Von 1. bis 20. April bin ich auf Reisen, halte Vorträge in der Pfalz und in Baden-Württemberg und mache auch ein wenig Urlaub. Für die Zeit meiner Abwesenheit habe ich eine Artikelserie über wissenschaftliche Paradoxien vorbereitet. Links zu allen Artikeln der Serie findet ihr hier.
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Manche Zahlen sind unbestreitbar enorm interessant. Sie haben eine wichtige Bedeutung in der Mathematik, der Physik oder anderen Naturwissenschaft. Oder spielen in Kunst, Kultur und Gesellschaft eine bedeutenden Rolle. “0” und “1” bilden als Binärsystem die Grundlage der Elektronik. “14” ist die Anzahl der Stationen eines traditionellen Kreuzwegs. Mit “18” ist man volljährig; “25” ist die kleinste Quadratzahl, die die Summe zweiter Quadratzahlen ist (25=5²=3²+4²). “42” ist die Antwort auf die Frage “nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest”. “72” ist durch die Quersumme ihre Ziffern teilbar. “404” ist der HTTP-Statuscode für eine unauffindbare Internetseite. “930” ist das Alter, in dem Adam laut der Bibel gestorben ist. “7957” ist eine Super-Eulersche Pseudoprimzahl. “74656” ist die Registriernummer der USS Voyager. Und so weiter – interessante Zahlen gibt es viele.
Aber offensichtlich kann nicht jede Zahl interessant sein, oder? Manche Zahlen können keine Bedeutung haben, außer dem Zahlenwert selbst. Wenn das aber so ist, es also nicht unendlich viele interessante Zahlen gibt, muss es auf jeden Fall eine größte interessante Zahl geben. Und es muss vor allem eine kleinste, uninteressante Zahl existieren. Das Problem an der Sache: Die Eigenschaft, die kleinste uninteressante Zahl zu sein, ist bei genauerer Betrachtung ziemlich interessant. Eine “kleinste, uninteressante Zahl” kann also nicht existieren, bildet einen Widerspruch zur ursprünglichen Behauptung, die deswegen falsch sein muss. Sind also wirklich alle Zahlen interessant?
Diese Paradoxie der interessanten Zahlen ist natürlich nicht komplett ernst gemeint. Man kann sie auf verschiedene Arten auflösen. Wäre zum Beispiel “17893” die kleinste uninteressante Zahl (Was sie nicht ist; ich habe gerade mal in der “On-Line Encyclopedia of Integer Sequences” nach ihr gesucht) und “18623” die zweitkleinste (Ne – stimmt auch nicht), dann wäre 17893 tatsächlich interessant. Aber “17893” und “18623” können nicht beide die Eigenschaft “kleinste uninteressante Zahl” haben. “18623” wäre dann nur noch die “zweitkleinste uninteressante” Zahl und damit nicht mehr ganz so interessant…
Man kann natürlich auch einfach festlegen, was “interessant” bedeutet und die Eigenschaft uninteressant zu sein, ausschließen. Trotz allem zeigt diese Paradoxie aber die Probleme in die man gerät, wenn man sich mit Selbstreferenzen einlässt (wo die am Ende hin führt, hat ja Gödels Unvollständigkeitssatz eindrucksvoll gezeigt).
Aber auch wenn nicht jede Zahl interessant ist: an interessante Zahlen herrscht kein Mangel. Welche Zahlen findet ihr interessant – und warum? Ich mag ja die 243073 sehr gerne 😉
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