Man muss nicht Mitarbeiter irgendeiner offiziellen Stelle sein, um Wissenschaftskommunikation in diesem Sinne betreiben zu können und wenn man die Wissenschaftskommunikation in dieser weiten Definition betrachtet, dann ist es auch eigentlich nicht schwer, sie zu verstärken. Man müsste “nur” dafür sorgen, dass es sich lohnt Wissenschaft zu kommunizieren, wie ich hier ausführlich erklärt habe. Es braucht ja unter anderem deswegen die ganzen Pressestellen und PR-Abteilungen, weil sich die Forscher selbst es nicht erlauben können, Zeit mit der Öffentlichkeitsarbeit zu “verschwenden”. Wer ein Blog führt; zu oft mit Medien redet oder sich anderweitig engagiert, der bekommt irgendwann sicherlich ein vorwurfsvolles “Sag mal, hast du denn da überhaupt noch Zeit für die Forschung?” zu hören. Warum heißt es dagegen nie “Sag mal, hast du denn da überhaupt noch Zeit für die Öffentlichkeitsarbeit?” wenn jemand nur im Labor steckt und ein wissenschaftliches Paper nach dem anderen veröffentlicht?
Natürlich sollten Forscherinnen und Forscher nicht dazu gezwungen werden, Öffentlichkeitsarbeit zu machen (Obwohl…?). Genau so wie die wissenschaftliche Arbeit selbst ist das etwas, was nicht jeder unbedingt beherrscht. Aber es sollte zumindest nicht bestraft werden, so wie das heute oft der Fall ist, weil bei der Beurteilung wissenschaftlicher Karrieren oft nur die Publikationsliste zählt und die Wissenschaftler sich Aktivitäten die nicht in Fachpublikationen resultieren, nicht erlauben können. Aber wenn ein erfolgreicher populärwissenschaftlicher Vortrag, ein gutes Interview in einer wichtigen Fernsehsendung oder die Veröffentlichung eines populärwissenschaftliches Buchs den gleichen positiven Effekt hätten, wie eine Fachpublikation in Nature oder Science, dann würden diejenigen unter den Wissenschaftlern, die einerseits Spaß an der Wissenschaftskommunikation haben und andererseits dazu auch in der Lage sind, ganz von selbst mit der Öffentlichkeit reden und es würde mit Sicherheit wesentlich mehr und bessere Wissenschaftskommunikation stattfinden als heute.
Die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ist aus meiner Sicht ein integraler Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit. Wissenschaftskommunikation ist genau so Wissenschaft wie die Forschung selbst und wenn man die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen könnte, würden sich sicherlich jede Menge Wissenschaftler engagiert und begeistert an die Öffentlichkeit und die Medien wenden.
Aber mir ist durchaus klar, dass das eine sehr spezielle Auffassung von “Wissenschaftskommunikation” ist die kaum etwas mit dem zu tun hat, was auf den diversen Wissenschaftskommunikationskonferenzen und -workshops diskutiert wird. Insofern bitte ich die mitlesenden Expertinnen und Experten mir nicht böse zu sein, wenn ich hier vielleicht etwas themenfremd über das Thema schreibe. Aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, um hier einmal das aufzuschreiben, was ich momentan unter “Wissenschaftskommunikation” verstehe und hoffe, dass ich in einer sich eventuell entwickelnden Diskussion ein bisschen mehr über das lerne, was andere damit verbinden.
Ob sich meine Arbeit unter “Wissenschaftkommunikation” einordnen lässt oder nicht, weil ich weder aktiver Wissenschaftler noch PR-Mitarbeiter einer Forschungseinrichtung kann ich immer noch nicht beurteilen. Aber welches Etikett ich auf meine Arbeit klebe, ist ja auch nicht wirklich wichtig. Ich mache am besten einfach weiterhin das, was ich bisher gemacht habe – bis jetzt hat es ja nicht allzu schlecht funktioniert…
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