doktoranden für das Bloggen zu begeistern, mit vielen Beispielen toller Wissenschaftsblogs (zB diesen hier, aber auch Weitergen von Tobias Mayer und andere Blogs).
    Dabei stellte sich heraus, dass einige Doktoranden durchaus bloggen, aber nur über private Hobbies, nicht über ihre Forschungserfahrungen. Das ist ihnen zu knifflig, und möglicherweise haben sie recht, denn es gibt wenig Lob, aber leider ein paar Risiken. Die Quintessenz war, dass sie befürchten, es könnte ihnen schaden, wenn sie auch mal über Probleme schreiben. Dabei wäre das wirklich interessant und bei entsprechender “Kultur” in der Community sicher auch sehr fruchtbar.

  17. #17 Bruno
    13. Mai 2014

    @A_Steroid: dafür, dass sich ja niemand für Wissenschaft interessiert treten sich bei entsprechenden Veranstaltungen aber viele Leute auf den Füßen rum. Interesse ist also definitiv da, es muss nur mehr passende Angebote geben, mit Polemik kommt keiner weiter.

  18. #18 Florian Freistetter
    13. Mai 2014

    @antoroblog: ” Die Quintessenz war, dass sie befürchten, es könnte ihnen schaden, wenn sie auch mal über Probleme schreiben. Dabei wäre das wirklich interessant und bei entsprechender “Kultur” in der Community sicher auch sehr fruchtbar.”

    Vor allem lernt man auch enorm viel! Man lernt, wie man Dinge erklärt; man lernt jede Menge neue Leute kennen und so ein Blog ist ein wunderbares Netzwerktool. Öffentlichkeitsarbeit – egal in welcher Form – erweitert schlicht und einfach den Horizont eines Wissenschaftlers und das kann in der hochspezialisierten Uniwelt nie schaden. Aber ich verstehe jeden jungen Wissenschaftler, der sich lieber voll und ganz auf das publizieren von Artikeln konzentriert. Immerhin ist es das, wonach man beurteilt wird…

  19. #19 noch'n Flo
    Schoggiland
    13. Mai 2014

    @ FF:

    Man lernt, wie man Dinge erklärt

    Wofür Dein Blog ja das beste Beispiel ist – wenn man mal Deine Artikel aus den Anfangszeiten mit heute vergleicht, ist m.E. eine deutliche Verbesserung der Didaktik und des Schreibstils unverkennbar.

    Aber ich verstehe jeden jungen Wissenschaftler, der sich lieber voll und ganz auf das publizieren von Artikeln konzentriert. Immerhin ist es das, wonach man beurteilt wird…

    Und eben das ist die Crux. Da muss man sich auch nicht wundern, wenn immer weniger Menschen eine Vorstellung davon haben, was Wissenschaftler eigentlich tun und wie Wissenschaft funktioniert.

  20. #20 James
    13. Mai 2014

    Die Beobachtung habe ich auch schon gemacht. Zwar nicht bzgl. Bloggen sondern allgemein:

    Es gibt einfach eine ganze Reihe Forschungsgruppen – und da sind vor allem auch einige der großen Namen dabei! – wo es quasi chic ist, eine are Wettbewerb zu starten, wer am längsten im Institut abhockt. Und das selbst dann, wenn das keineswegs immer sonderlich produktiv ist.

    Mit dem Alter der Professoren hat das wenig zu tun – eher damit, ob die selbst ein Privatleben haben. Da gibt es einige, die schlcht erwarten, daß der junge, aufstrebende Nachwuchs selbstverständlich länger im Institut sein muß als der Chef. Und wenn der Chef kein Privatleben hat und Montag-Samstag von 9 bis Mitternacht da ist (selbst beobachtet, das ist leider keine Übertreibung), dann ist klar, was das für seine Leute bedeutet.

    Hier müßten sich einfach einige Leute im Forschungsbereich etwas von Ihrem elitären Sockel wegbewegen und man müßte “prekäre Beschäftigungsverhältnisse” zurückdrängen.

    Womit ich jetzt nicht sagen will, daß solche Verhältnisse überall die Regel sind. Aber es ist eben auch alles andere als die Ausnahme…

  21. #21 Christoph
    Aachen
    13. Mai 2014

    Ich blogge seit dreieinhalb Jahren. Sehr viel Feedback gab’s zwar nicht, aber wenn war’s immer ermunternd, von allen Seiten. Ich hab mal einen Vortrag darüber und über Web2.0 in unsrer Fachrichtung gehalten, an den sich eine lange Diskussion anschloss, und ich ermunterte gerade Doktoranden und Studies zum Bloggen. Ein Doktorand hat gefragt, wieviel Zeit ich damit verbrächte. Als ich meinte, es sei im Schnitt vielleicht eine halbe Stunde am Tag, winkte er ab und sagte, dafür hätte er keine Zeit… https://www.authorstream.com/Presentation/gruetze-1603186-earthquake-geology-web2-0/

  22. #22 Hans
    14. Mai 2014

    Ich meine, dass Wissenschaftler jegliche Art der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und diese auch selber betreiben sollten. Ob in Blogs oder anders, sei ihnen frei gestellt. Und ich meine auch, dass wir insgesamt eine Kultur brauchen, in der die Wissenschaft einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommt, als es zur Zeit der Fall ist. Solange sich an dieser Unkultur aber nichts ändert, wird die Wissenschaft wahrscheinlich auch weiterhin einen bescheidenen Ruf haben. Das werden wir in Deutschland spätenstens dann merken, wenn wir an der Weltspitze der Forschung nicht mehr vertreten sind und selbst unsere Spitzeninstitute Mühe haben, das zu verfolgen, was in der Spitzenforschung gerade läuft. Ich denke, das wird irgendwann kommen, wenn die Wissenschaft weiter so beschnitten wird, wie es zur Zeit der Fall ist.

    Und über diese Leute mit der extremen Einstellung zu den Zeiten, die man derer Meinung nach im Labor, bzw. im Institut zu sein hat, könnte ich brechen. – Ich glaube, diese Einstellung muss man bestrafen, wenn man sie schon nicht aus der Welt schaffen kann. Etwa über erhöhte Steuern, die weh tun, die man sich aber auch sparen kann, wenn man sich an die vorgeschriebenen Arbeitszeiten hält. Also etwa 25% Steuern ab der 41. Arbeitsstunde der Woche, 50% ab der 50. Wochenarbeitsstunde, 100% ab der 60. Stunde, 125% ab der 70. Stunde und 150% ab der 80. Stunde. – Wie gesagt, diese überzogene Einstellung muss teuer sein, sonst wird man sie nicht los.

  23. #23 Hendrik
    14. Mai 2014

    Ihr wisst doch, was Sheldon C. gesagt hat. “Die Wissenschaft erfordert nicht weniger als die Hingabe unseres kompletten Lebens (in all seinen Teilbereichen)”. So oder ähnlich. 🙂
    Aber Spaß beiseite. Ich fände es sinnig, wenn, wie schon angesprochen, auch Unis und andere Forschungseinrichtunen eine PR-Abteilung hätten. Denn ich als Laie schätze, würden mehr Leute Bescheid wissen und wissen wollen (großes Problem heutzutage 🙁 ), würden mehr Fördergelder fließen. Und die sinnvoll in Neuerungen gesteckt werden, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können (siehe NASA in diesen Tagen).

  24. #24 Florian Freistetter
    14. Mai 2014

    @Hendrik: “ch fände es sinnig, wenn, wie schon angesprochen, auch Unis und andere Forschungseinrichtunen eine PR-Abteilung hätten.”

    Die meisten Unis haben ne PR-Abteilung. Die sind nur sehr oft sehr ineffektiv und erreichen kaum irgendwen in der Öffentlichkeit. Die schreiben hauptsächlich Pressemitteilungen für Zeitungen…

  25. #25 CM
    14. Mai 2014

    “Auch schon da …” war mal der Kommentar meines Ex-Chefs als ich pipettierend um 8 Uhr morgens seid 2 Stunden (war ein aufwendiges Ganztagsexperiment) im Labor saß (als Einziger) und er zu seinem Büro durchschlurfte. Die Kollegen zeigten (bei seiner Anwesenheit) Präsenz bis spät am Abend. Das Labor war sehr gut, 1A Publikationsliste, aber mit meinem mangelnden Arbeitswillen (bei ca. 55 h / Woche, phasenweise viel mehr, war einfach Schluß). Kein Wunder, dass ich keinen guten Stand hatte. Das die Kollegen (natürlicherweise) auch viel “Freizeit” im Labor/Büro verbrachten (surfend, Croissants testend, etc.) lag auf der Hand, spielte aber keine Rolle.

    Insofern habe ich den Wunsch zu bloggen so lange unterdrückt, bis das Familienleben und die Musik mir wirklich keine Zeit mehr dazu liessen – ich komme noch nicht mal dazu einzelne Gastartikel zu schreiben. Na, wer weiss …

    Schön ist das Alles in der Tat nicht. Insgesamt wäre gut, wenn Wissenschaftler mehr “vor die Tür” gingen. Selbst in Uni-Städten darf man nicht auf mehr Verständnis für Wissenschaft und Unverständnis für Esoterik hoffen – kein Wunder, wenn in manchen Kreisen niemand Wissenschaftler kennt und nichts von Ihnen erfährt. Bloggen ist kein Muss, doch manchmal, gerade bei außeruniversitären Institutionen, denke ich: Go! Get a life!

    Und bzgl. PR vs. Bloggen: Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe bzw. völlig verschiedener Informationsgehalt. Die PR-Artikel an denen ich mitwirken “durfte” erfüllen mich nicht mit Stolz 😉 .

    @Ludmilla: Ben al onzettend benieuwd!

  26. #26 McPomm
    14. Mai 2014

    Ich bin in der IT beheimatet und arbeite auch in einem IT-Unternehmen (ca. 300 Mitarbeiter). Seit einiger Zeit werden hier in der Firma auch Elemente der neuen “social media” in die Collaboration-Werkzeuge eingebaut, auch ein Firmen-Blog. Da ist von der Firmenleitung durchaus gewollt, dass die Leute irgendwas Interessantes bloggen und dann diskutiert wird. Aber aus täglichen Projekten bloggt da niemand. Geschweige denn, dass irgendwelche Probleme gebloggt werden.

    Wie ist das in Unis? Gibt es Fachbereiche, die wenigstens für die interne Kommunikation ein Blog betreiben? Oder ein Diskussionsforum (z.B. phpBB) laufen haben?

    Wissenschaftler haben häufig ja auch einen eigenen Twitter-Kanal. Aber meist sind das nur die Leute, die auch Bücher schreiben.

  27. #27 Franz
    14. Mai 2014

    Ich denke, dass dies nicht nur bei Bloggern auftritt, sondern viel globaler verbreitet ist. In meiner Ex-Firma, wenn da jemand zeigte, dass nicht 100% Zeit für die Firma zur Verfügung steht, dann war man auf der schwarzen Liste.

    Das war in dieser Firma auch der Grund warum Frauen weniger verdient haben, denn die haben oft offen gesagt, dass für sie neben der Arbeit noch Familie und anderes existiert. Als es eine Kündigungswelle gab waren die ersten auf der Liste die Väter die es gewagt hatten Elternteilzeit zu beantragen.

    Aber seien wir mal ehrlich, wenn wir eine Firma hätten, wer wäre uns lieber ? Eine Person die aktiv ist und bei Bedarf verfügbar, oder jemand beim dem unser Anliegen die Nummer 3 auf der Liste ist ?

  28. #28 Florian Freistetter
    14. Mai 2014

    @Franz: “Aber seien wir mal ehrlich, wenn wir eine Firma hätten, wer wäre uns lieber ? Eine Person die aktiv ist und bei Bedarf verfügbar, oder jemand beim dem unser Anliegen die Nummer 3 auf der Liste ist ?”

    Ich hätte am liebsten einen gut motivierten Angestellten, der ein erfülltest und zufriedenes Leben hat und jeden Morgen gerne zur Arbeit geht. Wer rund um die Uhr nur für den Job lebt mag zwar viel erledigen können – aber ob er der bessere Angestellte ist, bezweifle ich.

  29. #29 Ronald Weinberger
    14. Mai 2014

    Ich sehe die ganze Entwicklung, wie sehr sich Wissenschaftler in der Öffentlichkeitsarbeit einbringen können, sollen und wollen, relativ positiv. Und ich kann wahrlich “aus dem Nähkästchen plaudern”, da ich (ein seit 2 1/2 Jahren pensionierter Astronom) schon vor Jahrzehnten an meiner Uni namhaft in der Öffentlichkeitsarbeit involviert war und diese dann, praktisch ohne Unterbrechung, mit Freude und bar gröberer Hindernisse, fortsetzen konnte und durfte. Selbstredend (auch) in meiner Arbeitszeit, aber klarerweise nur nebenher. Natürlich war von “blog” oder Ähnlichem damals noch keinerlei Rede, sondern es wurde mit diversen, anderen, Methoden Öff.-Arbeit betrieben.
    Freilich: Eine Abwehrhaltung gegenüber der Öff.-Arbeit von Seiten so mancher Kollegen in der (Natur)wissenschaft) war seinerzeit sehr wohl ab und zu merkbar. Bloß: Die Zeiten (und Einstellungen) haben sich glücklicherweise geändert. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird an diversen Unis im deutschen Sprachraum (von meinem ehemaligen Arbeitgeber – der Uni Innsbruck – weiß ich das natürlich bestens) die Öff.-Arbeit nicht nur gefördert, sondern sogar gefordert.
    Zugegeben: Die Astronomie hat es insoferne “leicht”, als deren Resultate ob ihrer teils atemberaubenden, wahrhaft “kosmischen”, Natur plus wunderschöner Bilder seit jeher gut in der Öffentlichkeit ankommen. Meine “Botschaft”, trotz der von mir aufgezeigten positiven Entwicklung, heißt aber dennoch: “Nur nicht nachlassen in den Bemühungen zur Information der Öffentlichkeit!”.

    Fazit 1: Den von Herrn Freistetter angesprochenen “unguten” Fall halte ich für überaus bedauerlich, indes untypisch. Fazit 2: Florian Freistetter ist, das möchte ich hiermit ausdrücklich betonen, aufgrund seiner Bücher und seines blogs ein Glücksfall für den nicht selten ziemlich gewundenen und bisweilen steinigen Pfad von neuem Wissen hin zur Öffentlichkeit. Ich – und sicherlich viele andere – sind ihm dafür dankbar. Weiter so!

  30. #30 Jens Rehländer
    14. Mai 2014

    Die VolkswagenStiftung, deren Kommunikation ich leite, räumt geförderten Projekten die Möglichkeit ein, zusätzliche Mittel für Öffentlichkeitsarbeit zu beantragen. Das ist, soviel ich weiß, noch nie passiert. Woran liegt’s?
    Zweiter Punkt: Alle Forschungseinrichtungen und Universitäten haben professionelle Kommunikationsabt. Gerade in Sachen W issenschafts-PR hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Aber die Kommunikationsleute beklagen, dass die Wissenschaftler nicht kooperieren. Was ist da los?
    Jens Rehländer, Leiter Kommunikation der VolkswagenStiftung

  31. #31 Florian Freistetter
    14. Mai 2014

    @Jens Rehländer: “räumt geförderten Projekten die Möglichkeit ein, zusätzliche Mittel für Öffentlichkeitsarbeit zu beantragen. Das ist, soviel ich weiß, noch nie passiert. Woran liegt’s?”

    Wird denn Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit bei der Beurteilung von Projektanträgen an die VW-Stiftung berücksichtigt? Das Problem ist nicht so sehr, dass Wissenschaftler keine Öffentlichkeitsarbeit machen WOLLEN. Sondern dass sie es sich nicht leisten können, weil überall dort wo Karrieren oder Anträge beurteilt werden, so gut wie immer nur die reine Forschungsleistung beurteilt wird. Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit ist leider sehr oft “verlorene” Zeit; Zeit, die andere Forscher für das Verfassen von Papers verwenden und dann besser dastehen, wenn es um die nächste freie Stelle oder das nächste Projekt geht…

  32. #32 Florian Freistetter
    14. Mai 2014

    @Ronald Weinberger: “a ich (ein seit 2 1/2 Jahren pensionierter Astronom) schon vor Jahrzehnten an meiner Uni namhaft in der Öffentlichkeitsarbeit involviert war und diese dann, praktisch ohne Unterbrechung, mit Freude und bar gröberer Hindernisse, fortsetzen konnte und durfte. “

    Aber vermutlich erst, nachdem sie eine dauerhafte Anstellung an einem Institut bekommen haben, oder? Für junge Wissenschaftler ist es heutzutage fast unmöglich, irgendwas anderes außer reiner Forschung zu machen. Da kriegt man schon Schwierigkeiten, wenn man mal NICHT 80 Stunden die Woche im Büro ist (https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/10/11/junge-wissenschaftler-brauchen-doch-eh-kein-privatleben/). Es gibt so wenig freie Stellen und man muss sich ständig von Projekt zu Projekt weiterhangeln. Da kann man sich den Luxus von allzu viel Engagement für andere Dinge kaum mehr erlauben.

    “Weiter so!”

    Mach ich! Aber es wäre auch schön gewesen, wenn ich nicht erst die Uni verlassen hätte müssen, um das zu tun, was ich jetzt tue…

  33. #33 Jens Rehländer
    14. Mai 2014

    @Freistetter: Die Stiftung unterstützt die Bemühungen von Wissenschaftlern, ihre Forschung in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich persönlich bin der Meinung, dass Kommunikationsengagement bspw. In Bewerbungen berücksichtigt werden sollte, neben den üblichen Publikationslisten etc. In dieser Hinsicht ist das Wissenschaftssystem nach wie vor zu starr.

  34. #34 Hans
    15. Mai 2014

    #28 Florian Freistetter

    Ich hätte am liebsten einen gut motivierten Angestellten, der ein erfülltest und zufriedenes Leben hat und jeden Morgen gerne zur Arbeit geht. Wer rund um die Uhr nur für den Job lebt mag zwar viel erledigen können – aber ob er der bessere Angestellte ist, bezweifle ich.

    Das sehe ich genauso.

  35. #35 CM
    15. Mai 2014

    @Jens Rehländer: Ihre Frage kann ich nicht abschliessend beurteilen. Ist es die Sorge wahrscheinlicher mit einem Antrag zu scheitern, weil die gutachtenden Kollegen skeptisch sind?

    Letztlich scheint mir solch eine Förderung immer sinnvoll, im Sinne professioneller Stellen jedoch nur bei größeren Projekten. Kleinere könnten sich zentrale Profipools ihrer jeweiligen Organisation teilen – gibt es dafür Mittel?

    Als eine Förderorganisation kann die VW-Stiftung hier nur bedingt erfolgreich sein. Gibt es Bemühen mit anderen Wissenschaftsförderern diesbezüglich zu kooperieren (und diese dazu zu verleiten dasselbe Ansinnen an ihre Antragssteller heranzuleiten)?

    Die Offerte zur Förderung ist eine Seite der Medaille – eine andere wäre beim Antragseingang zu hinterfragen: “Ihre Ansätze zur Öffentlichkeitsarbeit fehlen in Ihrem Antrag. Möchten Sie das so lassen? Wir bieten Ihnen die Förderung dieser Arbeit zusätzlich an. Bitte kontaktieren Sie uns bei Rückfragen.” Oder so ähnlich.

    Dies sind nur einige Aspekte – an diese haben Sie sicher auch schon gedacht. Eine allumfassende Antwort wird es vielleicht nicht geben.

    Viele Grüße

  36. #36 CM
    15. Mai 2014

    bzgl. #28: Ja, das klingt gut. So weit denken auch viele Chefs – in Wirtschaft und akadem. Forschung – doch leider fehlt oft die Fähigkeit zur Reflextion: Was bedeutet das? Wie vermeide ich dysfunktionale Ansätze? Beitreibe ich womöglich sogar Managment by (bad) example?

    Und das ist auch nicht so einfach umzusetzen. Letztlich wäre eine offene Atmosphäre schön, wo man (gelegentlich!) gemeinsam mit Vorgesetzten über die optimale, individuelle Organisation nachsinnen kann und wo es kein Problem ist einen Ansatz zu verwerfen und einen neuen zu probieren.

  37. #37 Michael Blume
    Filderstadt
    18. Mai 2014

    Leider habe ich auch schon solche Negativerfahrungen gemacht. Nachdem mein bis dahin privater Blog zu den scilogs geholt wurde, ließ mir eine Professorin ausrichten, ich solle mich “besser nicht so wichtig machen”. Ein Kollege lobte die 3. Auflage von “Gott, Gene und Gehirn” und fügte hinzu: “Jetzt ist es dann aber auch mal gut mit der Öffentlichkeit, oder!?”

    In der Summe haben jedoch bei mir die Vorteile des Bloggens jedoch klar überwogen – was auch daran liegt, dass ich mich früh beruflich unabhängig gemacht habe und also nicht mehr so leicht “abgestraft” werden kann. Sonst hätte man mich für so etwas “Verwerfliches”, wie bei Quarks & Co. mitzuwirken, längst gedisst…

  38. #38 Jens Rehländer
    18. Mai 2014

    Es ist tatsächlich verwunderlich, dass an vielen Fronten – von der DFG, Wissenschaft im Dialog, Hochschulleitungen, privaten Förderern wie der VolkswagenStiftung etc. – die Forscherinnen und Forscher ermuntert werden, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben – und im Praxisalltag sanktioniert wird, wenn jemand dieser Aufforderung entspricht. Nach wie vor bleiben mir die Motive rätselhaft: Neid? Eigene Unfähigkeit, PR zu betreiben?

  39. #39 Florian Freistetter
    18. Mai 2014

    @Jens Rehländer: “Nach wie vor bleiben mir die Motive rätselhaft”

    Es fehlt an konkreten Anreizen. Solange man nur “ermuntert” wird, bei der Bewerbung um die nächste Stelle aber dann trotzdem wieder nur die Publikationliste berücksichtigt wird, wwird sich nicht viel ändern. Wenn die Leute irgendwann mal keine Stellen oder Projektgelder kriegen würden, weil sie zuwenig Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben, dann würde sich da schnell was tun. Oder wenn man Stellen schaffen würde, die keine reinen Forschungsstellen sind, sondern wo festgelegt wird, dass man einen gewissen Prozensatz für Öffentlichkeitsarbeit aufwenden MUSS…

  40. #40 KeinAnfang
    https://keinanfang.wordpress.de
    19. Mai 2014

    Dazu ist mir dieser Artikel bei Psychatrie 2 Go eingefallen

    Schön wäre es, wenn wir alle so eine Einstellung haben (dürften). Dann gäne es diese Probleme nicht.

    https://psychiatrietogo.wordpress.com/2014/04/09/nein-ich-bin-nicht-busy/

  41. […] Woche habe ich noch darüber geschrieben, dass es für die eigene Karriere taktisch unklug sein kann, als (junger) Wissenschaftler zu viel öffentlich sichtbare Freizeit zu haben und sich mit Blogs […]

  42. #42 drikkes
    Köln
    6. Juni 2014

    Am Anfang heißt es, Bloggen sei Öffentlichkeitsarbeit – in der Theorie wichtig für die Wissenschaft bzw. den Wissenschaftler. Dann wird es mit einem Hobby wie dem Briefmarkensammeln verglichen und es ist von Freizeitvergnügen die Rede. Nur um am Ende zu bemängeln, daß “Öffentlich zu bekennen, dass man ein Privatleben hat und sich nicht voll und ganz der Wissenschaft verschrieben hat, keine gute Idee ist.”

    So kurzsichtig ich selbst auch den Ablehnungsgrund finde, ich kann die Skepsis der Blogkritiker durchaus nachvollziehen. Denn mit einer “mal so, mal so”-Einstellung steht man nicht gerade überzeugend da. Das sieht nach “Ich argumentiere, wie es gerade passt” aus. Kein Wunder, daß Leute, die sowieso nicht internetaffin sind, sich eingeladen fühlen, diese Vermischung mit Absicht mißverständlich auszulegen.

  43. #43 Florian Freistetter
    6. Juni 2014

    @drikkes: “Kein Wunder, daß Leute, die sowieso nicht internetaffin sind, sich eingeladen fühlen, diese Vermischung mit Absicht mißverständlich auszulegen.”

    ?? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, was genau du kritisierst. Ich sage:

    1) Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig und sollte genau so ernst genommen werden wie die Forschung selbst
    2) Bloggen ist auch Öffentlichkeitsarbeit und deswegen sollten viele Wissenschaftler bloggen.
    3) Im derzeitigen System der Wissenschaftspolitik wird keine Aktivität honoriert, die nicht Forschung ist
    4) Bloggen schadet der eigenen Karriere als Wissenschaftler genau so, wie es ein zu umfangreiches Privatleben tut.

    Was genau ist denn jetzt das Problem mit dieser Argumentation und wo habe ich etwas “vermischt”?

  44. […] Selbst Autoren, die eigene Social-Media-Profile haben, verstecken sich bei der Angabe von Website oder Twitteraccount lieber hinter den Webadressen ihres Instituts. Als ansprechbare Menschen hinter der akademischen Fachkraft kommen sie nicht vor. Diskussionen wird so wirksam aus dem Weg gegangen. Wenn man auch nur ein wenig über die deutsche Wissenschaftsszene weiß, ist das allzu verständlich. Wissenschaftsblogger Florian Freistetter beschreibt einen besonders krassen Fall: […]

  45. […] Es spricht nichts dagegen, auch wissenschaftliche Fachartikel mit den Mitteln des Internets zu veröffentlichen.3 Im Moment nutzen vor allem Scharlatane die Möglichkeiten, ein grosses Publikum mit ihren Pamphleten zu erreichen. Wissenschaftler bekommen sogar Probleme, wenn sie versuchen, ihre Forschung zumindest populär aufbe…. […]

  46. […] müsste “nur” dafür sorgen, dass es sich lohnt Wissenschaft zu kommunizieren, wie ich hier ausführlich erklärt habe. Es braucht ja unter anderem deswegen die ganzen Pressestellen und PR-Abteilungen, weil sich die […]