Letzte Woche am Dienstag sollte der russische Raumfrachter Progress Nachschub zur Raumstation ISS bringen. Wasser, Nahrungsmittel, ein paar wissenschaftliche Instrumente und andere Dinge, die man dort oben braucht. Solche unbemannten Versorgungsflüge finden werden regelmäßig von den verschiedenen an der Raumstation beteiligten Nationen durchgeführt. Progress M-27M, das von der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos ins All geschickt worden ist, hat es allerdings nicht zur ISS geschafft. Man hat die Kontrolle über das Schiff verloren und der Anflug musste abgebrochen werden. Dieses Video zeigt, wie Progress unkontrolliert zu rotieren begann:
Die Raumstation befindet sich ja nicht allzu weit von der Erde entfernt und umkreist unseren Planeten in nur 400 Kilometer Höhe. Dort befindet sich noch ein dünner Rest der Erdatmosphäre und die sorgt dafür, dass die ISS langsam aber sicher an Höhe verliert und regelmäßig angehoben werden muss, um nicht abzustürzen. Progress aber kam gar nicht erst so weit nach oben und die Wirkung der Atmosphäre auf den Frachter war in den letzten Tagen daher noch gravierender. So gravierend, dass das Raumschiff demnächst auf die Erde fallen wird.
Beziehungsweise die Trümmer von Progress, denn es ist mittlerweile schon in einzelne Stücke auseinander gebrochen. Die meisten der Trümmer werden beim Eintritt in die dichte Atmosphäre verglühen aber es ist damit zu rechnen, dass ein paar der größeren Stücke den Erdboden erreichen. Und da stellt sich natürlich die Frage: Wann und wo besteht die Chance, dass Progress auf die Erde fällt?
Da die Wechselwirkung zwischen Weltraummüll und der Atmosphäre nicht einfach zu berechnen ist, lässt sich natürlich auch schwer exakt vorhersagen, wann die Trümmer tatsächlich herunter kommen. Verschiedene Vorhersagen geben Zeitpunkte zwischen 5:32 am 8. Mai beziehungsweise 1 Uhr morgens am 9. Mai an. Die meisten Prognosen konzentrieren sich aber auf heute Nacht und vor allem die zweite Nachthälfte bzw. den Morgen des 8. Mai.
Da man nicht genau sagen kann, wann Progress abstürzen wird, kann man auch nicht sagen,wo die Trümmer herunter kommen werden. Sicher ist nur, dass es irgendwo zwischen 51 Grad nördlicher Breite und 51 Grad südlicher Breite passieren wird. Das schließt einen Absturz in der Antarktis aus und auch das nördliche Europa kann nicht getroffen werden. In Deutschland verläuft der 51. Breitengrad ungefähr entlang einer Linie von Dresden über Erfurt nach Düsseldorf und alles, was weiter im Norden liegt ist “sicher”.
Obwohl natürlich auch für den Rest des Landes (und der Welt) keine allzu große Gefahr besteht. Abgesehen davon, dass die nicht-schmelzenden Teile von Progress nicht sonderlich groß sind, ist die Chance auch enorm klein, dass sie irgendwo auftreffen, wo sie Schaden anrichten können. Der Großteil der Erdoberfläche besteht aus Ozean, und auch die Landfläche die von Progress überflogen wird, ist größtenteils unbewohnt. Man muss schon wirklich großes Pech haben, um von den Trümmern getroffen zu werden…
Kein Grund zur Sorge also, aber vielleicht wieder mal ein gute Anlass, in der Nacht zum Himmel zu sehen. Wenn Progress wirklich in der Nacht herunter kommen sollte, stehen die Chancen gut, dass man die verglühenden Trümmer auch sehen kann. Das wird dann zumindest ein paar schöne Sternschnuppen geben; vielleicht aber sieht es auch viel spektakulärer aussehen, so wie beim (geplanten) Wiedereintritt des europäischen Raumfrachters Jules Verne im Jahr 2008:
Je näher Progress der Erde kommt, desto genauere Prognosen wird man machen können. Es gibt diverse Seiten im Internet, wo man sich über den vorhergesagten Absturzzeitpunkt auf dem Laufenden halten kann (hier zum Beispiel oder hier).
Das Wetter – zumindest hier in Österreich, wo ich mich gerade aufhalte – soll ja heute Nacht recht gut werden. Ich bin also gespannt, was es zu sehen gibt!
Nachtrag: Mittlerweile ist ziemlich klar, dass der Wiedereintritt zu einem Zeitpunkt stattfinden wird, zu dem von Europa aus nichts zu sehen sein wird.
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