Die verlorenen Konstellationen
Noch ein klein wenig spezieller ist das Buch “The Lost Constellations: A History of Obsolete, Extinct, or Forgotten Star Lore”* von John Barentine (und angesichts des Preises wohl auch nur etwas für wirkliche Liebhaber). Es geht darum um Sternbilder. Die spielen zwar für die moderne Astronomie keine Rolle mehr; sind aber aus historischer Sicht immer noch interessant. Und vor allem ein Fundus faszinierende Fakten und Geschichten über die Ursprünge und Entwicklung der Astronomie.
Von den 88 offiziellen Sternbildern wird man aber in Barentines Buch keines finden (wer daran interessiert ist, sollte einen Blick in “In den Sternen: Die 88 Konstellationen im Portrait”* oder “The Stargazer’s Guide”* werfen). Barentine beschäftigt sich mit all den Sternbildern, die es nicht mehr gibt. Und das sind einige! Wir haben im Laufe der Zeit alle möglichen Figuren und Geschichten am Himmel gesehen und sie in Sternbildern verewigt. Später gab es dann jede Menge Forscher, die selbst ihre Spuren hinterlassen wollten und neue Sternbilder kreierten um politische Förderer, eigene Erfindungen oder ähnliches zu ehren. Die meisten davon haben nicht bis heute überlebt, in der (astronomischen) Literatur der Vergangenheit aber trotzdem noch auftauchen.
Nach einer kurzen allgemeinen Einführung zum Thema “Sternbilder” und den historischen Entwicklungen die zur aktuellen “offiziellen” Liste geführt haben, geht Barentine all diese verlorenen Konstellationen durch. Er erklärt, wie sie entstanden sind; welche Sterne sie umfassen; wie sie definiert und dargestellt wurden und wann/warum sie verschwunden sind. Das Buch ist aber nicht unbedingt ein astronomisches Buch. Man erfährt kaum etwas über die Sterne und anderen Himmelsobjekte die sich im Bereich der Konstellationen befinden. Dafür gibt es aber jede Menge Informationen über die zugrunde liegende Mythologie bzw. die Entstehungsgeschichte der Bilder. Ihre künstlerische und wissenschaftliche Darstellung wird anhand der verfügbaren Quellen analysiert und die Gründe für ihr Verschwinden historisch untersucht. Das Buch beschränkt sich zwar auf den “westlichen” Himmel und ignoriert die Sternbilder anderer Zivilisationen, ist aber trotzdem eine wunderbare Sammlung von Geschichten über den Himmel, die man so bis jetzt vermutlich noch nicht gehört hat.
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