Die regelmäßigen Signale der Pulsare waren etwas, mit dem man nicht gerechnet hatte, als man sie entdeckte. Der erste Pulsar bekam den Spitznamen “LGM” verpasst, was für “Little Green Man” stand, weil man – nicht ernsthaft! – eine Verbindung zu Radiobotschaften von Außerirdischen gezogen hat. Es war allerdings allen beteiligten Forschern ziemlich schnell klar, dass man es hier mit einem natürlich und keinem künstlichen Phänomen zu tun hat. Und in den Jahrzehnten die seitdem vergangen sind, haben wir viel mehr über die Pulsare gelernt und dank ihnen die Entwicklung von Sternen viel besser verstanden. Aber für Wittmann scheint das irgendwie alles nicht richtig zu sein. Er vermutet hier anscheinend eine groß angelegte Vertuschungsaktion:
“Doch es war nur eine Studentin namens Jocelyn Bell, die den Aufsehen erregenden Fund machte. Sie weilte gerade zu Übungen an der Sternwarte im englischen Cambridge. Hochrangige Astrophysiker wiegelten ab. Sie ließen eine vordergründige Theorie zusammen klempnern, wonach es sich nur um dicht gepackte Brocken handle, Reste einstiger Sonnen.”
Der ganze Artikel bei Telepolis ist sehr verwirrend. Es wird zumindest mir nicht richtig klar, was und wen Volker Wittmann hier eigentlich kritisieren will. Beschwert er sich anfangs noch darüber, dass die Wissenschaftler die Existenz von Aliens mit Unbehagen betrachten und sich nicht ausreichend um die Forschung auf diesem Gebiet kümmern würden, zitiert er am Ende seines Textes jede Menge Wissenschaftler, die sich zur Frage des außerirdischen Lebens geäußert haben, nur um zu erklären, dass ihre Sicht der Dinge ebenfalls falsch ist…
Wer tatsächlich Ahnung von der modernen Astronomie hat, kann eigentlich nicht zu dem Schluss kommen, dass man sich nicht ausreichend mit der Suche nach außerirdischen Leben beschäftigen würde. Die Suche nach extrasolaren Planeten; die Suche nach dem Ursprung des Lebens auf der Erde (das war zum Beispiel eines der Ziele der Rosetta-Mission); die Charakterisierung Planeten anderer Sterne und die Suche nach lebensfreundlichen Himmelskörpern; theoretische Überlegungen zur Astrobiologie; die Suche nach Lebensspuren auf Planeten unseres Sonnensystems; und so weiter: All das gehört zu den aktivsten Forschungsbereichen der Gegenwart. Die Frage nach der Existenz von außerirdischem Leben ist (gemeinsam mit einigen anderen Problemen) DAS große aktuelle Forschungsgebiet der Astronomie. Zu behaupten, dass die Astrophysik eine “Scheu” gegenüber diesem Thema hegen würde, ist so weit von jeder Realität entfernt, dass es nicht einmal mehr falsch ist, sondern einfach nur noch absurd.
Mir kommt es so vor, als wäre Herr Wittmann einfach nur ein wenig beleidigt, dass die Astronomie Wissenschaft betreibt und keine Science-Fiction. Natürlich ist es enorm spannend, sich über all das Gedanken zu machen, was man bei Star Trek, Perry Rhodan und Co lesen und sehen kann. Aber die Realität ist eben nun mal die Realität. Und solange die Existenz von außerirdischem Leben nicht nachgewiesen ist, wird kein ernstzunehmender Wissenschaftler etwas anderes behaupten. Weil es eben Wissenschaft ist und keine Science-Fiction. Ich kann den Frust in gewissem Sinne auch nachvollziehen. Bei meinen Vorträgen und im Gespräch mit den Lesern meines Blogs treffe ich oft auf enthusiastisch Science-Fiction-Fans, die (völlig zu Recht) von Raumfahrt, außerirdischen Lebensformen, Warp-Antrieben und anderen ähnlichen Themen begeistert sind. Und es sind ja auch begeisternde Themen, die zum Nachdenken anregen. Wer wünscht sich keine neue, spannende Welt in der wir mit Wesen von anderen Welten Kontakt haben und vielleicht sogar selbst zu anderen Welten fliegen können? Und wenn dann die Wissenschaft kommt und zeigt, dass die Realität eben anders ist als die Visionen der Science-Fiction-Autoren, dann kann das durchaus enttäuschend sein.
Aber nur, wenn man vergisst, dass die Realität gegenüber der Science-Fiction den großen Vorteil hat, tatsächlich real zu sein! Die Entdeckung extrasolarer Planeten mag auf den ersten Blick nicht so spannend sein, wie zum Beispiel die Kinoabenteuer der Raumfahrer bei “Interstellar” und ihrem Flug ums schwarze Loch. Aber die Exoplaneten die von den Astronomen mittlerweile fast täglich gefunden werden, sind tatsächlich dort draußen im Weltraum! Es sind echte Welten die wir ganz real erforschen können und das auch tun.
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