Beim Stöbern im Internet habe ich ein interessantes Video gefunden. Es ist eine Aufzeichnung der Sendung “Faszination Wissen” des Bayrischen Rundfunks (und netterweise wurde es auch vom Bayrischen Rundfunk selbst bei YouTube eingestellt und gehört nicht zur Schwemme der urheberrechtlich bedenklichen Fernsehmitschnitte, die man dort normalerweise findet). Thematisch ist die Sendung eigentlich nicht außergewöhnlich. Es werden verschiedene esoterische Praktiken vorgestellt und dann – erfreulich seriös – bewertet:
Der ganze Kram von wegen “Quantenheilung” ist Unsinn. Nur weil dabei das Wort “Quanten” verwendet wird, das auch die Physiker bei ihrer Beschreibung der realen Welt benutzen, macht das die Quantenheilung deswegen nicht weniger irrational. Aber genau das ist der Effekt, den man sich erhofft: Die Verwendung wissenschaftlich klingender Begriffe soll der Pseudowissenschaft ein wenig von der tatsächlichen Glaubwürdigkeit der echten Wissenschaft geben. Das merkt man auch an den im Video zu hörenden typischen Aussagen der Form “Die Quantenphysik belegt, dass der Geist die Materie beeinflussen kann” oder “Die Quantenphysik sagt, dass alles Schwingung ist” und so weiter. Wer auch nur ein ganz kleines bisschen Ahnung von echter Physik hat, erkennt schnell, dass das alles Unsinn ist. Aber genau das ist Problem: Viele Leute haben eben nicht einmal dieses kleine bisschen Ahnung.
Und das ist auch der Punkt, an dem effektive Aufklärung meiner Meinung nach ansetzen muss; der einzige Punkt an dem sie ansetzen kann. Es bringt nichts, zu sagen: “Das was du da machst ist dumm! Lass das!”. Man muss die Menschen in die Lage versetzen, von selbst zu erkennen, dass die Esoterik irrational ist und Dinge wie “Quantenheilung” nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Dazu muss man aber die echte Wissenschaft auch vermitteln und das in wesentlich größerem Maßstab als es bisher der Fall ist! Es reicht nicht, wenn Leute wie ich darüber in ihren Blogs schreiben oder Harald Lesch einmal die Woche mitten in der Nacht ein bisschen über Wissenschaft plaudert. Hier wären großangelegte Maßnahmen nötig; strukturelle Entscheidungen im Bildungssystem und bei der Wissenschaftspolitik; bei der Förderung von Wissenschaft und wissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit, und so weiter.
Ich kann dafür leider keine Lösungen anbieten (verweise aber sehr gerne auf die ausführliche Linkliste im Blog von Marcus Anhäuser, die eine in den letzten Tagen zu diesem Thema geführte Debatte zusammenfasst). Das Problem an sich ist nicht schwer zu formulieren: Menschen hängen irrationalen und potentiell gefährlichen esoterischen Vorstellungen an, weil sie nicht erkennen, dass es sich um irrationale und potentiell gefährliche Vorstellungen handelt. Die daraus folgende Strategie ist ebenfalls leicht zu formulieren: Man muss den Menschen das nötige Wissen vermitteln und sie in die Lage versetzen, diese esoterischen Weltbilder als das zu erkennen, was sie sind, bevor sie darauf reinfallen. Aber ich fürchte, das auch konkret umzusetzen wird so schnell nicht gelingen…
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