Boyles Buch ist, wie üblich, voll mit seltsamen Figuren, gescheiterten Existenzen und gutbürgerlichen Spießern. Die Handlung ist, wie üblich, spannend und packend, wenn auch vielleicht nicht ganz so tiefschürfend wie in seinen früheren Bücheren. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, das Buch zu lesen!

Regionalkrimis

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Ich bin eigentlich kein großer Krimi-Leser. Aber alle paar Jahre überkommt es mich dann doch und schaue, ob sich in diesem Genre etwas interessantes findet. In den meisten Buchläden hat man ja heutzutage das Gefühl, als würden von den Verlagen nur noch Krimis veröffentlicht und ganz besonders Regionalkrimis. Jedes Dorf in Deutschland scheint mittlerweile seine eigenen Ermittler zu haben und überall gibt es Mord und Totschlag mit jeder Menge Lokalkolorit. Wie gesagt: Das ist alles nicht so unbedingt meine bevorzugte Lektüre, aber im Zuge meiner Recherchen über Bier und Wissenschaft bin ich auf das Buch Zwei Bier und ein Mord” von Julia Bruns gestoßen, dass im thüringischen Weißensee spielt. Den Ort gibt es tatsächlich und genau so wie im Buch beschrieben, ist man dort auch in der Realität stolz auf das angeblich “älteste Reinheitsgebot” für Bier in Deutschland. Auch das Bierfest zu Pfingsten existiert im echten Weißensee – nur wird dort vermutlich niemand umgebracht. Im Buch allerdings passiert genau das und der Tote führt schnell zu Spannungen zwischen den Thüringern Bierliebhabern und einer Delegation Bayern, die zum Bierfest eingeladen worden sind. Bier, historische Geschichten über die Entwicklung des Reinheitsgebotes und eine Fehde zwischen Bayern und Thüringen: Das wollte ich dann doch lesen und war angenehm überrascht. Natürlich ist der Krimi keine hohe Literatur, aber doch sehr kurzweilige Unterhaltung! Wer gerne Krimis liest und es dabei nicht ganz so düster und schrecklich haben will wie in vielen anderen Büchern aus diesem Genre, liegt mit “Zwei Bier und ein Mord” vollkommen richtig!

Und weil ich gerade in Stimmung war, habe ich mir noch einen Schwung anderer Thüringer Regionalkrimis besorgt. Sogar einen, der in meiner Heimatstadt Jena spielt, habe ich entdeckt: “Teufelsloch” von Christoph Heiden. Auch dieses Buch fand ich überraschend gut; bin mir aber nicht sicher, ob das tatsächlich an der Handlung lag oder ob ich mich einfach nur darüber gefreut habe, immer wieder bekannte Orte zu entdecken. Ich glaube aber, dass “Teufelsloch” auch für Nicht-Jenaer spannende Lektüre ist; der Krimi ist recht intelligent aufgebaut. Aber wer ein paar Ortskenntnisse hat, wird natürlich noch mehr Spaß an der Lektüre haben – und ich kann bestätigen, dass der Autor sich in Jena WIRKLICH enorm gut auskennt. Nicht nur die klassischen Sehenswürdigkeiten und Studentenkneipen sind gut getroffen; selbst die Beschreibungen der Wohnblöcke und Appartments sind korrekt (zufälligerweise war ich selbst schon sehr oft in dem Haus, in dem einer der Verdächtigen des Buchs wohnt…).

Etwas weniger begeistert haben mich die Bücher “Rostbratwurst” und “Thüringer Quelle” von Klaus Jäger. Wenn man mal in der Thüringer-Lokalkrimi-Stimmung ist, sind sie durchaus spannend genug, um lesbar zu sein. Aber sie verlieren ein wenig, da der Autor sich dafür entschieden hat, sie nicht in einer realen Thüringer Stadt spielen zu lassen, sondern im fiktiven “Riedberg”. Haupt”ermittler” ist in den den beiden Büchern übrigens ein Journalist – so wie der Autor selbst. Das gibt natürlich viele interessante Einblicke in den Alltag eines Lokaljournalisten, die sicherlich auf Jägers eigener Erfahrung beruhen. Aber manchmal übertreibt er es auch damit ein wenig. Die beiden Bücher kamen mir auch sprachlich bzw. inhaltlich ein bisschen weniger ausgereift vor, als die beiden anderen Krimis. Vielleicht hat der Verlag hier beim Lektorat gespart (Und das ist etwas, bei dem man niemals sparen sollte! Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie enorm wichtig gute Lektoren für die Entstehung eines guten Buchs sind!).

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Kommentare (20)

  1. #1 peer
    30. März 2015

    Ich hänge mich mal dran. Letzten Monat habe ich allerdings kaum was gelesen, was ich hier erwähnen müsste. Ein Buch war allerdings echt gut: Barnvard´s Folly von Paul Collins. Hier werden verschiedene Persönlichkeiten vorgestellt, die in ihrer Zeit sehr bekannt waren, mittlerweile aber komplett vergessen sind – z.B., John Barnvard, der ein mehrere Kilometer langes Bild vom Mississippi gemalt hat oder Renme Blondlot der “Entdecker” der N-Strahlen (Wenn ich mal Geld brauche, mache ich eine Eso-Seite auf, bei der alles auf N-Strahlen basiert).. Sehr unterhaltsam, auch weil Collins sich nicht lustig macht, sondern sehr realistisch Gründe aufklärt, warum die Prominenten damals berühmt waren und heute nicht mehr.

  2. #2 Böx
    30. März 2015

    “Die Nacht der Physiker” habe ich irgendwann letztes Jahr gelesen und fand’s auch absolut faszinierend. In der Rückschau kamen mir viele der Charaktere ziemlich weltfremd vor…Du hast den Unterschied zwischen den Deutschen und den Amerikanern ja schon erwähnt. Auch dass sie ihr Scheitern hinterher so hingestellt haben, als hätten sie das absichtlich gemacht, um den Bau der Bombe zu verhindern, fand ich interessant. Dass Otto Hahn außerdem an den Giftgas-Angriffen beteiligt war, wusste ich vorher auch nicht.
    Danke für den Tipp zum Buch über islamische Wissenschaft! Sowas interessiert mich ja sehr!
    Den Text über Extinction habe ich nicht gelesen, das Buch liegt sowieso auf dem To-Do-Stapel 🙂
    Dank und Gruß!

  3. #3 tes
    30. März 2015

    können sie alle natürlich nicht frei forschen sondern müssen ihre Arbeit in den Dienst der Demokratie stellen.

    🙂

  4. #4 tes
    Regionalkrimi ist der neue Heimatroman
    30. März 2015

    🙂

  5. #5 etg
    30. März 2015

    Hi Florian,

    ale jemand, der das Buch nicht gelesen hat: folgende Rezension hat mich bisher davon abgehalten

    https://kleinerdrei.org/2015/03/pranger/

    Deine klingt jetzt freundlicher. Rückblickend betrachtet: findest Du die angesprochene Kritik bei Kleiner3 gerechtfertigt?

    Danke.

  6. #6 Florian Freistetter
    30. März 2015

    @etg: Ganz unberechtigt ist die Kritik an Ronsons Buch nicht; ich hab mir auch manchmal gedacht, dass er bei der “Opfer”/”Täter”-Sache ein bisschen zu einseitig ist. Aber trotz allem ist es ein sehr interessantes Buch, das ich mit Interesse gelesen habe…

  7. #7 Uwe Begander
    30. März 2015

    großes dankeschön für Deine erfahrungen mit einigen bestimmt sehr interessanten büchern, das “Haus der Weisheit” quetsche ich noch auf meine sommerleseliste dazu drauf 🙂
    empfehlen, aber noch nicht rezensieren kann ich mein neuestes wunschgeschenk “Das Handbuch für den Neustart der Welt”, aus dessen lektüre sich auch so manche alltagsumstellungen realisieren lassen, wenn man seinen fußabdruck immer wieder ein wenig verkleinern möchte

  8. #8 Nordlicht_70
    30. März 2015

    “Im Haus der Weisheit” stelle ich mir unheimlich interessant vor. Ich habe schon etwas gelesen darüber, dass der arabische Raum nicht nur als Bewahrer und Übersetzer fungierte sondern in seiner Blütezeit eben auch Koryphäen wie die von dir erwähnten Al-Chwarizmi und Musa-Brüder, aber auch Ibn Batuta und einigen mehr.
    Interessant fand ich in diesem Buch auch die Überlegung, wie weit die alten Griechen die Mathematik hätten weiterentwickeln können, wenn sie die das Rechnen so unglaublich vereinfachende Dezimalschreibweise und die Null gekannt hätten, die vom arabischen Raum nach Europa kam (auch wenn diese Idee wohl aus Indien stammte).

  9. #9 Nordlicht_70
    30. März 2015

    Korrektur: ….und einige mehr hervorbrachte.

  10. #10 JW
    31. März 2015

    Zwar schon älter, aber jetzt erst in einem Museumsladen entdeckt: Das Geheimnis der Farben: Eine Kulturgeschichte von Victoriy Finlay
    Nach Vorwort und Einleitung und etwas Blättern liest es sich sehr gut und enthält auch viele nette Anekdoten

  11. #11 Silenus
    31. März 2015

    Hast du schon “Daemon” von Daniel Suarez gelesen?

  12. #12 Florian Freistetter
    31. März 2015

    @Silenus: Nein, das kenn ich nicht.

    @JW: Danke!

  13. #13 Silenus
    31. März 2015

    https://www.amazon.de/DAEMON-Die-Welt-ist-Spiel/dp/3499256436/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1427785826&sr=8-1&keywords=daemon

    Bin grad damit (Hörbuch) durch und fand die Hintergrundgeschichte rund um ein sich verselbständigtes Computerprogramm sehr interessant. Bin grad bei der Fortsetzung “Darknet” die einen etwas philosophischeren Einschlag zu haben scheint.

  14. #14 etg
    31. März 2015

    Als Antwort auf 12: dann wird es aber Zeit. Und rechne nicht damit, das Buch längere Zeit aus den Händen zu legen 😉

  15. #15 Thomas Wiemers
    Burgdorf
    2. April 2015

    Florian heute haben 2 Autoren dieses Projekt ins Leben gerufen . Ich finde es persönlich eine sehr gute Idee . Vielleicht magst du dir es mal anschauen. https://www.verlag-aha.de/lesen-macht-freu-n-de 🙂

  16. #16 jere
    9. April 2015

    Keine Ahnung, ob das hier der richtige Ort für die Frage ist, aber kennt vielleicht jemand zufällig ein gutes populärwissenschaftliches Buch über Himmelskörper (vorallem Monde) im Sonnensystem?
    Also einfach im üblichen lockeren Stil ein par Geschichten zu Planeten, Monden und vielleicht den einen oder anderen Zwerplaneten. Entdeckung, spannende Besonderheiten, das übliche. Im Prinzip so, wie manche Folgen von den Sternengeschichten auch sind (z.B. die über Uranus und Neptun von neulich), nur halt etwas ausführlicher und als Buch.
    Alles was ich bis jetzt gefunden habe, sind entweder Bücher im Was-ist-Was Stil, oder riesige Bildatlanten, aber mir wäre halt etwas in Richtung “Neuentdeckung des Himmels” lieber, nur halt nicht über fremde Sonnensysteme 🙂

    Würde mich echt freuen, wenn jemand zufällig sowas kennt!

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