Ich hätte mir ja gerne noch einen vierten Teil gewünscht der in der Gegenwart bzw. der Zukunft spielt und zeigt, wie das alles endet. Aber auch so kann ich die Trilogie nur empfehlen. Es ist erstaunlich, was Baxter aus einer so unscheinbaren Prämisse wie “Vor 12.000 Jahren bauen ein paar Steinzeitmenschen einen Deich an der Nordseeküste” entwickeln kann. Aus dieser simplen Handlung entsteht am Ende eine völlig veränderte (aber auch irgendwie vertraute) Welt. Die Nordlandtrilogie ist ein ideales Urlaubsbuch! Leicht, originell und trotzdem spannend!
Der Kampf der Adler
Das Buch “Clash of Eagles” von Alan Smale hat gewisse Ähnlichkeiten mit Baxters Trilogie. Es spielt im 13. Jahrhundert und auch hier ist die Welt eine ganz andere als in der Realität. Das merkt man schon auf der ersten Seite: Die 33. Legion des römischen Imperiums marschiert unter der Führung des Feldherrn Marcellinus durch Nordamerika bzw. “Nova Hesperia” wie es im Buch heißt. Man ist auf der Suche nach den sagenhaften Städte voller Gold von denen die skandinavischen Seefahrer erzählt haben (Skandinavien ist in der Welt des Buches natürlich ebenfalls Teil des Imperiums; genau so wie Indien, der Himalaya, Äthiopien und alles, was dazwischen liegt) die schon vor einiger Zeit auf den neuen Kontinent gestoßen sind.
Die Römer haben bei ihrem Marsch durch Hesperia allerdings keinen Spaziergang vor sich. Dort wohnen Leute, und die sind den Soldaten von der anderen Seite des Ozeans nicht unbedingt freundlich gesinnt. Und es wäre keine alternative Geschichte, wenn nicht auch die amerikanischen Ureinwohner ein paar besondere Extras auf Lager hätten, die sie von ihren realen Vorbildern unterscheiden: Zum Beispiel eine Technik, um per Hängegleiter durch die Luft zu fliegen. Und mit dem Kampf gegen eine indianische Luftwaffe haben die Römer so überhaupt nicht gerechnet…
Auch hier will ich nicht zu viel verraten und auch hier kann ich das Buch nur empfehlen. Es ist perfekte Urlaubslektüre; es ist genau so eine Art von Buch, das schon auf den ersten Seiten großartig ist und während des Lesens immer großartiger wird. Man wird immer weiter in die seltsame Welt der alternativen Mississippi-Kultur hineingezogen und beobachtet ängstlich, wie die noch verbleibenden Seiten schwinden, weil man nicht möchte, das es aufhört. Das Buch ließe sich auch hervorragend verfilmen (und ich hoffe, irgendwer arbeitet schon daran!)
Der Autor ist übrigens auch Astronom bei der NASA (was aber keinen negativen/positiven Einfluss auf das Buch hat). “Clash of Eagles” ist übrigens auch Teil einer Trilogie; die restlichen beiden Bücher sind aber noch nicht erschienen (was angesichts des Endes des ersten Teils besonders fies ist).
Die Geschichte einer Konferenz
Zur Abwechslung gibt es auch noch ein Buch über echte Geschichte. Und zwar die Geschichte der Nobelpreisträger-Konferenz in Lindau auf der ich ja Anfang Juli teilnehmen durfte. Sie fand in diesem Jahr zum 65. Mal statt und zu diesem Jubiläum wurde ein dickes Buch veröffentlicht, das die Vergangenheit des Nobelpreisträgertreffens aufarbeitet und präsentiert. Es ist eine überarbeitete Version des Buches von Ralph Burmester, das zum 50. Jubiläum der Konferenz erschienen ist: “Wissenschaft aus erster Hand. 50 Jahre Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau/Bodensee”. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob die aktualisierte Version die unter dem Titel “Wissenschaft aus erster Hand. 65 Jahre Lindauer Nobelpreisträgertagungen” (ISBN 978-3-940396-50-1) vom Deutschen Museum (Bonn) herausgegeben wurde, auch irgendwo im Handel erhältlich ist oder erhältlich sein wird. Bei der Konferenz haben jedenfalls alle Teilnehmer so ein Buch geschenkt bekommen und wenn ihr ein wenig an Wissenschaftsgeschichte interessiert seid, solltet ihr probieren, ein Exemplar davon in die Hände zu bekommen.
Das Buch ist zweisprachig in deutsch und englisch verfasst. Und bietet einen Überblick über die Entstehung der Konferenz in den 1950er Jahren als zwei Lindauer Ärzte der Meinung waren, dass Deutschland nach dem Krieg den wissenschaftlichen Anschluss nicht verlieren dürfte und sich überlegten, wie man ein paar Nobelpreisträger ins Land bekommen könnte. Es ist interessant zu verfolgen, wie das gelungen ist und wie man die finanziellen Schwierigkeiten lösen konnte. Auch die Entwicklung von einer Fachkonferenz für Nobelpreisträger und deutsche Wissenschaftler hin zu der heutigen Form, bei der junge Forscher aus aller Welt mit Nobelpreisträgern diskutieren können ist im Buch gut beschrieben. Dazu gibt es jede Menge historische Fotos von Lindau, den Konferenzen und den Teilnehmern; Interviews mit Organisatoren, Konferenzbesuchern und Nobelpreisträgern und jeder Menge anderen Informationen.
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