Ein dritter Punkt, der beim Newton zu beachten ist, ist seine offene Bauform. Im Gegensatz zum Linsenteleskop ist der Tubus vorne offen, was dazu führt, dass beim Abkühlen des Geräts in der Nacht Luftströmungen im Tubus entstehen, die das Bild vor allem bei hoher Vergrößerung wie durch Wasserwellen verzerrt erscheinen lassen. Dies gilt insbesondere für Geräte mit großem Spiegel, der länger warm bleibt. Man kann die Strömungen vermeiden, wenn man den Spiegel mit einem Lüfter kühlt, so dass er schnell die Temperatur der Umgebung annimmt. Newton-Teleskope bewahrt man am besten im Keller oder in der Garage auf, damit sie zum Beobachtungsbeginn schon ungefähr die Umgebungstemperatur haben.
Eine andere geläufige Bauform für Spiegelteleskope ist der Cassegrain. Beim Cassegrain ist der Fangspiegel nach außen gebogen (konvex) und er reflektiert das Licht zurück zum Hauptspiegel, der in der Mitte eine Durchbohrung besitzt, durch welche das Okular das Bild betrachten kann. Es gibt verschiedene Ausführungen solcher Cassegrain-Teleskope, die sich in der Form der Spiegelflächen und ggf. Korrekturlinsen unterscheiden. Manche Spiegelformen sind aufwändiger zu fertigen, deshalb unterscheiden sich die Teleskope im Preis.
Den Ur-Cassegrain, der nur Spiegelflächen verwendet, findet man kommerziell gar nicht mehr. Die geläufigste Form des Cassegrains ist der Schmidt-Cassegrain, der keinen Parabolspiegel wie der Newton, sondern einen sphärischen Hauptspiegel verwendet. Der hat zwar wegen seiner kugelsymmetrischen Form weniger Komafehler und ist besonders leicht herzustellen, jedoch bilden Kugelspiegel selbst senkrecht einfallende Strahlen nicht sauber ab, sondern weiter außen einfallende Strahlen haben einen anderen Brennpunkt als zentral einfallende (sphärische Aberration). Dies korrigiert der Schmidt-Cassegrain jedoch durch eine speziell geformte Glasplatte, die nach ihrem Erfinder Bernhard Schmidt benannte Schmidt-Platte. Diese ist vorne im Teleskop montiert und dient gleichzeitig dazu, den Fangspiegel zu halten, so dass die Haltestreben des Newtons entfallen – helle Sterne haben keine Strahlen. Damit ist der Tubus des Schmidt-Cassegrain geschlossen und leidet wie der Refraktor weniger unter Luftströmungen im Tubus. Ein weiterer Vorteil des Schmidt-Cassegrain ist seine kurze Bauform, denn durch den nach außen gewölbten Fangspiegel treffen sich die Lichtstrahlen im Fokus so, als ob sie von einem sehr viel weiter entfernten Hauptspiegel über einen Planspiegel reflektiert worden wären. Ein Schmidt-Cassegrain mit 2 m Brennweite ist daher nur ca. 40 cm lang. Das spart Gewicht und macht den Schmidt-Cassegrain transportabel und leicht zu montieren. Man schaut zwar wie beim Linsenfernrohr wieder in das untere Ende des Teleskops, aber da es kurz ist, braucht man kein so großes Stativ.
Der Vorteil des Schmidt-Cassegrain ist gleichzeitig sein Nachteil: Er ist langsam, hat also ein kleines Öffnungsverhältnis. Dies stört aber eigentlich nur beim fotografischen Einsatz: sein Blickfeld ist klein, die Vergrößerung groß, die Anforderung an die Nachführgenauigkeit ist hoch, die Lichtstärke gering. Beim visuellen Beobachten spielt dies keine Rolle, man braucht lediglich Okulare mit langer Brennweite und erreicht evtl. nicht ganz die lichtstärkste Vergrößerung.
Hinzu kommt, dass der Fangspiegel recht groß ist im Vergleich zum Hauptspiegel. Beim Newton nimmt er etwa 20-25% der Öffnung ein und verdeckt 1/25-1/16 der Licht sammelnden Fläche. Beim Schmidt-Cassegrain misst er üblicherweise 33% der Öffnung und verdeckt 1/9 ihrer Fläche. Der Lichtverlust ist dabei weniger bedeutsam als der Verlust an Kontrast. Deswegen liefern Newtons ein wenig knackigere Bilder bei gleicher Öffnung.
Auch ein Schmidt-Cassegrain will gelegentlich kollimiert werden. Dies geschieht ausschließlich am Fangspiegel, wobei man einfach einen hellen Stern anpeilt und ihn etwas unscharf stellt, bis er als Scheibchen erscheint. Man sieht dann den Fangspiegel als dunkle Silhouette vor der unscharfen Sternenscheibe und dreht an den Stellschrauben so lange, bis die Silhouette genau mittig zu liegen kommt, wenn der Stern sich in Bildmitte befindet. Was ein wenig tricky ist, da der Stern beim Drehen an den Schrauben aus der Bildmitte und aus dem Blickfeld wandert.
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