Am Sonntag konnten viele Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beobachten, wie ein kleiner Asteroid in der Atmosphäre der Erde verglüht ist und dabei hübsch und beeindruckend grün geleuchtet hat. Solche “Feuerbälle” oder “Boliden” kann man immer wieder mal sehen; sie sind nicht so selten, wie man vielleicht glaubt. Zum Glück wird dabei meistens kein Schaden angerichtet, da die Lufthülle unseres Planeten dafür sorgt, dass die meisten Felsbrocken den Boden gar nicht erst erreichen. Da muss es sich schon um ein größeres Teil handeln, so wie vor zwei Jahren in Russland, damit man tatsächlich etwas spürt. Trotzdem wäre es gut zu wissen, wie viele solcher Ereignisse denn wirklich stattfinden. Um das herauszufinden, lohnt es sich, den Mond zu beobachten.

mondfoto.jpg

Den Mond stellen wir uns ja meistens als eher “tote” Welt vor. Ein grauer, staubbedeckter Himmelskörper voller Krater; ohne Atmosphäre, ohne Leben und ohne Aktivität. Was die Atmosphäre und das Leben angeht, stimmt das durchaus. Aktivität gibt es aber trotzdem! Gerade weil der Mond keine Atmosphäre hat, erreicht jeder kleine Asteroid ungehindert seine Oberfläche. Bei uns auf der Erde muss ein Brocken aus dem All schon mindestens etwa 50 Meter durchmessen, damit er es trotz der atmosphärischen Reibung bis zum Boden schafft. Beim Mond ist das egal; alles was auf ihn zufliegt, landet auch auf seiner Oberfläche.

Die Mondkrater und ihre Größen- und Altersverteilung (zur Altersbestimmung von Kratern habe ich ja früher schon mal was geschrieben) liefern uns also Informationen darüber, wie viele Objekte aus dem All im Laufe der Zeit mit ihm kollidiert sind. Und was für den Mond gilt, gilt auch für die Erde. Zwischen den beiden Himmelskörpern liegen ja nur knapp 400.000 Kilometer und man kann die Ergebnisse entsprechend umrechnen und so auch herausfinden, wie viele Objekte die Erde treffen.

Besonders interessant ist es natürlich, wenn man ganz frische Krater findet. Da lässt sich erstens das Alter wesentlich genauer bestimmen und zweitens kann man die Krater, die noch nicht durch andere äußere Einflüsse (zB dem Sonnenwind) verändert worden sind auch benutzen, um die theoretischen Modelle zu verbessern, mit denen aus Form und Größe eines Kraters auf den Einschlagskörper geschlossen wird. Zum Glück umkreist seit einigen Jahren eine Raumsonde den Mond, die genau solche Beobachtungen anstellt. Der Lunar Reconnaisance Orbiter (LRO) der NASA hat im Laufe der Zeit viele hochauflösende Bilder der Mondoberfläche gemacht und viele Gegenden auch mehrfach fotografiert, so dass man die Aufnahmen vergleichen und nachsehen kann, ob sich in der Zwischenzeit etwas geändert hat. Und das ist tatsächlich oft passiert; man hat auf diese Weise schon viele neue Krater gefunden.

Gestern vor zwei Jahren konnte man sogar von der Erde aus zusehen, wie ein kleiner Asteroid auf dem Mond einschlug. Der Lichtblitz war deutlich zu beobachten. Und mit ein wenig Detektivarbeit konnte LRO auch den dazu passenden Krater entdeckt, wie dieses Video zeigt:

Kommentare (10)

  1. #1 der eine Andreas
    19. März 2015

    o.T.
    “Zwischen den beiden Himmelskörpern liegen ja nur knapp 400.000 Kilometer”
    400.000 Kilometer würden ja (wenn ich mich nicht verrechnet habe 🙂 ungefähr 2.475 * 10^40 Plack-Längen entsprechen.
    Das wäre 2.475 mal eine Zahl mit 40 Nullen.
    40 Nullen!
    Damit haben manche Leute Probleme:
    “Eine solche Zahl mit fast 40 Nullen hinter dem Komma muss schon auf den ersten Blick stutzig machen,”
    Sprach der Unzicker und sonderte wieder einen Telepolis-Artikel ab:
    https://www.heise.de/tp/artikel/44/44441/1.html

  2. #2 Till
    Dresden
    19. März 2015

    damit er es trotz der atmosphärischen Reibung bis zum Boden schafft

    Ich dachte die meiste Wärme wird durch die Kompression der Luft vor dem Meteoroiden erzeugt und nicht durch Reibung?!?

  3. #3 Stefan
    20. März 2015

    Ich lese gerade dass man Lichtblitze auf dem Mond durch Asteroideneinschläge beobachten kann. Hmm ich dachte immer dass es eine Atmosphäre benötigt um eine Leuchterscheinung hervorzurufen. Wird etwa bei einem Einschlag auch Gestein so stark erhitzt dass es leuchtet?

  4. #4 walter
    20. März 2015

    hmm wie soll ich meine Frage formulieren – is ein bisl kompliziert.

    Der Jupiter zieht ja die meisten Asteroiden oder was halt da draußen so rumfliegt an und “beschützt” uns quasi vor gröberen Einschlägen. Der Mond is ja erheblich kleiner und seine Anziehungskraft bzw. Masse ebenso. Ist es aber trotzdem möglich, dass er nah genug vorbeifliegende Asteroiden anzieht, die sonst auf die Erde knallen würden? Oder sind die dortigen Einschläge eher Zufallstreffer? So wirklich vorstellen kann ich es mir nicht, weil die Erde da garantiert schon ein Wörtchen mitzureden hat in Bezug auf Masse und Anziehung.

  5. #5 Folke Kelm
    20. März 2015

    #3 Stefan,

    Geh mal zu einem guten Schmied und lass Dir vorführen, wie er ein Stück kaltes Eisen durch kräftige Hammerschläge zur rotglut bringt. Wenn Du richtig stark bist, kannst Du das auch selber machen, ich schaffs nur so weit, dass ich mir gerade die finger dran verbrennen kann.
    Ein auf der Mondoberfläche einschlagender Meteorit ist ungleich stärker als der Schmied und wird das Gestein dort am Einschlagspunkt aufschmelzen. Das leuchtet.

  6. #6 Stefan
    20. März 2015

    @Folke Kelm:

    Hm, klingt tatsächlich einleuchtend wenn man darüber nachdenkt! Danke 🙂

  7. #7 rolak
    20. März 2015

    tatsächlich einleuchtend

    Wie wäre es denn mit der banalen und flapsigen KurzVariante, Stefan? Das Möbel kommt mit einem Affenzahn und wird in fast nullkommanix auf Null gebremst – doch die Bewegungsenergie von vorher kann ja nicht verschwinden (Erhaltungssatz). Starke und schwache Kernkraft fallen weg, gravitative Effekte gabs nicht, bleibt Umverteilen auf alle beteiligten Atome (=Wärme) und danach Abkühlen mittels ElektroMagnetismus. Zwar kein FernsehProgramm, aber es gibt trotzdem etwas zu sehen.

  8. #8 advanced deep space propeller
    21. März 2015

    Es gibt auch ein kleines monitoring programm für lunare impakte:
    https://www.nasa.gov/centers/marshall/news/lunar/

  9. #9 bikerdet
    21. März 2015

    @ Walter in #4 :
    Naja, ein echter Beschützer ist Jupiter nicht. Er sorgt auch bei vielen Körpern dafür, das sie ins innere Sonensystem gelangen. Das muss ja so sein, Jupiter macht das ja nicht zielgerichtet.
    Vergiss bitte nicht, das der Mond früher viel näher an der Erde war. Da auch die meisten Einschläge aus der Zeit vor 3,8 Mrd. Jahren stammen, wird es wohl eine Kombination aus gemeinsamer Anziehung und ‘im Wege stehen’ gewesen sein. Da der Mond nur 1/81 der Erdmasse hat, wird er der Erde wohl keine Meteore ‘geklaut’ haben.
    Dies gilt natürlich nur für den Großteil der Meteore, ein paar werden immer im passenden Winkel und mit der passenden Geschwindigkeit hereinkommen um direkt den Mond anzufliegen.

    Trotzdem wird die Erde natürlich die allermeisten Einschläge engesteckt haben. Da die Erde aber auf Grund von Erosion und Plattentektonik praktisch pausenlos umgebildet wird, ist bei uns vom großen Bombardement vor 3,8 Mrd. Jahren nichts mehr zu sehen.

  10. #10 walter
    23. März 2015

    @bikerdet: so ungefähr hab ich es mir auch zusammengereimt.

    Angesichts der Größe des Universums is es sowieso erstaunlich, dass uns oder den Mond überhaupt was trifft.