Ein dritter Punkt, der beim Newton zu beachten ist, ist seine offene Bauform. Im Gegensatz zum Linsenteleskop ist der Tubus vorne offen, was dazu führt, dass beim Abkühlen des Geräts in der Nacht Luftströmungen im Tubus entstehen, die das Bild vor allem bei hoher Vergrößerung wie durch Wasserwellen verzerrt erscheinen lassen. Dies gilt insbesondere für Geräte mit großem Spiegel, der länger warm bleibt. Man kann die Strömungen vermeiden, wenn man den Spiegel mit einem Lüfter kühlt, so dass er schnell die Temperatur der Umgebung annimmt. Newton-Teleskope bewahrt man am besten im Keller oder in der Garage auf, damit sie zum Beobachtungsbeginn schon ungefähr die Umgebungstemperatur haben.

(Bild: MesserWoland, CC-BY-SA 3.0)

Strahlengang im Cassegrain-Reflektor (Bild: MesserWoland, CC-BY-SA 3.0)

Eine andere geläufige Bauform für Spiegelteleskope ist der Cassegrain. Beim Cassegrain ist der Fangspiegel nach außen gebogen (konvex) und er reflektiert das Licht zurück zum Hauptspiegel, der in der Mitte eine Durchbohrung besitzt, durch welche das Okular das Bild betrachten kann. Es gibt verschiedene Ausführungen solcher Cassegrain-Teleskope, die sich in der Form der Spiegelflächen und ggf. Korrekturlinsen unterscheiden. Manche Spiegelformen sind aufwändiger zu fertigen, deshalb unterscheiden sich die Teleskope im Preis.

Den Ur-Cassegrain, der nur Spiegelflächen verwendet, findet man kommerziell gar nicht mehr. Die geläufigste Form des Cassegrains ist der Schmidt-Cassegrain, der keinen Parabolspiegel wie der Newton, sondern einen sphärischen Hauptspiegel verwendet. Der hat zwar wegen seiner kugelsymmetrischen Form weniger Komafehler und ist besonders leicht herzustellen, jedoch bilden Kugelspiegel selbst senkrecht einfallende Strahlen nicht sauber ab, sondern weiter außen einfallende Strahlen haben einen anderen Brennpunkt als zentral einfallende (sphärische Aberration). Dies korrigiert der Schmidt-Cassegrain jedoch durch eine speziell geformte Glasplatte, die nach ihrem Erfinder Bernhard Schmidt benannte Schmidt-Platte. Diese ist vorne im Teleskop montiert und dient gleichzeitig dazu, den Fangspiegel zu halten, so dass die Haltestreben des Newtons entfallen – helle Sterne haben keine Strahlen. Damit ist der Tubus des Schmidt-Cassegrain geschlossen und leidet wie der Refraktor weniger unter Luftströmungen im Tubus. Ein weiterer Vorteil des Schmidt-Cassegrain ist seine kurze Bauform, denn durch den nach außen gewölbten Fangspiegel treffen sich die Lichtstrahlen im Fokus so, als ob sie von einem sehr viel weiter entfernten Hauptspiegel über einen Planspiegel reflektiert worden wären. Ein Schmidt-Cassegrain mit 2 m Brennweite ist daher nur ca. 40 cm lang. Das spart Gewicht und macht den Schmidt-Cassegrain transportabel und leicht zu montieren. Man schaut zwar wie beim Linsenfernrohr wieder in das untere Ende des Teleskops, aber da es kurz ist, braucht man kein so großes Stativ.

Der Vorteil des Schmidt-Cassegrain ist gleichzeitig sein Nachteil: Er ist langsam, hat also ein kleines Öffnungsverhältnis. Dies stört aber eigentlich nur beim fotografischen Einsatz: sein Blickfeld ist klein, die Vergrößerung groß, die Anforderung an die Nachführgenauigkeit ist hoch, die Lichtstärke gering. Beim visuellen Beobachten spielt dies keine Rolle, man braucht lediglich Okulare mit langer Brennweite und erreicht evtl. nicht ganz die lichtstärkste Vergrößerung.

Hinzu kommt, dass der Fangspiegel recht groß ist im Vergleich zum Hauptspiegel. Beim Newton nimmt er etwa 20-25% der Öffnung ein und verdeckt 1/25-1/16 der Licht sammelnden Fläche. Beim Schmidt-Cassegrain misst er üblicherweise 33% der Öffnung und verdeckt 1/9 ihrer Fläche. Der Lichtverlust ist dabei weniger bedeutsam als der Verlust an Kontrast. Deswegen liefern Newtons ein wenig knackigere Bilder bei gleicher Öffnung.

Auch ein Schmidt-Cassegrain will gelegentlich kollimiert werden. Dies geschieht ausschließlich am Fangspiegel, wobei man einfach einen hellen Stern anpeilt und ihn etwas unscharf stellt, bis er als Scheibchen erscheint. Man sieht dann den Fangspiegel als dunkle Silhouette vor der unscharfen Sternenscheibe und dreht an den Stellschrauben so lange, bis die Silhouette genau mittig zu liegen kommt, wenn der Stern sich in Bildmitte befindet. Was ein wenig tricky ist, da der Stern beim Drehen an den Schrauben aus der Bildmitte und aus dem Blickfeld wandert.

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Kommentare (10)

  1. #1 rolak
    15. Dezember 2014

    Auch wenn mir die Faszination des Spähens durch Feldstecher bzw Fernrohre wahrlich nicht fremd ist, zur ZielKundschaft für die Artikelserie gehöre ich sicherlich nicht.

    Doch so ein locker zu lesender Überblick über Angebot, Technik und Grundlagen ist ein angenehmer, unterhaltsamer Zeitvertreib mit dem möglichen Bonus Lerneffekt.
    OffLabelVerwendung sozusagen…

  2. #2 Steppl
    15. Dezember 2014

    Wobei GSO mittlerweile auch RC-Teleskope anbietet, die sich dem Amateurbudget annähern. Wenn das noch ein wenig so weiter geht, werden die sicher auch mal interessant.
    Und die großen Hersteller arbeiten mit ihren ACF bzw. Edge HD Teleskopen praktisch schon seit einigen Jahren an einer Ablösung der SCs im Amateurbereich. Auch wenn das Hauptmotiv der Patentschutz der jeweiligen Bauweise sein könnte.

  3. #3 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Ach, die GSO RCs kannte ich noch nicht. Scheinen mir aber dennoch für Anfänger trotz des beeindruckend niedrigen Preises eher weniger geeignet, wenn ich das so lese.

    Diese “Advance Coma Free“-Geräte kenne ich natürlich, die anfangs gerne RCs heißen wollten, es aber wegen der Korrekturplatte nicht sein dürften, aber die sind ziemlich teuer und eher was für Astrofotografen. Diese Artikelserie hier richtet sich an Anfänger, und da ist der klassische SC oder der kleine Mak (oder Newton oder Refraktor) meines Erachtens der bessere und günstigere Einstieg.

    Überhaupt gibt es noch eine Menge Teleskopbauformen, die ich hier nicht alle nennen kann und wollte (den Schiefspiegler oder gefaltete Refraktoren zum Beispiel), das würde für den Anfang zu sehr verwirren. Wer beim Hobby bleibt und ein wenig liest, dem laufen sie alle irgendwann mal über den Weg.

  4. #4 Steppl
    15. Dezember 2014

    @Alderamin
    War ja auch ein wenig auf die Zukunft bezogen, z.B. falls andere Hersteller auf die Idee kommen da mit zu spielen. GSO, ja gut Taiwan, ist aber auch nicht unbedingt für schlechte Qualität bekannt.
    Und gar so übel war der Test nun auch nicht. Ein RC passt natürlich genauso wenig wie ein Triplet APO zu einem Anfänger, ein 8″ RC hat aber wenigstens keinen fünfstelligen Preis. Die meisten werden aber sicher nicht mit Fotografieren anfangen.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht). Kutter wird man in den Angeboten, eventuell bedauerlicherweise, ja nicht finden.

  5. #5 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Und gar so übel war der Test nun auch nicht.

    Nein, nein, das wollte ich damit auch nicht sagen, nur erforderte das Gerät Kollimation, obwohl dafür nicht vorgesehen war, und diese erwies sich dann auch noch als selbst für einen alten Hasen recht kompliziert. Einen Newton oder SC zu kollimieren, ist hingegen ein Klacks.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht).

    Ok, magst recht haben. Aber dafür ist der Kommentarbereich ja nützlich.

    Also: ACF (advanced coma free) ist eine Eigenentwicklung von Meade, die eine Ritchie-Chrétien-Optik imitiert. Ein normaler RC hat einen hyperbolischen Fangspiegel, einen hyperbolischen Hauptspiegel und keine Korrekturplatte vorne. Er produziert ein komafreies Bild ganz ohne Korrekturplatte. Ein ACF verwendet einen hyperbolischen Fangspiegel, einen sphärischen Hauptspiegel (wie beim Schmidt-Cassegrain) und vorne eine Korrekturplatte, die im Zusammenspiel mit dem sphärischen Hauptspiegel den Strahlengang eines hyperbolischen Hauptspiegels nachbildet (ursprünglich bewarb Meade die Geräte als RCs, wurde jedoch von einem Hersteller von RC-Teleskopen deswegen verklagt und änderte die Bezeichnung). Diese Modelle haben sehr gute fotografische Eigenschaften (z.B. eine flache Bildebene im Fokus; bei den meisten Teleskopen ist sie gewölbt und man muss eine sogenannte Field-Flattener-Linse vor die Kamera setzen, um den Kamerasensor überall scharf auszuleuchten). Allerdings liegen sie in der Preisklasse über den Schmidt-Cassegrains von Meade.

    Beim großen Konkurrenten Celestron heißt die state-of-the-art-Optik Edge HD. Es handelt sich um eine Variante des Schmidt-Cassegrain-Designs. Hierbei werden ein sphärischer Haupt-, Fangspiegel und Schmidtplatte (wie beim normalen SC, aber laut Hersteller mit modifizierter Krümmung des Fangspiegels) mit einem Satz Korrekturlinsen versehen, die in dem Rohr angebracht sind, in welchem das Licht vom Fangspiegel durch den Hauptspiegel geführt wird. Nach Angaben des Herstellers werde damit die Leistung konkurriender Koma-freier Optiken auf der Basis eines sphärischen Hauptspiegels und eines asphärischen Fangspiegels (es ist nicht schwer zu erraten, wer gemeint ist) in der Abbildung am Bildfeldrand übertroffen. Ein sphärischer Fangspiegel ist auch problemloser zu kollimieren als ein hyperbolischer, weil er auch kugelsymmetrisch ist und somit nicht so leicht verkippt werden kann.

    Ich habe selbst keinerlei Erfahrungen mit diesen beiden Optiken und würde den Leser daher bitten, in entsprechenden Zeitschriften und Astronomie-Foren zu recherchieren, wie sie dort bewertet werden.

  6. #6 Hans
    16. Dezember 2014

    Bei den Teleskoptypen hab ich den Dobsen vermisst. Oder kommt der noch, weil es dabei hauptsächlich um die Montierung geht, beim Strahlengang aber vom Prinzip her ein Newton ohne Tubus ist?

  7. #7 Alderamin
    16. Dezember 2014

    @Hans

    Kommt heute: ein Dosbson ist ein Newton auf Dobson-Montierung. Und zwar mit Tubus. Was Du meinst, ist ein Gitterrohrtubus. Der klassische Dobson hat einen geschlossenen Tubus.

  8. #8 Clemens
    Wels, Austria
    18. Dezember 2014

    Das als »Mirror-Shifting« bezeichnete Spiel des Hauptspiegels beim Schmidt-Cassegrain lässt sich durch den Einsatz eines Crayford-Auszugs äußerst effektvoll minimieren, da damit der Hauptspiegel zum Fokussieren nicht nachjustiert werden muss, wobei er stets zum Kippen neigt. Die fotografische Brauchbarkeit des SC erhöht sich ungemein …

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