Jede Menge Fantasy
Aber jetzt ein ganz anderes Thema: Fantasy! Was Fantasy-Bücher angeht gehen die Meinungen ja oft genau so stark auseinander wie bei der Piratenpartei. Viele finden Fantasy generell grauenhaft/trivial/eskapistisch/etc. Und das liegt sicherlich auch daran, dass Fantasy ein enorm populäres Genre ist und dadurch auf dem Markt tatsächlich viel Schrott existiert. Als Fantasy-Autor (so wie auch bei Science-Fiction oder Krimis) muss man sich wirklich anstrengend, eine originelle Geschichte zu schreiben. Viel leichter ist es in die üblichen Genre-Schemen zu verfallen und irgendwas über Zwerge, Elfen und Drachen zu schreiben. Das haben aber schon so viele andere gemacht, dass die Gefahr groß, sehr langweilige und vorhersehbare Geschichten zu schreiben.
Aber es geht auch anders! Wie gut originelle Fantasy-Geschichte sein können, zeigt ja auch der Erfolg von Büchern wie “Game of Thrones”. Die Bücher, die ich gerade gelesen habe, sind vielleicht nicht ganz vom gleichen Kaliber, aber trotzdem durchaus interessant. Es handelt sich um die “Belgariad”-Serie von David Eddings, die aus den fünf Bänden “Pawn Of Prophecy”, “Queen Of Sorcery”, “Magician’s Gambit”, “Castle Of Wizardry” und “Enchanters’ End Game” (auf deutsch “Kind der Prophezeiung”, “Zauber der Schlange”, “Spiel der Magier”, “Turm der Hexer” und
“Duell der Zauberer”) besteht.
In gewissen Sinne sind diese Bücher ganz klassische Fantasy mit den klassischen Genre-Bestandteilen. Aber trotzdem hat David Eddings es geschafft, ausreichend originelle Elemente unterzubringen, damit es nicht langweilig wird. Zum einen wird ihre Welt tatsächlich fast durchgehend von Menschen bevölkert. Die ganzen “mystischen” Wesen wie Elfen, Zwerge, Orks, etc fehlen und das ist definitiv kein Nachteil. Dafür gibt es Magie und es gibt Götter, die in dieser Welt absolut real sind. Ganz kurz zusammengefasst geht es in den fünf Büchern darum (und keine Sorge, das ist kein Spoiler): 7 Götter haben vor langer Zeit die Welt und ihre Menschen geschaffen. Jeder Gott hat sein eigenes Volk; nur einer blieb alleine und hat sich nur ein paar Menschen ausgewählt, die er zu im wesentlichen unsterblichen “Jüngern” ausgebildetet hat, die im Buch die Rolle der “Zauberer” einnehmen. Zwei davon sind Belgarath und seine Tochter Polgara, die sich im Laufe der Jahrtausende um das Schicksal der Welt kümmern. Denn dieses Schicksal ist es, was alles bestimmt: Ursprünglich gab es einen großen Plan für das Universum, der aber irgendwann durcheinander gebracht wurde, weswegen jetzt zwei einander gegenüberstehende “Prophezeiungen” bzw. Wege in die Zukunft existieren. Früher oder später wird eine dieser Möglichkeiten sich durchsetzen und wenig überraschend ist eine davon “gut”, die andere ist “schlecht”.
Die “gute” Prophezeiung wird von Belgarath verfolgt, die schlechte vom Gott Torak (der im Wesentlichen die Rolle des “Satan” spielt). Es läuft also alles darauf hinaus, dass der Gott Torak irgendwann getötet werden muss, was bei Göttern naturgemäß schwierig ist. Werkzeug der guten Prophezeiung ist der junge Garion, der eigentlich der König der Insel Riva und Oberherrscher über den “Westen” (der Teil der Welt, der nicht von Torak kontrolliert wird) ist, davon aber nichts weiß sondern auf einem Bauernhof aufwächst. Wer schon mal ein Fantasy-Buch gelesen hat, kann sich vorstellen, wie es weiter geht… Insofern ist die Belgariad-Reihe tatsächlich unoriginell. Andererseits haben David und Leigh Eddings aus dieser klassischen Ausgangssituation alles rausgeholt, was nur möglich ist. Die Handlung ist trotz allem immer ausreichend spannend und es macht Spaß, mitzuerleben, wie Garion, Belgarath, Polgara und ihre immer größer werdende Reisegesellschaft durch die Welt wandern um die Prophezeiung zu erfüllen. Das hat zwar oft den Charakter einer Sightseeing-Tour weil wirklich jedes Land besucht werden muss damit auch wirklich eine Person aus jedem Volk bei der großen Aufgabe mitmachen darf. Und auch wenn Fantasy per Definition nicht viel mit Realismus zu tun hat, fragt man sich manchmal doch, ob dieser neueste Umweg jetzt wirklich nötig war und ob man den Job nicht vielleicht doch ein wenig zielstrebiger erledigen könnte…
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