Vor zehn Jahren hätte ich an dieser Stelle geschrieben, die Azimutalmontierung sei für Anfänger kaum zu gebrauchen, weil man an ihr keine Himmelskoordinaten einstellen und ablesen kann, aber das stimmt heute so nicht mehr. Selbst bei einfachen, günstigen Teleskopen besteht heute die Möglichkeit, dass ein kleiner Computer die Motoren steuert und dem Benutzer das Aufsuchen von Objekten abnimmt, und zwar bei azimutalen wie parallaktischen Montierungen – eine große Erleichterung. Daher gilt heute, dass eine azimutale Montierung ideal für ein portables Teleskop ist, während die parallaktische Montierung für die Astrofotografie die bessere (um nicht zu sagen, notwendige) Wahl ist.
Diese Goto genannte Technik steuert die Motoren der Montierung und kann automatisch auf jeden Planeten, Mond (deren aktuelle Positionen das Steuergerät der Montierung aus dem eingegebenen Datum, der Uhrzeit und der geographischen Position des Beobachters berechnet), Fixstern oder Deep-Sky-Objekt ausgerichtet werden. Man muss dazu nur anfangs zwei oder drei auf der Handsteuerung vorgeschlagene Fixsterne als Referenzpunkte anfahren. Und selbst das nehmen einem die luxuriösesten Goto-Montierungen dank GPS, Kompass und mit Kamera bestücktem Sucherfernrohr ab. Wie bei der Verwendung von Navigationssystemen im Auto besteht zwar die Gefahr, dass man nie lernt, sich ohne Technik am Himmel zurecht zu finden. Dafür kann man auf eine umfangreiche Datenbank von Objekten zurückgreifen, die man ansonsten vielleicht nie kennengelernt hätte. Deswegen bin ich ein Fan von Goto-Montierungen. Allerdings ist man dann auf eine Stromquelle angewiesen, sei es eine Steckdose mit 12V-Gleichstromadapter, eine wieder aufladbare 12 V Batterie oder der Zigarettenanzünder des Autos.
Hier die wichtigsten Montierungsformen:
Die Gabelmontierung wurde oben schon angesprochen: ein U-förmiger Rahmen greift von außen um das Teleskop und hält es links und rechts drehbar um die Höhenachse. Das U dreht sich um die vertikale Stehachse. Lässt sich die vertikale Achse nach der geographischen Breite neigen, so kann man aus der Gabelmontierung eine parallaktische Gabelmontierung machen. Diese Montierung eignet sich für Cassegrains, nicht jedoch für Refraktoren, deren Tubus zu lange Haltezinken notwendig machen würde. Bei kleinen Teleskopen wird teilweise nur eine Seite des Teleskops gelagert, das U ist zu einem J reduziert. Das ist weniger stabil, aber umso portabler und bei kleinen Cassegrains bis höchstens 5 Zoll noch erlaubt. Ein Vorteil ist, dass man das Okular mit Umlenkspiegel in Zenitstellung bequemer erreichen kann als bei einer U-förmigen Gabel.
Eine Variante der Gabelmontierung ist die Dobsonmontierung, die bei Newtons mit großem Hauptspiegel eingesetzt wird. Die Ur-Dobsonmontierung besteht aus einer Holzkiste, aus der seitlich an der Oberkante zwei Halbkreise ausgespart sind. In diese als Lager werden zwei passende Holzscheiben eingesetzt, die am Teleskop befestigt sind, so dass sie sich mit dem Teleskop verdrehen lassen, dies ist die Höhenachse. Wie oben erwähnt liegt der Schwerpunkt beim Newton oft tief und die Mitte der Scheiben befindet sich dicht über dem Hauptspiegel, der somit durch die Kiste hindurch schwingen kann. Die Kiste ist über eine Drehachse mit einem Bodenbrett verbunden, diese bildet die Stehachse. Damit beide Achsen sich gut ohne Haftreibung und Spiel bewegen lassen, gleiten Kunststoffstreifen („Resopal”) auf Teflonplättchen: Resopal wird in Streifen um die Außenkanten der Holzscheiben geleimt, so wie flächig auf der Unterseite der drehbaren Holzkiste aufgebracht, die Teflonplättchen in den ausgesparten Halbreisen bzw. auf der Bodenplatte geschraubt, so dass sie über den Kunststoff gleiten. Die Bewegung des Teleskops erfolgt ausschließlich durch Anschieben mit dem Finger. Es muss gut ausbalanciert sein und ohne Kraft geschoben werden können, jedoch seine Position einmal ausgerichtet beibehalten, auch wenn schwerere und leichtere Okulare im Wechsel verwendet werden.
Auf diese Weise lassen sich Newtons mit 40 cm Öffnung und mehr preisgünstig und gewichtssparend montieren, insbesondere, wenn deren Tubus nur aus einem Gittergerüst besteht, das zerlegbar und damit auch in einem kleinen Auto transportierbar ist (Gitterrohr-Dobson). Sie sind die günstigste Lösung für unheilbar an Öffnungsfieber Erkrankte. Die Dobson-Montierung war ursprünglich die Erfindung des Amateurastronoms John Dobson und wurde von vielen Selbstbau-Amateuren in zahlreichen Spielarten kopiert und verbessert. In jüngster Zeit werden jedoch zunehmend kommerzielle Dobson-Teleskope angeboten, mittlerweile sogar mit Computersteuerung. Es gibt die Variante „push to”, bei denen man ein Himmelsobjekt an der Handsteuerung auswählt und diese dem Benutzer dann anzeigt, in welcher Richtung und wie weit er das Teleskop manuell schieben muss, um das Objekt im Okular aufzufinden. Besser ist die Variante „go to”, die das Teleskop mit ihren Motoren selbst auf das Zielobjekt bewegt.
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