Das sehen viele Biologen als Hinweis darauf, dass die Entstehung von Leben quasi etwas unausweichliches ist. Sobald die Bedingungen seine Entstehung erlauben, wird Leben auch entstehen. Andere Wissenschaftler sind dagegen der Meinung, dass die Zeit eigentlich nicht ausgereicht haben kann. So kurz nach der Bildung der festen Erdkruste kann die nötige Komplexität der für die Entstehung von Leben gebrauchten Moleküle nicht erreicht worden sein. Sie vermutet daher, dass es noch eine Vorgeschichte gegeben hat. Dieser Panspermie-Hypothese nach hat sich das Leben auf der Erde nicht von Grund auf neu entwickelt. Es WAR schon entwickelt und hat nur darauf gewartet, dass sich unser Planet ausreichend beruhigt, damit es sich endlich überall ausbreiten konnte. Denn die Panspermie geht davon aus, dass das Leben anderswo entstanden und dann durch den Weltraum zu uns gekommen ist.
Leben, das durch den Weltraum reist. Dabei denkt man natürlich gleich an Aliens und irgendwelche Raumschiffe. Aber soweit muss man in diesem Fall gar nicht gehen. Einer der ersten, der sich ganz konkret über die Ausbreitung des Lebens im Weltall Gedanken gemacht hat, war der schwedische Physiker und Chemiker Svante Arrhenius. Anfang des 20. Jahrhunderts lieferte er die erste theoretische Beschreibung eines möglichen Panspermie-Szenarios. Bakterien oder andere Mikrolebwesen könnten durch Winde bis hoch hinauf in die Atmosphäre eines Planeten getragen werden, so Arrhenius. Diese Sporen können dann aus der Atmosphäre entkommen, wo sie dann dem Strahlungsdruck des Stern ausgeliefert sind. Das auf sie treffende Sternenlicht schiebt die Sporen quasi durchs All und beschleunigt sie so stark, dass sie am Ende in den interstellaren Raum gelangen können. Irgendwann treffen sie dann auf einen anderen Planeten eines anderen Sterns, geraten in dessen Anziehungsbereich und landen dort. Sind die Bedingungen geeignet für Leben, dann entwickelt es sich weiter.
Diese Theorie von Arrhenius klingt zwar weit her geholt, ist aber nicht prinzipiell unmöglich. Man hat mittlerweile tatsächlich irdische Bakterien hoch oben in der Atmosphäre gefunden; bis zu 40 Kilometer weit in der Stratosphäre. Man weiß auch, dass Strahlungsdruck und Sternenwind eines Sterns kleine Teilchen tatsächlich beschleunigen kann und man hat sogar Lebewesen identifiziert, die die harschen Bedingungen im Weltall überleben können. Bei der Surveyor 3 Mission der NASA wurden im Jahr 1967 zum Beispiel aus Versehen Streptococcus-Bakterien ins All und auf den Mond gebracht. Die blieben dort 31 Monate lang dem Vakuum, den extremen Temperaturen und der kosmischen Strahlung auf der Mondoberfläche ausgesetzt bevor sie von der Besatzung von Apollo 12 im Jahr 1969 wieder zur Erde gebracht wurden – und sich dort ganz nomal weiter vermehren konnten. Später gab es gezielte Versuche, bei denen Mikrolebewesen ins All gebracht wurden um zu sehen, wie sie mit den Bedingungen klar kommen. Recht gut, wie sich gezeigt hat. Es gibt Bakterien wie zum Beispiel Deinococcus radiodurans, die extreme radioaktive Strahlung aushalten können; andere leben tief im Gestein oder in kochend heißem Wasser. Andere Lebewesen wie die winzigen Bärtierchen können in eine Art extremen Winterschlaf verfallen und fast beliebig lang unter den widrigsten Bedingungen überleben.
Panspermie wäre als zumindest theoretisch möglich. Natürlich verschiebt das die Frage nach der Entstehung des Lebens nur an einen anderen Ort. Wenn das Leben auf einem anderen Planeten entstanden ist, dann muss es ja auch dort erstmal irgendwie entstehen. Aber es würde zumindest einen Erklärungsansatz bieten, wieso das Leben auf der Erde so früh aufgetreten ist. Eine andere Variante der Panspermie geht davon aus, dass nicht das fertige Leben selbst auf die Erde gekommen ist, sondern nur die Bausteine dazu. Wir WISSEN heute, dass überall im Weltraum komplexe Moleküle existieren und unter anderem auch genau die Moleküle, die als Grundlage für das Leben auf der Erde gedient haben. Man findet sie zum Beispiel in den großen Gas- und Staubwolken, die sich zwischen den Sternen befinden und aus denen neue Sterne entstehen. Immer wieder stoßen dort kleinste Staubkörner mit einzelnen Atomen zusammen und wenn sich verschiedene chemische Elemente im Laufe der Jahrmillionen auf einem Staubkorn einfinden, können sie sich dort zu immer komplexeren Molekülen zusammenschließen. Entsteht dann aus der Wolke ein Stern, dann bleibt immer ein wenig Staub und Gas übrig und es gibt quasi von Anfang an ein Reservoir chemischer Grundbausteine, aus denen Leben entstehen kann – wenn es auf einen entsprechenden Planeten gelangt.
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