Der Mars ist kleiner und masseärmer als die Erde. Er hat daher erstens weniger Gravitationskraft, um eine Atmosphäre halten zu können. Er ist aber dadurch auch sehr viel schneller ausgekühlt als die Erde. Sein Kern ist erstarrt und ohne die Bewegung eines flüssigen Metallkerns kann auch kein Magnetfeld entstehen. Die Atmosphäre des Mars, die früher aller Wahrscheinlichkeit nach viel dichter und lebensfreundlicher war, war nach dem Auskühlen des Mars also dem Sonnenwind schutzlos ausgesetzt und verschwand im Laufe der Jahrmillionen. Heute ist davon fast nichts mehr übrig und der Mars wurde zu einer kalten und lebensfeindlichen Eiswüste.
Trotzdem ist der Mars immer noch der Planet, auf dem die Bedingungen der Erde am ähnlichsten sind. Zumindest ab und zu hat es dort halbwegs angenehme Temperaturen die über dem Gefrierpunkt liegen und den Rest der Zeit ist es dort in etwa so, wie in der Antarktis auf der Erde. Nur eben ohne die brauchbare Atmosphäre… In der Science-Fiction-Literatur ist daher das Terraforming ein beliebtes Thema. Dabei versucht man, den Mars wieder zu einem Planeten mit lebensfreundlichen Bedingungen zu machen. Man gibt dem Planeten eine dichtere und atembare Atmosphäre. Dadurch erhöht sich auch die Temperatur auf der Oberfläche; Wasser kann wieder in flüssiger Form existieren; Wasserdampf kann sich in der Atmosphäre ansammeln wodurch ein Treibhauseffekt entsteht, der die Temperatur weiter erhöht – und so weiter.
Aber ist das auch in der Realität möglich? Nun ja, möglich ist viel. Aber nicht alles davon ist auch zwingend realistisch. Ich will hier nicht auf die Details des Terraformings eingehen; das würde zu weit führen. Aber rein theoretisch gibt es einige Möglichkeiten, die Atmosphäre des Mars zu verändern. Man könnte dafür sorgen, dass das (Kohlendioxid)Eis an seinen Polen sublimiert und in die Atmosphäre gelangt. Man könnte den Planeten mit Asteroiden aus dem All bombadieren und dadurch nicht nur das Eis schmelzen sondern den Mars auch aufheizen. Man könnte mit Mikroorganismen experimentieren, die unter den extremen Bedingungen des Mars zurecht kommen und mit ihrem Stoffwechsel die Atmosphäre modifizieren. Man könnte große Spiegel in einer Umlaufbahn platzieren und dadurch die Oberfläche aufheizen. Und so weiter. Abgesehen davon, dass wir derzeit mal gerade so in der Lage sind, Astronauten zur nur 400 Kilometer entfernten Raumstation zu bringen und eine bemannte Marsmission in weiter Ferne ist und abgesehen davon, dass solche technischen Großprojekte heute vermutlich nicht mal auf der Erde realisierbar wären; geschweige denn auf einem anderen Planeten, hindern uns keine prinzipiellen Gründe daran, die Atmosphäre des Mars zu modifizieren.
Es würde vermutlich ein paar Jahrhunderte lang dauern, aber rein technisch wäre es möglich. Aber würde die Atmosphäre dann auch bleiben? Was ist mit dem Sonnenwind? Ja, das ist die große Frage… Wie ich zu Beginn schon gesagt habe, ist die ganze Sache mit den Atmosphären noch nicht einwandfrei verstanden. Die Atmosphäre würde vermutlich nicht sofort wieder verschwinden; die Erosion durch den Sonnenwind ist ein langsamer Prozess. Aber wenn man sich schon die Mühe macht, ein Jahrhunderte dauerndes Terraforming-Projekt anzugehen, dann möchte man vielleicht auf einen dauerhaften Effekt erzielen. Dazu müsste man dann irgendwie ein planetenweites künstliches Magnetfeld aufbauen und wie das technisch gehen soll, weiß heute niemand. Man könnte eventuell mit der vorhandenen Technik kleinere, nur einige Dutzend Meter durchmessende Magnetfelder aufbauen, die stark genug wären. Aber dann kann man sich den Kram mit dem Terraforming auch ganz sparen und einfach entsprechende Habitate errichten.
Bei der Besiedelung des Mars ist die Atmosphäre sowieso nicht das, worüber man sich als erstes Gedanken machen sollte. Wie gesagt: Es dauert lange, bis man die einigermaßen eingerichtet hat. Und in der Zwischenzeit sind alle Marsianer von der kosmischen Strahlung umgebracht worden. Denn ohne Magnetfeld kommt die ebenfalls ungehindert zur Oberfläche durch und die Messungen unserer Satelliten und Rover am Mars zeigen, dass die Strahlenbelastung dort sehr viel höher ist, als es gesund für uns wäre. Die meisten Marskolonisten würden sehr bald an den Schäden durch diese Strahlung sterben; lange bevor sie sich Gedanken über Terraforming oder Ähnliches machen können.
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