Zwei Punkte sollten noch erwähnt werden: die meisten Schmidt-Cassegrains fokussieren, indem der Hauptspiegel verschoben wird. Dies kann bei einigen Geräten dazu führen, dass der Hauptspiegel ein wenig Spiel hat und beim Schwenken von Objekt zu Objekt oder beim längeren Verfolgen eines Objekts nachfokussiert werden muss, was visuell kein Problem ist, aber lang belichtete Fotos ruinieren kann. Der zweite Punkt betrifft die exponierte Lage der Korrekturplatte an der Vorderseite des Teleskops. Diese neigt dazu, in feuchter Nachtluft schnell zu beschlagen. Linsenfernrohre haben deshalb vor dem Objektiv noch eine kleine Tubusverlängerung, die Taukappe, die die Optik ein wenig vor der Kälte abschirmt. Der Newton hat sein Objektiv unten und sein ganzer Tubus ist damit eine große Taukappe. Die Schmidt-Cassegrains haben keine fest montierte Taukappe, es lässt sich jedoch leicht eine solche aus Pappe oder Moosgummi mit Klettverschluss basteln, oder man erwirbt ein kommerzielles Produkt.

In letzter Zeit populär geworden ist eine andere Variante des Cassegrains, das Maksutov-Cassegrain. Das „Mak” verwendet einen sphärischen Hauptspiegel, als Korrekturplatte eine stark gebogene, dicke Glasplatte, auf deren Innenseite der Fangspiegel befestigt wird oder bei der ein Stück der Platte einfach mit Aluminium bedampft ist, das als Fangspiegel dient. Solche Maks können und brauchen nicht kollimiert zu werden, sie sind sehr robust. Bis zu einer Größe von 6-7 Zoll werden sie heute in Massenfertigung hergestellt, während größere Geräte wegen der aufwändigen, schweren Glasplatte wenig verbreitet und teuer sind. Die Abbildungsqualität eines Maks ist besser als die eines Schmidt-Cassegrains. Maks sind genau so langsam wie Schmidt-Cassegrains oder eher noch langsamer. Ansonsten gilt das für das Schmidt-Cassegrain Gesagte ebenso für das Maksutov.

Schließlich sei noch das Ritchey-Chrétien-Teleskop erwähnt, das ein hyperbolischen Hauptspiegel verwendet, der völlig frei von Koma aber sehr teuer in der Fertigung ist, und es verwendet keine Korrekturplatte, was es besonders geeignet für Großteleskope macht (auch das Hubble-Weltraumteleskop ist von dieser Bauart). RCs haben ein größeres Öffnungsverhältnis (schnellere Optik) als Schmidt-Cassegrains oder Maksutovs und sind daher für den fotografischen Einsatz bestens geeignet. Wegen ihres hohen Preises kommen sie für den Anfänger jedoch eher nicht in Betracht.

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Kommentare (10)

  1. #1 rolak
    15. Dezember 2014

    Auch wenn mir die Faszination des Spähens durch Feldstecher bzw Fernrohre wahrlich nicht fremd ist, zur ZielKundschaft für die Artikelserie gehöre ich sicherlich nicht.

    Doch so ein locker zu lesender Überblick über Angebot, Technik und Grundlagen ist ein angenehmer, unterhaltsamer Zeitvertreib mit dem möglichen Bonus Lerneffekt.
    OffLabelVerwendung sozusagen…

  2. #2 Steppl
    15. Dezember 2014

    Wobei GSO mittlerweile auch RC-Teleskope anbietet, die sich dem Amateurbudget annähern. Wenn das noch ein wenig so weiter geht, werden die sicher auch mal interessant.
    Und die großen Hersteller arbeiten mit ihren ACF bzw. Edge HD Teleskopen praktisch schon seit einigen Jahren an einer Ablösung der SCs im Amateurbereich. Auch wenn das Hauptmotiv der Patentschutz der jeweiligen Bauweise sein könnte.

  3. #3 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Ach, die GSO RCs kannte ich noch nicht. Scheinen mir aber dennoch für Anfänger trotz des beeindruckend niedrigen Preises eher weniger geeignet, wenn ich das so lese.

    Diese “Advance Coma Free“-Geräte kenne ich natürlich, die anfangs gerne RCs heißen wollten, es aber wegen der Korrekturplatte nicht sein dürften, aber die sind ziemlich teuer und eher was für Astrofotografen. Diese Artikelserie hier richtet sich an Anfänger, und da ist der klassische SC oder der kleine Mak (oder Newton oder Refraktor) meines Erachtens der bessere und günstigere Einstieg.

    Überhaupt gibt es noch eine Menge Teleskopbauformen, die ich hier nicht alle nennen kann und wollte (den Schiefspiegler oder gefaltete Refraktoren zum Beispiel), das würde für den Anfang zu sehr verwirren. Wer beim Hobby bleibt und ein wenig liest, dem laufen sie alle irgendwann mal über den Weg.

  4. #4 Steppl
    15. Dezember 2014

    @Alderamin
    War ja auch ein wenig auf die Zukunft bezogen, z.B. falls andere Hersteller auf die Idee kommen da mit zu spielen. GSO, ja gut Taiwan, ist aber auch nicht unbedingt für schlechte Qualität bekannt.
    Und gar so übel war der Test nun auch nicht. Ein RC passt natürlich genauso wenig wie ein Triplet APO zu einem Anfänger, ein 8″ RC hat aber wenigstens keinen fünfstelligen Preis. Die meisten werden aber sicher nicht mit Fotografieren anfangen.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht). Kutter wird man in den Angeboten, eventuell bedauerlicherweise, ja nicht finden.

  5. #5 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Und gar so übel war der Test nun auch nicht.

    Nein, nein, das wollte ich damit auch nicht sagen, nur erforderte das Gerät Kollimation, obwohl dafür nicht vorgesehen war, und diese erwies sich dann auch noch als selbst für einen alten Hasen recht kompliziert. Einen Newton oder SC zu kollimieren, ist hingegen ein Klacks.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht).

    Ok, magst recht haben. Aber dafür ist der Kommentarbereich ja nützlich.

    Also: ACF (advanced coma free) ist eine Eigenentwicklung von Meade, die eine Ritchie-Chrétien-Optik imitiert. Ein normaler RC hat einen hyperbolischen Fangspiegel, einen hyperbolischen Hauptspiegel und keine Korrekturplatte vorne. Er produziert ein komafreies Bild ganz ohne Korrekturplatte. Ein ACF verwendet einen hyperbolischen Fangspiegel, einen sphärischen Hauptspiegel (wie beim Schmidt-Cassegrain) und vorne eine Korrekturplatte, die im Zusammenspiel mit dem sphärischen Hauptspiegel den Strahlengang eines hyperbolischen Hauptspiegels nachbildet (ursprünglich bewarb Meade die Geräte als RCs, wurde jedoch von einem Hersteller von RC-Teleskopen deswegen verklagt und änderte die Bezeichnung). Diese Modelle haben sehr gute fotografische Eigenschaften (z.B. eine flache Bildebene im Fokus; bei den meisten Teleskopen ist sie gewölbt und man muss eine sogenannte Field-Flattener-Linse vor die Kamera setzen, um den Kamerasensor überall scharf auszuleuchten). Allerdings liegen sie in der Preisklasse über den Schmidt-Cassegrains von Meade.

    Beim großen Konkurrenten Celestron heißt die state-of-the-art-Optik Edge HD. Es handelt sich um eine Variante des Schmidt-Cassegrain-Designs. Hierbei werden ein sphärischer Haupt-, Fangspiegel und Schmidtplatte (wie beim normalen SC, aber laut Hersteller mit modifizierter Krümmung des Fangspiegels) mit einem Satz Korrekturlinsen versehen, die in dem Rohr angebracht sind, in welchem das Licht vom Fangspiegel durch den Hauptspiegel geführt wird. Nach Angaben des Herstellers werde damit die Leistung konkurriender Koma-freier Optiken auf der Basis eines sphärischen Hauptspiegels und eines asphärischen Fangspiegels (es ist nicht schwer zu erraten, wer gemeint ist) in der Abbildung am Bildfeldrand übertroffen. Ein sphärischer Fangspiegel ist auch problemloser zu kollimieren als ein hyperbolischer, weil er auch kugelsymmetrisch ist und somit nicht so leicht verkippt werden kann.

    Ich habe selbst keinerlei Erfahrungen mit diesen beiden Optiken und würde den Leser daher bitten, in entsprechenden Zeitschriften und Astronomie-Foren zu recherchieren, wie sie dort bewertet werden.

  6. #6 Hans
    16. Dezember 2014

    Bei den Teleskoptypen hab ich den Dobsen vermisst. Oder kommt der noch, weil es dabei hauptsächlich um die Montierung geht, beim Strahlengang aber vom Prinzip her ein Newton ohne Tubus ist?

  7. #7 Alderamin
    16. Dezember 2014

    @Hans

    Kommt heute: ein Dosbson ist ein Newton auf Dobson-Montierung. Und zwar mit Tubus. Was Du meinst, ist ein Gitterrohrtubus. Der klassische Dobson hat einen geschlossenen Tubus.

  8. #8 Clemens
    Wels, Austria
    18. Dezember 2014

    Das als »Mirror-Shifting« bezeichnete Spiel des Hauptspiegels beim Schmidt-Cassegrain lässt sich durch den Einsatz eines Crayford-Auszugs äußerst effektvoll minimieren, da damit der Hauptspiegel zum Fokussieren nicht nachjustiert werden muss, wobei er stets zum Kippen neigt. Die fotografische Brauchbarkeit des SC erhöht sich ungemein …

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