Schon wieder ein Monat vorbei! Den Mai habe ich fast komplett mit diversen (Vortrags)Reisen verbracht. Ein bisschen Zeit fürs Lesen hatte ich zwischendurch aber trotzdem und was ich gelesen habe, möchte ich euch wie in den letzten Monaten gerne vorstellen. Nach all den wissenschaftlichen Sachbüchern der letzten Zeit, hatte ich das Gefühl, ich müsste mal eine Pause einlegen. Außerdem renoviere ich gerade meine Wohnung, alle meine Bücher liegen irgendwo und irgendwie wild durcheinander und das einzige was griffbereit lag, als ich mich auf meine Reisen begeben habe, waren mein eBook-Reader und ein Stapel alter Fantasy-Bücher. Dementsprechend sieht auch die Liste der Bücher für den Mai aus…
Der Untergang der Piratenpartei
Das kurze eBook “Aufstieg und Niedergang der Piratenpartei: Versuch der Erklärung eines politischen Internetphänomens” wurde vom ehemaligen Piraten-Politiker Christopher Lauer und Internet-Mensch Sascha Lobo geschrieben. Der Inhalt ist in gewissen Sinne nicht überraschend, aber trotzdem sehr informativ. Lauer erzählt seine ganze persönliche Geschichte und erklärt, wie er zur Piratenpartei kam und warum die Partei seiner Meinung nach am Ende gescheitert ist. Diese privaten Einblicke werden von Lobo kommentiert – obwohl ich mir da ein bisschen mehr Ausgewogenheit gewünscht hätte. Der Großteil des Buches besteht aus Lauers persönlichen Schilderungen und die kommentierenden Abschnitte sind dagegen vergleichsweise kurz.
Es ist interessant, einen direkten Einblick in die Abläufe innerhalb der Partei zu bekommen. Aber genau genommen waren die Erkenntnisse erwartbar; zumindest dann, wenn man auch schon vorher ein wenig darauf geachtet hat, was sich über die Piratenpartei in der Öffentlichkeit erfahren lässt. Ich habe ja schon vor sechs Jahren ein bisschen was dazu geschrieben:
“Die Piraten könnten in der deutschen Parteienlandschaft das sein, was die Grünen vor einigen Jahrzehnten waren. Aber auch die haben es nicht von heute auf morgen in den Bundestag geschafft. Wenn die Piraten bei der Wahl Ende September mehr als 2% schaffen, ist das schon ein riesiges Ergebnis! Darüber kann man sich dann auch durchaus freuen und vor allem drauf aufbauen um bei der nächsten Wahl dann tatsächlich den Einzug schaffen zu können. Aber wenn man nun so tut, als würde man es jetzt schon schaffen, dann steht man nach der Wahl vielleicht mit sehr vielen, sehr überraschten und sehr frustrierten Parteimitgliedern dar und die ganze Energie der Bewegung verpufft.”
Aber genau das scheint passiert zu sein. Zuerst gab es einen riesigen Hype (der maßgeblich von den Medien ausgelöst und unterstützt worden ist) auf den dann aber völlig falsch reagiert worden ist. Anstatt sich darum zu kümmern, eine echte Partei zu werden, dachte man, es würde auch irgendwie einfach so weiter gehen und man würde weiter Wahl um Wahl gewinnen. Aber wenn man im politischen System auf diese Weise mitspielen will, muss man sich eben auch entsprechend verhalten und das haben die Piraten verabsäumt. Man hätte die “Internetsache” ja auch als NGO oder Verein politisch vertreten können, so wie es viele andere Lobby-Organisationen machen (zB Greenpeace). Aber eine Partei muss anders funktionieren. Und zwar nicht so, wie die Piratenpartei. Dort fehlten Strukturen, die es möglich machten, Entscheidungen zu treffen und vernünftig der Öffentlichkeit zu kommunizieren und genau das ist nötig, wenn man Wahlen gewinnen will.
Ich will jetzt nicht wieder die üblichen Piratenparteidiskussionen anfangen. Das wurde im Internet alles schon mehr als ausführlich gesagt (was u.a. Teil des Problems ist). Die Anliegen der Piraten waren und sind wichtig. Einige der Leute dort haben gute und wichtige Arbeit geleistet und tun das immer noch. Aber es würde mich enorm überraschen, wenn die Piraten in Zukunft mehr als nur eine weitere weitestgehend einflusslose Kleinpartei sein werden. Warum das so ist, kann man im Buch von Lauer und Lobo im Detail nachlesen.
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