Leben auf dem Mars
Das Buch “Der Marsianer” von Andy Weir haben vermutlich eh schon alle gelesen und ich muss es gar nicht mehr ausführlich vorstellen. Da der Science-Fiction-Roman aber wirklich äußerst gut ist, wollte ich ihn trotzdem noch in meine Liste aufnehmen. In einer nahen Zukunft fliegen die Menschen endlich zum Mars und eine der Missionen scheitert. Ein Sturm führt zum Abbruch kurz nach der Landung, die ganze Crew fliegt zurück zur Erde nur der Techniker Mark Watney kommt im Sturm ums Leben. Denken zumindest seine Kollegen, die ihn zurücklassen, obwohl er gar nicht wirklich tot ist. Watney bleibt auf sich allein gestellt auf dem Mars zurück und muss irgendwie probieren, dort zu überleben. Das kleine Habitat bietet zwar Schutz vor der lebensfeindlichen Umgebung, aber bei weitem nicht genug Nahrung um die mehrjährige Wartezeit bis zur Ankunft der nächsten Mission zu überstehen. Also muss er sich irgendwas ausdenken…
Dieses “Ausdenken” macht einen großen Teil des Buchs aus. Weir beschreibt sehr ausführlich und bis ins letzte Detail, was Watney alles anstellen muss, um all den Problemen zu begegnen, die seinem Überleben gegenüberstehen. All das, was in klassischen Science-Fiction-Filmen und -Büchern gerne mal übersprungen wird, wird hier so detailliert ausgebreitet, das man fast meint, man hätte ein Handbuch für echte Mars-Astronauten vor sich (Und vielleicht sollten die Leute von Mars One das mal lesen, damit sie merken, dass es mit gutem Willen allein auf dem Mars nicht getan ist…). Irgendwann kommt dann auch die NASA auf der Erde darauf, dass Witney noch lebt und setzt alles daran, ihn irgendwie zu retten und aus der Ferne zu unterstützen. Das Buch ist extrem fesselnd geschrieben; es ist die Art von Buch, in die man nur kurz mal einen Blick werfen will um es dann erst wieder aus der Hand zu legen, wenn man es in einem Rutsch durchgelesen hat. All die scheinbaren Kleinigkeiten, auf die Watney achten muss, um überleben zu können sind immer wieder aufs neue überraschend. Wenn ihr Lust auf originelle und gute Science-Fiction habt, dann lest das Buch!
Die Jagd nach Neutrinos
Nicht von Science-Fiction sonder von realer Wissenschaft handelt “Neutrino Hunters” von Ray Jayawardhana. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um Neutrinos. Diese Elementarteilchen wurden 1930 aus rein theoretischen Gründen vorhergesagt, 1956 tatsächlich im Experiment nachgewiesen und haben sich seitdem zu einer wichtigen Informationsquelle für Physiker und Astronomen entwickelt (siehe dazu auch hier). Das Buch erzählt diese Geschichte der Neutrinos und es ist eine Geschichte, die sich zu erzählen lohnt! Das besondere an den Neutrinos ist ja ihre mangelnde Wechselwirkung mit dem Rest der Materie. Sie sausen einfach durch so gut wie fast alles durch und das macht ihren Nachweis so schwierig. Jayawardhana beschreibt äußerst anschaulich und verständlich, wie die Wissenschaftler trotzdem nicht aufgeben wollten und sich immer neue Methoden ausgedacht haben, die flüchtigen Dinger doch noch festzuhalten. Er erzählt vom Konflikt zwischen Physiker und Astronomen bei dem Versuch, Neutrinos aus dem Inneren der Sonne nachzuweisen. Die Vorhersagen der Astronomen stimmten nicht mit den Messungen der Physiker überein und es war lange nicht klar, wer daran schuld war. Das Buch beschreibt, wie die Probleme am Ende doch noch gelöst werden konnten und die “Neutrinoastronomie” ihren Anfang nahm und mittlerweile riesige Detektoren in der Antarktis und anderswo Informationen über das Universum liefern, die anders nicht zu bekommen wären.
“Neutrino Hunters” ist ein Paradebeispiel für ein gutes, allgemeinverständliches Wissenschaftssachbuch. Es hat ein klar abgegrenztes Thema, das in vollem Umfang präsentiert wird. Es erzählt die Geschichte des Forschungsobjekts, die Geschichte(n) der beteiligten Wissenschaftler, die Erkenntnisse die man aus der Erforschung gewonnen hat und deren Einfluss auf den Rest der Wissenschaft bzw. unser Verständnis der Welt. Dabei ist das Buch weder zu lang um langweilig zu sein, noch zu kurz um wichtige Informationen zu unterschlagen. Es erklärt durchaus komplexe Themen, die aber durch viele Anekdoten und Hintergrundgeschichten eingeordnet und verständlich gemacht werden. Wer über Neutrinos Bescheid wissen will, wird nach der Lektüre dieses Buchs alles wissen, was man ohne Zuhilfenahme von echten Fachbüchern wissen kann.
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