Im September 2011 fand dann aber das Weltraumteleskop Kepler den ersten P-Typ-Planeten, der zwei normale Sterne umkreiste. Kepler-16A und Kepler-16B sind beide kleiner als unsere Sonne. A hat 70 Prozent der Sonnenmasse; B nur 20 Prozent. Mit einem Abstand von nur 0,22 Astronomischen Einheiten sind sich die beiden Sterne auch sehr nahe. Der Planet selbst ist nur 0,7 Astronomische Einheiten vom Doppelstern entfernt; also in etwa so weit wie die Venus von der Sonne. Von der Erde aus blicken wir genau auf die Kante des Planetensystems. Alle drei Himmelskörper bedecken einander gegenseitig und das macht die Lichtkurve, die das Kepler-Weltraumteleskop aufgenommen hat, sehr kompliziert. Stehen von uns aus gesehen beide Sterne und der Planet nebeneinander, dann erreicht uns das meiste Licht. Aber wenn der Planet an einem der beiden Sterne vorüber zieht, dann sinkt die Helligkeit ein klein wenig. Die Sterne selbst bewegen sich natürlich auch umeinander und wenn einer den anderen bedeckt ist der Helligkeitsabfall wesentlich stärker als bei einem planetaren Transit.
Die Bewegung der drei Himmelskörper macht die Lichtkurve zwar sehr kompliziert, aber auch sehr aussagekräftig. Aus den wechselseitigen Bedeckungen konnte man die Eigenschaften und Bahnen der Sterne und des Planeten sehr genau bestimmen. Damit war es möglich, am Computer die zukünftige Entwicklung des Systems zu simulieren und es zeigte sich, dass die Astronomen großes Glück gehabt haben. Durch die gegenseitigen gravitativen Störungen verändern sich die Bahnen im Laufe der Zeit; sie werden ein wenig größer beziehungsweise kleiner und sie wackeln ein wenig hin und her. Dadurch ändert sich auch unser Blickwinkel auf das System und von 2014 an ist es von der Erde aus nicht mehr möglich zu sehen, wie der Planet an Kepler-16B vorüber zieht. Von 2018 an gibt es auch keinen Transit bei Kepler-16A mehr zu sehen. Hätte das Kepler-Teleskop den Stern also nicht im Jahr 2011 beobachtet sondern 2019, hätte es keine Anzeichen für einen Planeten entdeckt.
Der P-Typ-Planet von Kepler-16 ist übrigens ein Gasriese von der Größe des Saturn. Er hat also keine feste Oberfläche, von der aus man die beiden Sonnen am Himmel beobachten könnte. Aber vielleicht wird er von einem Mond umkreist. Dort könnte man dann nicht nur zwei Sonnen sondern auch noch einen großen Planeten am Himmel sehen. Nimmt man die Himmelskörper in unserem Sonnensystem als Maßstab, dann wäre das auf keinen Fall unwahrscheinlich. Bis auf Merkur und Venus hat jeder Planet des Sonnensystems einen oder mehrere Monde. Es wäre äußerst seltsam, wenn die fremden Welten nicht ebenso üppig mit Monden ausgestattet sind wie die Planeten bei uns zuhause. Wenn es extrasolare Planeten gibt, dann muss es auch extrasolare Monde geben. Sie werden bei der Entstehung eines Sonnensystems zwangsläufig mitproduziert.
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Weiter geht es dann morgen in Teil 2.
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