Was hat das nun zu bedeuten? Zuerst einmal nicht, dass die dunkle Energie nicht existiert! Das sagen die Astronomen in einer Pressemitteilung auch ganz explizit: “Um es klar zu stellen: Aus dieser Arbeit folgt nicht, dass es keine beschleunigte Expansion des Universums gibt, sondern nur, dass sie geringer sein könnte.” (“To be clear, this research does not suggest that there is no acceleration,” Milne said, “just that there might be less of it.”).
Es ist außerdem auch noch nicht klar, wie groß der Unterschied nun tatsächlich ist. Milne und seine Kollegen haben gezeigt, dass es diese beiden Populationen gibt, aber um die konkreten Auswirkungen auf die dunkle Energie festzustellen, müsste die komplette Angelegenheit unter Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse noch einmal durchgerechnet werden. Dazu braucht es aber auch noch mehr neue Daten, um die beiden Supernova-Explosionen besser zu verstehen.
Es könnte sich bei dieser Beobachtung also um eine wirklich wichtige Entdeckung handeln, die große Auswirkungen auf unser bisheriges Verständnis der Kosmologie hat. Es könnte aber auch sein, dass sich nur ein paar Details ändern und im großen und ganzen alles so bleibt wie es ist. Es könnte auch sein, dass sich die Sache mit den beiden Populationen bei weiteren Beobachtungen nicht bestätigt. Aber es ist auf jeden Fall eine höchst interessante Geschichte, mit der sich die Astronomen und Kosmologen in Zukunft sicherlich noch ausführlich beschäftigen werden.
Es wäre auch nicht das erste Mal, dass neue Erkenntnisse über Sterne kosmologische Resultate korrigieren. Als damals Edwin Hubble und seine Kollegen die Entfernung zu fernen Galaxien bestimmten und die Expansion des Alls überhaupt erst entdeckten, nutzten sie dafür ebenfalls bestimmte Eigenschaften der Helligkeit von veränderlichen Sternen die man als konstant ansah. Aber erst später fand man heraus, dass auch hier unterschiedliche Gruppen existieren, die sich unterschiedlich verhalten. Erst durch diese neuen Erkenntnisse war es möglich, die kosmologischen Entfernungen korrekt zu bestimmen – und damit auch das Alter der fernen Objekte. Bis dahin entdeckte man ja immer wieder Galaxien, die älter zu sein schienen, als das Universum selbst – erst die neuen Daten lösten dieses Problem. Ich bin schon gespannt, welche kosmologischen Probleme durch die aktuelle Entdeckung gelöst werden. Oder ob vielleicht neue Probleme auftauchen…
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