Ich persönlich hätte wahrscheinlich eher nichts dagegen, am IAS arbeiten zu können. Aber ich bin ja auch kein Genie. Und es stellt sich schon die Frage, ob es wirklich die beste Taktik ist, sein wissenschaftliches Personal nach ihren vergangenen Leistungen auszuwählen, wenn man auf zukünftige Revolutionen aus ist. Ich persönlich denke, dass diese Art der Wissenschaftspolitik nicht funktionieren kann. Wissenschaftlicher Erfolg lässt sich nicht vorhersagen und auch nicht planen. Man kann nicht bestimmen, wo die nächste große Erkenntnis gewonnen wird und wer sie finden wird. Einstein hat ein ganzes Weltbild gestürzt und in den Jahrzehnten danach trotzdem keinen relevanten wissenschaftlichen Beitrag mehr leisten können. Ebenso ging es vielen anderen großen Forschern. Vermutlich wäre es klüger, dafür zu sorgen, dass die nächste Generation der Wissenschaftler möglichst gute Bedingungen vorfindet. Je mehr junge Forscherinnen und Forscher in guter Umgebung und mit guter Ausrüstung und – zumindest für eine Weile – frei von materiellen und anderen Sorgen arbeiten können, desto eher wird einer oder eine von ihnen den nächsten großen Geisteblitz haben!
Und darin sieht Ed Regis am Ende seines Buchs dann auch die Existenzberechtigung für das IAS: Nicht als Hort der hehren Geistigkeit, wo die großen Namen der Vergangenheit auf eine letzte große Idee warten. Sondern als Station für junge Wissenschaftler, die dort für ein paar Jahre als Gäste leben und arbeiten können, ohne sich um Fördergelder, Vorlesungen u.ä. kümmern mussen und in Ruhe arbeiten können.
Das Buch kann ich nur sehr empfehlen. Es bietet nicht nur viele spezielle biografische Details über bekannter Forscher und interessante Einblicke in das Leben nicht ganz so bekannter Wissenschaftler. Es beschreibt nicht nur sehr anschaulich das Leben in einer ganz besonderen Forschungseinrichtung. Sondern liefert auch jede Menge Stoff zum Nachdenken und zur Diskussion. Zu der ich euch jetzt auch auffordern möchte: Was haltet ihr vom Konzept des Institute for Advanced Study? Wo liegen die Vorteile des “Elfenbeinturms”? Oder gibt es gar keine? Vielleicht hat ja auch jemand persönliche Erfahrungen mit dem IAS gemacht und dort schon mal gearbeitet? Und wenn nicht: Würdet ihr dort gerne arbeiten – vielleicht sogar ein Leben lang?
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