Durch systematische Untersuchungen von Sternhaufen fand man nun heraus,
dass eine Massenuntergrenze existiert, das heißt, man findet keine Roten Riesen,
die eine bestimmte Masse unterschreiten, weil sie dann älter sein müssten als
das Universum. Die Altersdaten, die man für die massenärmsten Roten Riesen
ermittelt hat, sind für den Kreationismus nicht weniger schwer verdaulich als ra-
diometrische Daten. Als Resultat findet man, dass die ältesten Sterne bzw.
Sternhaufen zwischen 10 und 14 Milliarden Jahre alt sind. Bis vor wenigen Jahren
lagen die Alter aus Kugelsternhaufen?Bestimmungen zwar deutlich über diesen
Werten, doch Verbesserungen in den Sternmodellen und den Methoden zur Al-
tersbestimmung haben diese Diskrepanz aufgehoben. Und die Daten decken
sich voll und ganz mit den Größenordnungen, die radiometrische Datie-
rungen liefern!
Der zweitälteste Stern ist HE 1523-0901 mit einem Alter von 13,2 Mrd. Jahren.
Sein Alter wurde über die Zerfallsreihe von Uran und Thorium in Kombination mit
Neutroneneinfang bestimmt. Es ist wiederum vergleichbar mit jenem Alter, das
man mit ganz anderen Methoden für das Universum bestimmt hat, beispielsweise
aus seiner Expansionsgeschichte oder der Analyse des kosmischen Mikrowellen-
hintergrundes. Durch Auswertung der Daten, welche die Raumsonden WMAP und
PLANCK geliefert haben, lässt sich das Alter des Kosmos sehr präzise auf 13,80 ±
0,04 Milliarden Jahren bestimmen. Diese Zahl passt zu dem Alter, welches man
für die ältesten Sterne ermittelt hat.
Fazit: Die Zuverlässigkeit radiometrischer Bestimmungsmethoden ist
nicht wissenschaftlich anfechtbar…
… denn sonst hätten sich längst derart viele Inkonsistenzen ergeben, dass der
Versuch, erdgeschichtliche und kosmische Ereignisse auch nur halbwegs einheit-
lich zu datieren, im Ansatz stecken geblieben wäre. Die verschiedenen kosmi-
schen und geochronologischen Datierungsmethoden führen unabhängig vonei-
nander mehr oder weniger zu denselben Altersangaben, die wir heute für die Er-
de, die ältesten Sterne und Sternhaufen sowie den Kosmos – teils bis in den
Promille-Bereich genau – ermittelt haben.
Die folgende Auflistung zeigt die Resultate einiger radiometrischer Altersbestim-
mungen von Meteoritenbestandteilen sowie von Gestein bzw. Mineralien von Erde
und Mond (Abb. 5). Die Ergebnisse repräsentieren die Entstehungsalter unseres
Sonnensystems sowie von Mond und Erde.
Abb. 5: Durchschnittliche Alterswerte verschiedener Meteoriten-Bestandteile sowie
Mineralien und Gesteinsproben von Erde und Mond. Die „Methode“ gibt an, welche
Nuklide für die Altersbestimmung herangezogen wurden (z. B. „K/Ar“ für den radio-
aktiven Zerfall von Kalium-40 zu Argon-40).
Wie man sieht, führen die verschiedensten radiometrischen Methoden (z.B. die
Kalium-Argon-Methode, Uran-Blei-Methode, die Samarium-Neodym-Methode
usw.) auch bei sehr unterschiedlichen Meteoriten- und Gesteinsproben immer
wieder zu dem allgemein akzeptierten Alter von Erde, Mond und Sonnensystem.
Man beachte insbesondere im Vergleich mit den Daten von DALRYMPLE (1991),
dass die Datierungen im Laufe der Zeit immer präziser wurden.
Würden all diese Rekonstruktionen keine realen Ereignisse bzw. Zeiträume wie-
derspiegeln, wäre die Übereinstimmung der ermittelten Altersangaben nicht zu
erklären. Denn warum sollten sich die Zerfallskonstanten der verschiedenen für
die Altersdatierung verwendeten Nuklide (Uran-235, Uran-238, Kalium-40, Neo-
dym-147 usw.) im Laufe der Zeit ausgerechnet immer so verändert haben, dass
man voneinander unabhängig immer die gleichen übereinstimmenden Altersda-
ten für bestimmte Gesteine oder Ereignisse erhält? Vernünftige Erklärungen da-
für hat man von Kritikern jedenfalls noch nicht gehört.
Und wie ist es zu erklären, dass Altersbestimmungen, die nicht auf radiometri-
schen Datierungen beruhen, wie die Auszählung von Tagesringen pro Jahr bei
fossilen Korallen und Muscheln, die Ermittlung der Geschwindigkeit der Kontinen-
taldrift, die Auswertung des kosmischen Mikrowellenhintergrundes, Warvenana-
lysen usw. in schöner Regelmäßigkeit die radiometrischen Ergebnisse bestätigen?
Dass sich die Fehler so „heraus mitteln“, dass ein einheitliches, in sich stimmiges
Bild der Erdgeschichte und kosmischen Entwicklung entsteht, ist extrem unwahr-
scheinlich, wenn man annimmt, dass es sich um illusionäre Zeiträume handelt.
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Die Zahlen geben an, wieviele Protonen und Neutronen („Nukleonen“) im Atomkern
enthalten sind. Die Zahl der Protonen ist charakteristisch für das jeweilige chemische
Element. So enthalten Uran-Kerne immer 92 Protonen. Folglich enthält Uran-238 zusätz-
lich 146 Neutronen, Uran-235 dagegen 143 Neutronen. Atomkerne mit gleicher Proto-
nenzahl (= Ordnungszahl) aber unterschiedlicher Neutronenzahl nennt man Isotope.
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