Abschließend kann man die Frage vielleicht so beantworten: Ja, es kann erdähnliche Planeten in Doppelsternsystemen geben. Es gibt keine astronomischen Gründe, die dagegen sprechen. Um herauszufinden, wie sich die Anwesenheit eines zweiten Sterns auf die Bewohnbarkeit eines Planeten aber tatsächlich auswirkt, müssen wir noch ein paar Jahre warten, bis wir die nötigen Teleskope haben mit denen man entsprechende Beobachtungen anstellen kann.

Mehr Antworten findet ihr auf der Übersichtsseite zu den Fragen, wo ihr selbst auch Fragen stellen könnt.

1 / 2 / 3

Kommentare (25)

  1. #1 Higgs-Teilchen
    24. November 2014

    Naja, wenn es Nemesis tatsächlich geben sollte, dann leben wir selbst in einem Doppelsternsystem. 😉

  2. #2 Ferrer
    24. November 2014

    Astronomisches Rätsel: Auf Tatooine gibt es zwei Sonnen, aber die Bewohner werfen nur einen einzigen Schatten.

  3. #3 Chemiker
    24. November 2014

    Wenn ich das richtig verstehe, dann steigt doch die Leuchtkraft eines Stern mit der Masse stark an. Wenn man also einen Stern mit der Leuch­tkraft der Sonne und einen aus der Preis­klasse von η Carinae hat und einen Planeten etwa eine AU vom kleineren entfernt placiert, dann sollte sich doch eine Konfiguration finden lassen, in dem der gravitative Einfluß des heißen Sterns noch klein genug ist, um die Bahn nicht zu stören, aber die schein­bare Hellig­keit der beiden immer noch vergleich­bar bleibt? Notfalls macht man den kühleren Stern eben noch etwas kleiner, und die Bahn entsprechend enger.

    So ein Planet wäre sicher lustig zu bewohnen. An einem Punkt des Jahres hat man gar keinen Nacht­himmel (lineare Anordnung heiß—Planet—kalt), am gegenüber­liegenden stehen die beiden Sonnen neben­einander am Himmel. Würden die dann auch in vergleichbarem Durch­messer er­scheinen? Ich versuche mir gerade eine Sonnen­finsternis vorzustellen, in der die nahe Sonne die ferne verdeckt.

    So etwas ist zwar nicht lange stabil, weil der heiße Stern bald ausbrennt; aber lange genug für Kolonisation und um viele Generationen drauf zu wohnen. Oder würde der heiße Stern auch im Rahmen von Jahr­tausenden Schwierig­keiten machen?

  4. #4 Alex K
    24. November 2014

    Hallo Florian!

    Was hast Du denn, falls gesehen, von dem Terra X-Beitrag “Faszinierendes Universum” vom 21.09. zu Expolaneten gehalten? Der Lesch wahr ein bisschen sehr scharf darauf, durch die Art der Darstellung die Besonderheit und Seltenheit der Erde zu betonen. Er hat dabei Doppelsternsysteme in einem Nebensatz als Kandidaten ausgeschlossen (“da sie die Planeten aus der Bahn reissen würden”). Das fand ich etwas oberflächlich und fühle mich von Deinem Beitrag bestätigt – wie gesagt, alles sehr rhetorisch darauf ausgerichtet die Erde und das Leben als besonders selten darzustellen.

    p.s. Etwas OT, ausserdem wurde im Voice-over explizit behauptet dass Kepler im Falle der Draufsicht auf ein System die Seitwärtsbewegung (das “Wobbeln”) von Sternen messen kann. Ich habe versucht das irgendwie zu bestätigen, habe aber keinen Hinweis darauf gefunden dass Kepler das mit seiner Digitalkamera kann. Stimmt das?

  5. #5 Florian Freistetter
    24. November 2014

    @Alex K: ” Er hat dabei Doppelsternsysteme in einem Nebensatz als Kandidaten ausgeschlossen (“da sie die Planeten aus der Bahn reissen würden”).”

    Hab die Sendung nicht gesehen. Aber den Unsinn den Lesch zu Doppelsternen erzählt habe ich schon 2009 kritisiert, als er das in einem Buch geschrieben hat: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/01/big-bang-und-big-bang-zweiter-akt-simon-singh-vs-harald-lesch-teil-2.php
    Wie gesagt: Mein ehemaliger Chef von der Sternwarte in Wien hat schon in den 80er Jahren berechnet, dass und wo es in Doppelsternsystemen stabile Planetenbahnen gibt (und da kannte man noch nicht mal Exoplaneten!). Und seitdem haben Wissenschaftler überall immer wieder in verschiedenen Berechnungen und SImulationen gezeigt, dass es habitable Planeten in Doppelsternsystemen geben kann. Und mittlerweile hat man ja auch schon jede Menge reale Planeten in Doppel- oder Mehrfachsystemen entdeckt. Warum Lesch da immer noch erzählt, dass es nicht möglich wäre, kann ich nicht nachvollziehen.

  6. #6 Alex K
    24. November 2014

    Vielen Dank für den Link, das hatte ich natürlich nichtmehr auf dem Radar.

    “Warum Lesch da immer noch erzählt, dass es nicht möglich wäre, kann ich nicht nachvollziehen.”

    Viel hat er nicht dazu gesagt, wie gesagt, er hat es in einem Nebensatz weggewischt, die Message war aber klar: Doppelsterne sind nix gut. Wie gesagt, ich hatte von der ganzen Sendung ein bisschen den Eindruck dass er irgendwie voreingenommen ist und gerne hätte, dass die Erde besonders besonders speziell und einmalig ist.

  7. #7 DasKleineTeilchen
    24. November 2014

    ich kann mich des eindrucks nicht erwehren, daß lesch langsam *wirklich* zum dogmatiker wird. schade, das.

  8. #8 Ruth
    24. November 2014

    Wie ist das eigentlich mit einem Planeten im Lagrange-Punkt der beiden Sterne (L4 oder L5, wie die Trojaner-Asteroiden beim Jupiter). Könnte so eine Bahn stabil sein oder ist es zu unwahrscheinlich, dass ein Planet gerade dahingerät?

  9. #10 PMCB
    24. November 2014

    Danke für den Artikel! Sehr interessantes Thema! Gibt es eigentlich gute Dokus zum Thema Sternentstehung? Gern auch in Englisch.

  10. #11 DasKleineTeilchen
    24. November 2014

    kurz noch zu #7: also nicht allgemein zum dogmatiker (sorry), aber in bezug auf erdähnliche planeten und ausserirdisches leben im speziellen, scheint lesch mir irgendwie ein wenig in “traditioneller” denke steckengeblieben.

  11. #12 bruno
    25. November 2014

    @lesch… schade, hat seit mehr als 10 jahren nichts relevantes mehr erzählt… ich vermisse alpha centauri, das war noch (zumeist) interessant..

    @generell: alle generellen erkenntnisse der asrophysik deuten ja (mittlerwele) darauf hin, dass es nichts gibt, was es nicht gibt!!
    Alles – also wirklich alles, was man sich vorstellen kann, wird sich mMn irgendwo im Weltall finden lassen (das meiste davon vrmtl. schon in unserer Galaxis)
    Habitable Planeten um Mehrfachsysteme – tausende in unserer Milchstrasse…. rein statistisch.
    Habitable Planeten um Neutronensterne? Irgendwo wird schon einer sein….
    Habitable Planeten bei braunen/ weissen Zwergen? Um schwarze Löcher? Habitable Ausreisser? Sonnensysteme mit habitablen Planeten ausserhalb von Galaxien???

    Ich würde vermuten, alles, was man sich irgend vorstellen kann, wird an irgendeiner stelle unseres universums bereits existieren/ haben/ werden.

  12. #13 Karsten
    25. November 2014

    Ist es eigentlich möglich, daß in einem Doppelsternsystem, wenn die beteiligten Sterne nur weit genug (sagen wir, >12 Lichtstunden) auseinander stehen, jeder Stern ein eigenes Planetensystem hat? Oder würde die Gravitation des jeweils anderen Sterns solche Planetenbahnen automatisch instabil machen?

  13. #14 Alderamin
    25. November 2014

    @Karsten

    Das ist bestimmt möglich, es gibt ja auch Doppelsterne, wo jede Komponente wieder ein Doppelstern ist (Epsilon Lyrae, Mizar, Castor u.a.).

    Bei Epsilon Lyrae sind die engen Komponenten um die 120 AU (16 1/2 Lichtstunden) voneinander entfernt, sie entsprächen dem Platzbedarf von Sonnensystemen wie dem unseren, während der Abstand der weiten Komponenten 10500 AU oder über 60 Lichttage beträgt, was weit genug ist, dass die engen Komponenten nicht gestört werden.

    Ob 12 Lichtstunden Abstand reichen würden: vermutlich schon, wenn die Planeten sehr eng um ihre Sterne kreisen, es gibt ja viele Systeme, die komplett innerhalb der Merkurbahn Platz finden würden. Das wären dann allerdings eher nicht solche, in denen Leben besonders wahrscheinlich wäre, da müsste ein Stern dann ein ein M-Zwerg sein, so dass die habitable Zone nahe beim Stern liegt, der dann aber nicht zu sehr flaren darf und der Planet sollte vielleicht auch nicht gebunden rotieren, was enge Planeten in der Regel tun.

    Also taugen eher weite Doppelsterne.

  14. #15 Florian Freistetter
    25. November 2014

    @Alderamin, Karsten: “Ob 12 Lichtstunden Abstand reichen würden”

    kann ich spontan nicht sagen. Das hängt – wie gesagt – immer vom Einzelfall ab. Das ist ja ein N(>2)-Körperproblem und nicht mehr analytisch lösbar. Man muss es individuell simulieren um rauszufinden, ob es geht. Aber 120 AU sollten eigentlich reichen; siehe hier für ein Beispiel: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/03/30/ordnung-und-chaos-in-extrasolaren-planetensystemen-teil-1-probleme-mit-den-parametern/

  15. #16 Ruth
    25. November 2014

    @Florian Freistätter: Danke für die Links, den älteren Eintrag hatte ich noch nicht gelesen.
    Aber ich wollte ja eigentlich nicht einen Stern und zwei Planten sondern zwei Sterne und einen Planet (damit man dann zwei Sonnen am Himmel sieht).
    Habe jetzt aber bei Wikipedia festgestellt, dass die Sterne sehr ungleich groß sein müssen, damit die Bahn stabil wäre. Ein roter Zwerg und ein blauer Riese sehen dann wohl doch nicht so eindrucksvoll zusammen aus.

  16. #17 Alex K
    26. November 2014

    @Ruth

    Ich stelle mir unser Sonnensystem mit einem “Jupiter” mit 50-facher Masse oder so vor, Wenn das Ding leuchten würde, wäre das glaube ich von der Erde aus ziemlich beeindruckend. Ich weiss natürlich nicht ob das s.s. dann noch stabil wäre.

  17. #18 Marco T
    Zürich
    26. November 2014

    Wenn Jupiter “etwas” grösser wäre (ok, ich glaube 8fache-Masse) dann könnte er theoretisch zu einem braunen Zwerg werden. Dann wären wir ja auch in einem Doppelstensystem. Allzuviel würde sich für die Erde dadurch wohl nicht verändern, oder irre ich mich da?

  18. #19 Florian Freistetter
    26. November 2014

    @Marco T: “Wenn Jupiter “etwas” grösser wäre (ok, ich glaube 8fache-Masse) dann könnte er theoretisch zu einem braunen Zwerg werden. Dann wären wir ja auch in einem Doppelstensystem. Allzuviel würde sich für die Erde dadurch wohl nicht verändern, oder irre ich mich da?”

    Naja. Ein brauner Zwerg ist kein Stern; insofern wäre das kein Doppelsternsystem. Und natürlich ändern sich die Bedingungen, wenn die Masse des Jupiters größer wird. Die gravitativen Störungen würden sich auf das ganze Sonnensystem auswirken und könnten auch die Bahn der Erde destabilisieren (bzw. hätte sich die Erde in diesem Fall gar nicht erst gebildet).

  19. #20 krypto
    27. November 2014

    @Florian:
    So, wie ich Deine P-Typ-Zeichnung sehe, ist das keine stabile Umlaufbahn: Der Planet kommt Stern 1 vieeel zu nahe.

  20. #21 Florian Freistetter
    27. November 2014

    @krypto: Naja, das sind halt nur Zeichnungen zur Demonstration und keine wissenschaftlichen Diagramme.

  21. #22 Bullet
    27. November 2014

    @Krypto: nicht nur das. Es kann ja auch noch eine Resonanz-Bahn vorliegen,. 🙂

  22. #23 Whisker
    23. Juni 2015

    Wie wahrscheinlich wäre eigentlich ein Doppelsternsystem, in dem sich ein Planet auf einer stabilen “Achterbahn” immer jeweils um einen der beiden Sterne bewegt?
    Und wie stünden da die Chancen, dass so ein Planet bewohnbar sein könnte?

  23. #24 Florian Freistetter
    23. Juni 2015

    @Whisker: “Wie wahrscheinlich wäre eigentlich ein Doppelsternsystem, in dem sich ein Planet auf einer stabilen “Achterbahn” immer jeweils um einen der beiden Sterne bewegt?”

    Solche Bahnen gibt es nicht… Hier hab ich mehr dazu geschrieben: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/02/04/planeten-und-doppelsterne/

  24. […] Planeten und Doppelsterne habe ich hier im Blog schon einiges geschrieben – zum Beispiel hier und hier zu der grundlegenden Frage, ob so etwas überhaupt möglich ist. Ist es (hier gibt es noch […]