Und was ist nun die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, was von meinem Körper mir gehört? Habe ich das Recht darüber zu verfügen, was mit Zellen oder Gewebe passiert, das meinem Körper entnommen wurde? Oder ist es Eigentum des Arztes oder der Klinik? Skloot erwähnt, dass in Amerika ein Gericht im Jahr 1990 festgestellt hat, dass Biopsiematerial nicht mehr Eigentum des Patienten ist. Ob das Urteil noch aktuell ist, weiß ich allerdings nicht. Zur Situation in Deutschland schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum: “Frisches, eingefrorenes oder in Paraffin konserviertes, aber ansonsten nicht weiter bearbeitetes Gewebe bleibt das Eigentum des Patienten”, dass dies aber nicht mehr so klar sei, “wenn ein Patient der Entnahme und Weiterverarbeitung von Gewebe zu wissenschaftlichen Zwecken zugestimmt hat”. Vielleicht weiß einer der Mitlesenden mehr? Henrietta Lacks und viele andere Menschen jedenfalls wurden sowieso nie gefragt.
In den USA gibt es inzwischen die Henrietta Lacks Foundation und vielleicht wird die Geschichte sogar verfilmt. Mein Eindruck ist aber leider, dass diese Episode der Medizingeschichte in Deutschland weniger bekannt ist. Dabei zeigt The immortal life of Henrietta Lacks, das auch auf Deutsch erhältlich ist, auf eindrückliche und einfühlsame Weise, zu welchen Fortschritten Medizin und Wissenschaft fähig sind – aber auch dass viele Menschen für diese Fortschritte einen hohen Preis bezahlt haben. Man erhält einen Einblick, was alles passieren musste, damit das Konzept der informierten Einwilligung verpflichtend wurde. Rebecca Skloot hat mit ihrem Buch einer Frau und ihrer Geschichte ein Denkmal gesetzt, das so viele Leser wie möglich verdient hat.
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Hinweis zum Autor: Dieser Artikel wurde von “Böx” veröffentlicht: “Böx ist Biologe und teilt seine Leseeindrücke seit einiger Zeit auf seinem Bücherblog”
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