Doch nun wollte der (noch) nette Herr an mir mit seiner Beweisführung beginnen. Er positionierte mich, bat mich das „JaJaJa“-Mantra zu sprechen und drück meinen Arm sanft nach unten/innen, ich blieb stehen. Nun zur Kontrolle „NeinNeinNein“: Er drückte erneut, allerdings nun deutlich fester und eindeutig nach unten/außen und ich beginne zu Schwanken. „Sehen sie!“, rief die Dame hinter mir begeistert wie zur Bestätigung. Direkt protestierte ich, er habe nicht beide Male gleich gedrückt, sondern eben einmal sanft nach innen/unten und einmal kräftiger nach außen/unten. Er war aufgebracht, erhob Widerspruch. Das sei unmöglich – dies fühle sich für mich nur so an! Nun klinkte sich auch seine Begleitung wieder ein und sprang unserem Experimentator zur Seite. Sie meinte festzustellen, dass Ich hier das Problem wäre, da ich wohl zu skeptisch und zu unaufgeschlossen für diese Themen sei. Sie versuchte wohl in diesem Moment mich zu einem personifizierten Störfeld zu deklarieren.
Hiervon ließ ich mich nicht beeindrucken, dachte bei mir, dass ein Thermometer wohl bei allen Anwesenden gleich zuverlässig die Körpertemperatur ermitteln würde – unabhängig von der jeweiligen persönlichen Aufgeschlossenheit zum Thema Körperkerntemperatur, und schlug vor man müsse wohl das Experiment anhand von aufgehängten normierten Gewichten wiederholen, wozu der latent angesäuerte Fußschwinger nur meinte, das Ergebnis würde sicher auch gleich ausfallen und sich alsbald darauf verkrümelte.
Und so gingen wir alle gemeinsam weiter Richtung historischem Stollen. Hier angekommen führte der Veranstalter allerdings aus, das Gummistiefel, Helm und Lampe zum Einfuhr in den Schacht angebracht und auch notwendig seien, er diese aber, zu unserem Bedauern, nicht in ausreichend großer Anzahl vorliegen habe. Er hatte sie schlicht am Auto vergessen. Florian und ich versuchten uns soweit in den Tunnel vor zu wagen wie es unsere Sneaker und die LED im Smartphone als Lichtschein zuließen. Eine Kleingruppe mit Helm und gutem Schuhwerk wird von Herrn Kilian zur weiteren Besichtigung in den Schacht begleitet. Der Rest verharrte vor dem Portal und so ergab sich für uns die Gelegenheit für weitere Fragen.
Wir kamen mit einem Herren ins Gespräch, den unsere Fragen offensichtlich auch beschäftigen. Er eröffnete uns, dass er bis dato noch ein Anfänger im Bereich der Rutenkunst sei. Nun packte es mich und ich ergriff die Gelegenheit uns zum Kern des Pudels vorzustoßen: Ich fragte in die Runde, wie man denn ihrer Meinung nach einen seriösen von einem unseriösen Geobiologen unterscheiden könne und zog hierbei zum besseren Verständnis den Vergleich zum Gesundheitswesen (Zertifizierung von Ärzten und Qualitätsmanagement in der Heilkunst) zur Hilfe. Die Frage wurde angeregt diskutiert und man kam zum Schluss, dass dies nicht so einfach zu bewerkstelligen sei, wenn nicht gar unmöglich. Eine eindeutige und aussagekräftige Methode zur Identifizierung eines Scharlatans innerhalb der Zunft kenne die Gruppe allerdings auch nicht. Doch wisse man schon um den ein oder anderen Blender auf dem Gebiet und kam kurz auf einen ehemaligen Vereinskollegen zu sprechen, der die Gruppe aber verlassen hatte. Dies wurde von den Anwesenden allerdings nicht weiter vertieft und ich bohrte auch nicht weiter nach.
Just an dieser Stelle der Diskussion trat Herr Peter wieder aus dem Stollen an das Tageslicht. Er hatte sich die Schachtsichtung nicht entgehen lassen und sogar zur Feier des Tages ein Spezialmessgerät im schicken Köfferchen dabei (Ein „UKW-Messgerät“, wie er uns später erklärt. Kurz und einfach: ein Radio!), welches allerdings bei der gesamten Tour nicht einmal zum Einsatz kam.
Er klinkte sich in die Rederunde ein und ergänzte, dass man bei seinem Verband eine, angeblich, doppelt verblindete Prüfung machen könne und dann zertifiziert sei. Das sollte einem vor den größten Patzern auf diesem Spezialgebiet bewahren. Allerdings garantiere er damit nicht, dass man damit vor James Randi oder der gwup würde bestehen können. Er zweifelte jedoch an, dass es je einem Muter unter solch stressigen Bedingungen (Kamera, Versuchsleiter, fremde Umgebung) gelingen könne ein positives Ergebnis zu erwünschlen. Dafür sei seine Arbeit mit und an der Rute dann doch zu sehr Gefühlssache und als solche zu sehr anfällig für externe Störfaktoren. (zur Entschuldigung seines Fernbleibens und dem der anderen Koryphäen auf dem Gebiet der Radästhesie bei unabhängigen Testreihen fügte er später noch hinzu „…Man muss sich ja nicht immer so produzieren…“).
Siehe an! Er kennt also James Randis Eine-Million-Dollar-Herausforderung (One Million Dollar Paranormal Challenge) für den Beweis paranormaler Fähigkeiten und die deutsche Entsprechung in Form der Psi-tests der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, kurz gwup.
Auf dem Rückweg brannte mir doch noch eine Frage an Herrn Peter auf den Nägeln. Ich wollte wissen, ob die postulierten „Störzonen“ krank machen können und was er von der Wirksamkeit der mannigfaltig auf dem Markt erhältlichen (Erd-)Strahlenschutzprodukten halten würde. Er führte aus, dass die oftmals exorbitant teuren Gerätschaften (wie Metallgewebeunterlagen für unter die Matratze, Kupferringe {∅2m} für unter den Bettkasten etc.pp.) seiner Überzeugung nach nutzlos, nichts als Humbug und Geldmacherei seien. Da aber tatsächlich eine Gefahr für Leib und Leben der Bevölkerung bestünde (Peter: „ein Bekannter bekam durch Störzonen unter der Schlafstätte Lungenkrebs“, später dann „…vielleicht könnte das aber auch seinem Zigarettenrauchen geschuldet sein…“) sei es Seitens des Bauherrn und des Architekten schon fast grob fahrlässig bei der Erkundung für ein neues Baugebiet, für z.B. ein neues Krankenhaus, keinen Rutengänger zu engagieren. Bei Mehrstöckigen Gebäuden seien ja auch schließlich eine Vielzahl an unbedarften Über-Wasserader-schlafern gefährdet, wenn der Geobiologe nicht konsultiert würde. Mutungen könnten ja schließlich auch, so wird aus der Gruppe der Informierten ergänzt, in hunderten Metern Höhe über Erdoberfläche, z.B. vom Flugzeug aus, und in bis über 70m Tiefe ins Erdreich durchgeführt werden um geeignete Brunnenbohrstellen in Wüsten zu finden.
Florian und mir rauchte der Kopf und in mir kam nach dem dreistündigen Wünschelrutenlauf und der drei Tassen Kaffee im Vorfeld (ja, die vorhergehende Nacht war wegen der Recherchearbeiten zum besagten Thema doch recht kurz, denn das Thema ist bunt und vielfältig!) langsam das dringende Bedürfnis auf meine persönliche Wasserader ins Gebüsch zu entlassen. Und so verabschiedeten wir uns von Herrn Peter, Herrn Kilian und dem Rest der Gruppe. Zum Abschied ermunterte ich Herrn Peter sich die Kohle von James Randi zu erwünschlen. So könnte er den Ruf der Geobiologen rein waschen und das gewonnene Geld in die Radiästhesieforschung stecken.
Vermutlich aus Dank für meinen wohl gemeinten Vorschlag und zur Verabschiedung überließ er mir die aus gebogenem PVC gefertigte Leihrute, welche er sonst für 6€ das Stück an Neukunden und Interessierte verkauft.
Vielleicht hatte er auch einfach nur mein Potential als Rutenschwinger erkannt!
Auf ein fröhliches Wünscheln und Wedeln…
Kommentare (16)