Das Buch erzählt die Geschichte des jungen Clay, der bei diversen IT-Firmen im Silicon Valley gearbeitet hat und nach einer Karriere als Webdesigner für Hipster-Läden nun arbeitslos ist. Als das Geld knapp wird, nimmt er eine Stelle in einem seltsamen Buchgeschäft an. Es gehört einem gewissen “Mr. Penumbra”, hat 24 Stunden täglich geöffnet und so gut wie keine Kunden. Nur eine kleine Gruppe obskurer Stammbesucher taucht zu ungewöhnlichen Zeiten auf um noch ungewöhnlichere Bücher auszuleihen. Bücher, in die Clay laut Arbeitsvertrag keinen Blick werfen darf. Das tut er natürlich trotzdem und stellt fest, dass sie nur unverständliche Buchstabenkombinationen enthalten.
Gemeinsam mit einer Google-Mitarbeiterin und der geballten Technik des großen Konzerns macht sich Clay nun daran, diese Bücher zu entschlüsseln und stößt dabei auf eine Geheimgesellschaft von Buchliehabern, die auf der Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens sind. Das klingt absurd. Das ist auch absurd. Aber es ist eine großartige Geschichte! Bei vielen ähnlichen Büchern über Buchliebhaber kommen die neuen Medien wie das Internet oder die Ebooks ja meistens schlecht weg. Hier sind sie integraler Bestandteil der Handlung und am Ende braucht es alte und neue Technik, um das Geheimnis zu lüften. Besonders hinterhältig sind die vielen Anspielungen von Robin Sloan, die im Buch so wirken, als würden sie sich auf die reale Welt beziehen, es aber gerade eben so nicht tun. Die Fantasy-Serie der “Dragon-Song-Chronicles”, die im Buch eine zentrale Rolle spielen klingen so, als könnte man sie auch in der echten Welt in jedem Buchladen kaufen; die ebenfalls zentrale Schriftart “Gerritszoon” und ihr Schöpfer Griffo Gerritszoon werden so anschaulich beschrieben, dass man kaum an ihrer realen Existenz zweifelt – bis man anfängt, ein wenig zu recherchieren und dabei feststellt, dass es Gerritszoon doch nicht gibt (dafür aber den Schriftsetzer Francesco Griffo). Natürlich spielt es keine Rolle, ob die Elemente eines Romans aus der Realität übernommen worden sind oder nicht. Aber dadurch, dass Sloan Realität und Fantasie so meisterhaft vermischt, wirkt das ganze Buch so glaubhaft, dass man selbst offensichtlich absurde Szene wie die große Google-Codeknacker-Konferenz nicht seltsam findet.
“Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra” ist Robin Sloans erstes Buch. Ich hoffe sehr, dass er noch weitere Bücher schreiben wird, denn dieser Debutroman war großartig, lesenswert und viel zu schnell zu Ende!
Was ich bisher schon rezensiert habe:
Ein paar Rezensionen gab es im Januar ja schon. Zum Beispiel meine sehr ausführliche Besprechung von “Stuff Matters” von Mark Miodownik. Und die Biografie der Astronomin Caroline Herschel.
Was ich sonst noch so gelesen habe
Neben diesen drei Büchern, die ich ausführlicher vorstellen wollte, habe ich im Januar auch noch ein paar andere Bücher gelesen, die ich zumindest kurz erwähnen möchte:
- “More Fool Me” von Stephen Fry. Das ist der dritte Teil der Autobiografie von Stephen Fry. Man kann das Buch allerdings auch lesen, ohne die vorhergehenden Teile zu kennen. Aber man sollte es auf keinen Fall tun. Alles was Fry geschrieben hat ist höchst genial und lesenswert. Die Romane sowieso, aber auch seine Lebensgeschichte…
- Them: Adventures with Extremists” (“Radikal – Abenteuer mit Extremisten”) von Jon Ronson. Das Buch ist schon etwas älter, aber durchaus noch interessant. Der Journalist Ronson macht sich auf, um gemeinsam mit diversen Verschwörungstheoretikern die angeblichen Schaltstellen der Macht zu finden. Er versucht, hinter die Kulissen der Bilderberger-Konferenz zu blicken, besucht den Ku-Klux-Klan und schleicht sich den Feiern von elitären “Geheimorganisationen” ein. Manchmal ein wenig zu sehr aufgesetzt, aber trotzdem lesenswert.
- “Proof: The Science of Booze” von Adam Rogers. Eines der wenigen mir bekannten populärwissenschaftlichen Büchern, das sich mit der Wissenschaft des Alkohols beschäftigt. Dabei geht es nicht nur einfach um die Chemie hinter der Herstellung Wein, Schnaps und Bier. Sondern auch um die Psychologie des Betrunkenseins, die Soziologie der Weinverkostung, die komplexe Biologie der alkoholerzeugenden Mikroorganismen und jede Menge andere wissenschaftliche Themengebiete, mit denen man eigentlich gar nicht rechnen würde. Das Buch ist absolut verständlich, sehr informativ UND spannend und eine Leseempfehlung für alle, die nicht nur besoffen werden, sondern dabei auch etwas lernen wollen.
- “Die Gateway-Trilogie: Gateway. Jenseits des blauen Horizonts. Rückkehr nach Gateway” von Frederik Pohl. Die Gateway-Bücher sind ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur und ich lese sie immer wieder gerne. Der erste Band (auch im Original: “Gateway”) über die mutigen Prospektoren von der Erde, die auf verlassene Raumschiffe eines unbekannten Alienvolkes stoßen und sich damit hinaus ins Weltall wagen, ohne das Ziel zu kennen, wird zu recht als “Meisterwerk” bezeichnet. Auch der zweite Band (im Original: “Beyond the Blue Event Horizon”) der das Geheimnis des Alienvolkes lüftet ist noch gut zu lesen, wenn auch nicht mehr ganz so genial wie der erste Teil. Und den dritten Teil (im Original: “Heechee Rendezvous”) muss man dann natürlich auch noch lesen, wenn man erfahren will, was es mit “Dem Feind” auf sich hat, der das ganze Universum bedroht. Man könnte hier eigentlich aufhören, aber ich habe dann natürlich trotzdem auch noch die nächsten drei Bände der Serie gelesen: “Annals of the Heechee”, “The Boy Who Would Live Forever” und “Gateway Trip”. So richtig empfehlenswert ist von denen aber nur “Gateway Trip”, in dem Pohl diverse Kurzgeschichten zusammengefasst hat, die die Handlung des allerersten Gateway-Buchs vertiefen.
- “Eine Handvoll Venus” von Frederik Pohl. Und weil ich gerade dabei war, mich durch die Pohl-Bücher in meiner Bibliothek zu lesen, habe ich gleich auch noch “Space Merchants” gelesen; eines seiner ersten Bücher, das er gemeinsam mit Cyril Kornbluth geschrieben hat. So wie “Gateway” ist es ein Meisterwerk und erzählt die Geschichte einer Zukunft, in der Werbeagenturen die Welt beherrschen und sich daran machen, einen gesamten Planeten zu verkaufen…
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