Stahl war so wertvoll und das Geheimnis seiner Herstellung so wichtig, dass beispielsweise die Römer bei ihrem Rückzug aus Britannien im Jahr 89 hunderttausende Nägel vergruben, die beim Abriss ihrer Befestigungen übrig blieben. Stahl und Eisen waren zu wichtig, um sie den “Wilden” zu überlassen…
Die “wilden” Briten lernten aber dann trotzdem irgendwann, Stahl zu produzieren und die Geschichte, wie Henry Bessemer im 19. Jahrhundert das Problem der Massenproduktion von Stahl gelöst hat ist höchst faszinierend. Genauso wie die Geschichte von King Camp Gillette, der als erster die Idee hatte, Einwegrasierklingen herzustellen. Die müsst ihr aber selbst lesen; alles möchte ich ja auch nicht verraten 😉
Aber ich kann noch kurz von Harry Brearley erzählen: Schon als Kind arbeitete er in einem Stahlwerk und wurde später dort Assistent in der chemischen Abteilung. 1913 hatte er den Auftrag, verschiedene Legierungen zu untersuchen, um bessere Läufe für Schusswaffen zu erzeugen. Brearley probierte alles mögliche aus, fand aber nie etwas brauchbares. Seine Arbeitsproben warf er in eine Ecke seines Labors wo sie langsam vor sich hinrosteten. Aber nicht alle: Brearley fiel auf, dass eine Probe weiterhin metallisch glänzte und keinen Rost ansetze. Es handelte sich um eine Mischung aus Eisen, Kohlenstoff und Chrom und war das, was wir heute “rostfreien Stahl” nennen.
Normalerweise reagiert das Eisen im Stahl mit dem Sauerstoff der Luft und bildet Eisenoxid; also Rost. Ist aber auch Chrom mit dabei, entsteht außen um den Stahl herum eine Schicht aus Chromoxid. Das ist transparent, hart und damit eine ideale Schutzschicht um den Stahl am rosten zu hindern. Und wird die Schutzschicht mal verletzt, dann bildet sich sofort neues Chromoxid.
Diese Schicht ist es auch, die den Stahl geschmacklos macht und – wieder eine interessante Anmerkung von Miodownik – uns zu einer der ersten Generationen der Menschheit, die ihr Essbesteck beim Essen nicht schmecken müssen…
Ohne Stahl wäre unsere moderne Welt nicht denkbar. Die Rasierklingen werden aber auch weiterhin stumpf im Abfall landen. Der Erfinder aus dem Pub hat sich jedenfalls nie wieder bei Miodownik blicken lassen…
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