By NASA [Public domain], via Wikimedia Commons

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In diesem Bild sieht man besonders schön die unterschiedlichen Emissionslinien, die für jedes Element charakteristisch sind, hervorstechen.

Da wir nun ausreichend mit der Theorie gewappnet sind, ist es an der Zeit, diese auf den praktischen Versuch anzuwenden.
Dafür nehmen wir uns das Spektrometer zur Hilfe.

Prismenspektrometer CC-by-sa 2.0/de Oliver Kurmis - Bild selber aufgenommen 2000 im Physik-Grundpraktikum an der Uni-Jena.

Prismenspektrometer CC-by-sa 2.0/de
Oliver Kurmis – Bild selber aufgenommen 2000 im Physik-Grundpraktikum an der Uni-Jena.

Hier sehen wir ein Prismenspektrometer in freier Wildbahn. Ist es nicht prachtvoll?

Der Aufbau des Spektrometers lässt sich eigentlich auf 3 wesentliche Teile herunterreduzieren.
Das Fernrohr, der Prismentisch und das Spaltrohr. Gehen wir mal den Weg, den das Licht zurücklegt. Das Licht wird in diesem Fall in einer Gasentladungslampe (F) erzeugt. Diese Lampe ist im Prinzip eine mit Gas gefüllte Röhre. Das Gas wird durch die Zufuhr einer gewissen Mindestspannung ionisiert, dabei strahlt es Licht ab. Dummerweise wissen wir nicht, welche Elemente in unserer Lampe enthalten sind, genau das gilt es mit diesem Versuch also zu bestimmen. Das Licht wandert durch das Spaltrohr (C) wo es einigermaßen gebündelt wird, über den Prismentisch (B), auf dem das Prisma steht. In diesem wird es (ihr habt es bestimmt schon erraten) in seine Spektralfarben zerlegt. Das Licht-Geschnetzelte wandert nun in das Fernrohr (A), wo wir es beobachten und die einzelnen Spektrallinien erkennen können.
Die Besonderheit an diesen Spektrometern ist die, dass das Fernrohr zum Prismentisch und zum Spaltrohr ABSOLUT exakt ausgerichtet werden muss. Um das zu gewährleisten, hat man insgesamt 22 unterschiedliche Feststellschrauben überall am Gerät angebracht. Und diese gilt es exakt zu justieren. Die Anleitung zur Justierung des Spektrometers füllt übrigens einen kompletten Ordner aus. Den Ordner durchzuarbeiten und das Gerät einzustellen ist ja an sich schon eine ordentliche Aufgabe. Aber hey, als angehender ‚Bachelor of Science‘ (Danke, Bologna-Prozess…) muss eine richtige Herausforderung her!
Der Raum in dem der Versuch durchgeführt werden muss, ist der Optik-Raum. Dort wird, wie der Name es schon verrät, gerne mal mit Licht und Lasern gearbeitet, was zur Folge hat, dass der Raum dunkel ist. Nicht nur ein bisschen Dunkel, sondern finster. So finster, dass man sich nur mit Hilfe von Taschenlampen durch den Raum bewegen kann. Mein Laborpartner und ich mussten also in einem finsteren Raum im Schein von zwei Taschenlampen eine fummelige Arbeit an einem Spektroskop verrichten, während wir die Montageanleitung (so wie die Blätter aussahen war ich doch verwundert, keine altdeutsche Schrift vorzufinden) in einem Ordner befolgten.
Um zu prüfen, ob alles zueinander exakt eingestellt wurde, mussten wir auch regelmäßig die Gasentladungslampen anschmeißen und einen Blick ins Spektrometer werfen. Es macht unheimlichen Spaß, in einem sehr dunklen Raum in eine sehr, sehr helle Lichtquelle zu schauen.

So ein neues Spektrometer ist garantiert so gebaut, dass die Schrauben ihre vorgesehen Funktion zur Stabilisierung und Ausrichtung des Geräts erfüllen. Unser Spektrometer hatte allerdings gewisse Abnutzungserscheinungen vorzuweisen, was dazu führte, dass jeder Stoß gegen den Tisch zur Folge hatte, dass das Spaltrohr wieder den Abflug aus der eingestellten Position machte und wild in der Gegend rumluderte.
Man lernt seine Kommilitonen erst wirklich zu hassen, wenn man mit ihnen im Labor gearbeitet hat. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich im Laufe dieses Versuches die Lust hatte, meine Kommilitonen mit dem Spektroskop zu bewerfen.
Es benötigt die Selbstbeherrschung eines Zen-Meisters, gepaart mit der Ruhe und Ausdauer des Kontinentaldrifts, um diesen Versuch angemessen zu einem positiven Ende zu führen. Zum Glück bin ich mit beidem gesegnet. Und trotz allem bin ich so bescheiden geblieben. Ich bin wundervoll.

Aber wie es öfter der Fall ist, Rückblickend betrachtet, war alles nur halb so wild.
Selbst die Fummelei am Spektrometer ist im Nachhinein gar nicht mehr so schlimm.
Ich kann sogar den letztendlichen Erfolg des Versuches vermelden. Es ist uns gelungen, die unbekannte Lichtquelle als Cadmium-Quecksilber-Lampe zu identifizieren.
Was meine Kommilitonen angeht: Die haben in 2 Wochen genau denselben Versuch. Und dasselbe Spektrometer.

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Kommentare (24)

  1. #1 Thomas Rosin
    17. September 2014

    Überschrift des Bildes:
    Use the image below to view the spectra of calcium (top) and sodium (bottom). d. h.: Sodium (NaCl, Kochsalz)
    auf: https://imagine.gsfc.nasa.gov/docs/teachers/lessons/xray_spectra/student-worksheet-flame.html

    Die Physik steht und bleibt für große und beeindruckende Themen.

  2. #2 Eos
    17. September 2014

    Super Artikel! Hat mir sehr gut gefallen! Ich hab was gelernt und du hast mich zum lachen gebracht! Danke dafür!

  3. #3 Crazee
    17. September 2014

    Schöner Artikel. Der kurze Rant-Exkurs wirkt ein wenig seltsam.
    Die Arbeit mit den Bildern ist schon fast freistetterisch gut gelungen.
    Danke.

  4. #4 Alderamin
    17. September 2014

    @Sebastian

    Toll geschrieben und schön bebildert. Ein Kandidat für den Sieg.

  5. #5 BerndB
    17. September 2014

    Ich habe das gleiche Experiment damals in Halle machen dürfen. Der Raum war mit einer der dunkelsten, die ich je betreten habe 😉 Irgendwann konnte ich dann aber nicht mehr ins Okular gucken, weil einem nach einer Weile alles verschwimmt.
    Respekt vor den Leuten, die das damals erst entdeckt haben und schlechtere Instrumente hatten.

    Das führt mich dazu, was mir in allen Physik-Vorlesung ein wenig gefehlt hat: Wie man auf gewisse Erkenntnisse kommt, sprich die Geschichte der Physik. Dabei ist die eigentlich spannend und würde vielleicht dem ein oder anderen klar machen, dass es kein Blödsinn ist, was die Wissenschaftler(TM) sich so alles ausdenken.

    Vielleicht wäre ein Experimentier- und Wissenschaftsgeschichts-Blog auf SB gar nicht schlecht.

  6. #6 Anti-Held
    17. September 2014

    Bisher der beste Artikel im Wettbewerb!

  7. #7 Florian Freistetter
    17. September 2014

    Ihr denkt übrigens eh alle daran, eure Favoriten dann auch entsprechend offiziell mitzuteilen?

  8. #8 Dampier
    17. September 2014

    Lehrreich und amüsant. Sehr schön.

  9. #9 Fumsailor
    17. September 2014

    Sehr schöner Artikel, gefällt mir bis jetzt auch am besten.
    Vor allem die Zusammenarbeit der verschiedenen Zweige der der Physik anhand eines relativ einfachen Versuches ist gut gelungen.
    Wenn schon bei diesem Versuch so viel verschiedenen Dinge zusammenarbeiten wird einem schnell klar das in der Natur nichts einfach ist.
    Ich habe zwar “nur” E-Technik Fachrichtung Regeltechnik studiert (allerdings noch mit einem Dipl.Ing.) aber das mit den Komilitonen bei den Versuchen kann ich völlig nachvollziehen. Manchmal hätte man….

  10. #10 Alderamin
    17. September 2014

    @Florian

    Kommt nachher alles in einer Mail. Man muss sich ja erst einmal einen Überblick verschaffen.

  11. #11 Dampier
    17. September 2014

    Ich werde meine Wertung auch erst nach dem 29. abschicken. Natürlich werde ich das nicht vergessen 😉

  12. #12 Sebastian
    17. September 2014

    Puh, ich muss sagen, ich war ja relativ nervös, wie mein Text denn Anklang finden würde. Umso schöner ist es, dass er euch gefallen hat.

    @Thomas Rosin: Von Natrium ist auch unter der Bildbeschreibung die Rede. Allerdings sagt mir die Beschreibung unter diesem Bild hier, <a href=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sodium_and_calcium_spectra.jpg
    dass es nicht Sodium ist.
    Vielleicht sollte ich einfach mal alle Elemente durchgehen. Spektroskope einstellen kann ich ja inzwischen.

  13. #13 Sebastian
    17. September 2014

    Ohjeh, hoffentlich sieht keiner meiner Informatik-Dozenten, dass ich gerade ‘nen HTML-Tag vergeigt habe…

  14. #14 Thomas
    17. September 2014

    Danke! Wieder was gelernt. Du hast gerade Dominic in meiner persönlichen Wertung von Position 1 verdrängt.. 😉

  15. #15 Alderamin
    17. September 2014

    @Sebastian

    Das Element, das im unteren Spektrum gezeigt wird, konnte ich leider nicht eindeutig bestimmen.

    Vielleicht Stickstoff?

    Das hier ist eine coole Seite.

  16. #16 Sebastian
    17. September 2014

    @Alderamin

    Stickstoff sieht schon ganz gut aus, aber ich glaube, das passt noch nicht zu 100%. Vor allem im Bereich von ungefähr 6560nm – 700nm, hat Stickstoff ein paar Linien mehr vorzuweisen, als … ja, was auch immer das da oben ist.
    Aber der Link ist ja der Hammer! Die Seite hätte ich mal während des Versuchs gebraucht. Oder während der Auswertung. Oder als ich versucht hab’, das “unbekannte” Element da oben durch googlen zu bestimmen 😀

  17. #17 cassandra
    17. September 2014

    Calcium (oben) und Na (Natrium=Sodium/en – nicht Kochsalz)) unten 🙂

    schöner Artikel

    Wenn Du mal alles verstehen willst, darfst Du wirklich nicht Physik studieren- vielleicht Wirtschaft?

    Habe nun, ach! Philosophie,
    Juristerei und Medizin
    Und leider auch Theologie
    Durchaus studiert mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor!
    Und bin so klug also wie zuvor

    Zitat Ende 🙂

    die Erkenntnis ist alt

  18. #18 Martin
    17. September 2014

    Im Moment der Erkenntnis wird das Gehirn eines Nerds mit Serotonin und Dopamin geflutet. Sei vorsichtig mit Erkenntnis. Bitte nur in geringen Dosen.

  19. #19 Thomas Rosin
    17. September 2014

    Asche auf mein Haupt! Sodium ist natürlich das reine Natrium!
    Im link von @Alderamin (sehr schön!) kann man auch die Bilder mit denen von @Sebastian verwendeten vergleichen (also Na ist zu sehen).

  20. #20 Sebastian
    17. September 2014

    @ Cassandra:
    Natrium an sich wird es leider nicht sein. Das hat eine sehr charakteristische gelbe Flamme, wenn es verbrennt. Das äußert sich bei geringen Temperaturen auch in einem sehr markanten gelben Strich im Spektrum. Bei höheren Temperaturen (3700° aufwärts), sieht man wohl noch weitere Linien im Spektrum, allerdings weichen die doch von dem Bild da oben ab.

    Wenn ich wüsste, dass ich rund 200 Jahre alt werde, würde ich sicher viel mehr Zeit meines Lebens mit dem Studium verbringen. Ich würde mich liebend gerne ein Mal quer durch das universitäre Spektrum studieren (pun not intended).

    @Martin:
    Jetzt noch ‘ne Portion Glutamat und es wird ‘ne Party!

    So, und bevor ich jetzt weiter nach dem richtigen Element suche (ich vermute, es könnte vielleicht Chlor sein), möchte ich mich noch mal herzlich für die ganzen Kommentare bedanken. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass der Artikel so gut an kommt.

  21. #21 Gaius
    17. September 2014

    Ganz gut, aber mein Favorit ist es nicht. Dazu stimmt teilweise die Balance zwischen witzig gemeintem und Substanz nicht, finde ich.

    Vielleicht liegt es aber auch einfach am Thema, das mich nicht so fasziniert … 🙂

  22. #22 Thomas Rosin
    18. September 2014

    es ist Sodium (Na):
    auf der Seite https://www.amateurspectroscopy.com/color-spectra-of-chemical-elements.htm den Block, der mit Calcium beginnt und mit Krypton aufhört, in der Größe so ändern, dass die wichtigsten Linien mit den hier im Blog ganz oben gezeigten in der Position übereinstimmen. Die Farben sollte man nicht so ernst nehmen, die werden durch diverse Bildschirmeinstellungen und Farbübertragungen (z.B. Papier -> CRT) verfälscht.

  23. #23 Sebastian
    18. September 2014

    @Thomas Rosin:
    So langsam überzeugst du mich. Wenn es tatsächlich Natrium ist, dann war die Probe entweder extrem heiß, oder stand unter wirklich hohem Druck.
    Jedenfalls sieht das “normale” Natrium-Spektrum nicht ganz so farbenfroh aus. Das mir bekannte Spektrum von Natrium besteht eben wirklich nur aus dem markanten, gelben Strich.
    Aber schön, dass wir das Rätsel vielleicht doch lösen konnten 😀

  24. […] Dieser Text wurde von mir bereits veröffentlicht. Und zwar im Zuge des Astrodicticum-Simplex Schreibwettbewerbs. Dort hat er mir den zweiten Platz […]