Den letzten Pflichttermin eines klassischen Wiener Balls habe ich aber dann natürlich noch absolviert: Den Besuch des Würstelstands am Heimweg und eine letzte Wurst:
Da ich vorher noch nie auf einem Wiener Ball war, kann ich schwer einen Vergleich ziehen. Der erste Ball der Wissenschaften war auf jeden Fall erfolgreich. Er war ausverkauft und auch die nachträglich noch aufgelegten Karten haben nicht für alle gereicht, die gerne gekommen wären. Die Besucher haben sich sichtlich amüsiert. Die Wissenschaft in Wien hat gezeigt, dass sie – so wie all die anderen Gruppierungen – in der Lage ist, ein Fest auszurichten, dass sich nicht verstecken muss.
Am Ball der Wissenschaften hat zwar die übliche Prominenz gefehlt, wie man sie zum Beispiel am Wiener Opernball findet. Es fehlten die Schauspieler, Sportler und die reiche High-Society. Oder anders gesagt: Sie fehlte nicht, denn es war ja ein Ball von und für Wissenschaftler und die waren unter den Besuchern zahlreich vertreten! Und es war ja auch der erste Ball dieser Art – wer weiß, wie sich die Veranstaltung in Zukunft entwickelt.
Als ich zu später Stunde mit Marc Abrahams gesprochen habe, war er vom Ball höchst begeistert. Er meinte, ein Fest für Wissenschaftler dieser Art und dieser Qualität hätte er noch nirgendwo auf der Welt erlebt und wenn der Ball sich in Zukunft etabliert, könnte er zum Anziehungspunkt und Top-Ereignis nicht nur für Wissenschaftler aus Wien werden, sondern für (Spitzen)Forscher aus der ganzen Welt. In seinem Blog schrieb er dann auch:
“The ball established itself as one of the (few) truly social, got-to-be-there events for the international science community”
Ich bin also schon sehr gespannt, wie sich der zweite Ball der Wissenschaften präsentieren wird und welche Wissenschaftler aus aller Welt dazu nach Wien kommen werden.
Hätte man gewisse Dinge besser machen können? Sicherlich – das kann man immer. Da waren zum Beispiel die schon oben angesprochenen akustischen Probleme bei der Mitternachtseinlage. Und so interessant die Kurzinterviews mit den Forschern und Abrahams 24/7-Lecture auch waren: Vielleicht waren sie für diesen Zeitpunkt nicht das richtige Format. Am Höhepunkt einer Ballnacht will man tanzen und keine Vorträge anhören. Da warten die Leute auf die Quadrille – und vielleicht hätte man die irgendwie wissenschaftlich aufpeppen können? Man muss ja nicht gleich Sortieralgorithmen tänzerisch darstellen – aber gerade so ein extrem formaler und algorithmischer Tanz wie die Quadrille ließe sich wissenschaftlich nutzen. Vor allem, weil es die Ballbesucher in dieser Situation gewohnt sind, dass der Zeremonienmeister auf der Bühne steht, redet und ihnen erklärt, was sie zu tun haben. Das wäre eigentlich ein idealer Moment, um auch ein bisschen Wissenschaft unter die Leute zu bringen…
Beim Rahmenprogramm ließe sich sicherlich auch noch das eine oder andere zusätzliche wissenschaftliche Element unterbringen. Vielleicht eine kleine Bühne, auf der sich die Besucher am wissenschaftlichen Powerpoint-Karaoke probieren können? Ein Teleskop im Innenhof des Rathaus, um die Sterne oder den Mond zu beobachten? Ein Cocktailbot statt der üblichen Cocktailbar?
Aber wie gesagt: Der Ball war mit Sicherheit ein Erfolg. Die Leute haben sich amüsiert. Das kann man auch in den Fernsehberichten sehen. Zum Beispiel hier (am Ende werde da übrigens auch ich interviewt) oder hier und auch in diesen Sendungen, die noch in den nächsten Tagen abrufbar sein sollten. Es war ein klassischer Wiener Ball mit all den Elementen, die einen klassischen Wiener Ball zu einem so außergewöhnlichen Ereignis machen. Es war aber auch Ball der Wissenschaft mit all den Elementen, die die Wissenschaft so außergewöhnlich machen! Die Kombination hat wunderbar funktioniert. Und die Wissenschaftler haben gezeigt, dass sie ebenso gut feiern können, wie alle anderen auch.
Am besten ist es, ihr bildet euch eure eigene Meinung. Und kommt nächstes Jahr nach Wien, wenn der Ball der Wissenschaften hoffentlich zum zweiten Mal stattfinden wird. Es lohnt sich!
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