Der Dinge-Erklärer

All zu speziell will ich meine Empfehlungsliste dann aber doch nicht ausklingen lassen. Vor allem, weil ich auch noch ein Buch empfehlen möchte, an dem Kinder und Jugendliche ihren Spaß haben (was bei der Geschichte einer Linse und historischen Sternbildbetrachtungen wohl eher nicht der Fall ist). Darum gibts auch noch einen Bestseller auf der Liste: “Der Dinge-Erklärer: Komplizierte Sachen in einfachen Worten”* (im Original: “Thing Explainer: Complicated Stuff in Simple Words”*) von Randall Munroe. Den Autor der xkcd-Comics muss ich den meisten Leserinnen und Lesern meines Blogs wohl nicht mehr extra vorstellen und auch sein Buch werden wohl viele schon in den Buchhandlungen gesehen haben.

Das Konzept ist – wie das Buch selbst – einfach aber genial: Munroe erklärt Dinge und benutzt dafür nur die 1000 gebräuchlichsten Worte der englischen Sprache (bzw. “ten hundred” Wörter, da “thousand” nicht zu den 1000 häufigsten Wörter gehört). Wer wissen will, wie so etwas aussieht, kann sich den Comic “Up Goer Five” ansehen, der die Inspiration für dieses Buch war und mit genau diesem Konzept erklärt, wie die Saturn-V-Rakete der NASA funktioniert.

Im Buch selbst findet man dann aber viel mehr als nur die Rakete. Dort wird mehr oder weniger alles erklärt, von einer Körperzelle über einen Kernreaktor, eine Waschmaschine, einen Laptop oder einen Kugelschreiber bis hin zum Periodensystem der Elemente und dem Aufbau der Erde. Das ganze ist natürlich mit den für Munroe typischen Zeichnungen kombiniert und am Ende hat man ein Buch, von dem man lange etwas hat!

Es ist natürlich kein Kinderbuch an sich. Es ist ein Buch für alle, die sich für Wissenschaft bzw. die Welt interessieren. Aber aufgrund seiner Aufmachung ist es meiner Meinung nach eben auch ideal für Kinder und Jugendliche geeignet. Klar, ein kleines Kind wird alleine wenig mit dem Buch anfangen können. Aber es eignet sich wunderbar, um es gemeinsam zu betrachten. Und gemeinsam über die Bilder und Erklärungen in einfacher Sprache zu diskutieren (die dann trotzdem oft noch ein wenig “entschlüsselt” werden müssen). Es die Art Buch, die man als Kind bekommt und dann bis weit ins Erwachsenalter hinein immer wieder gerne zur Hand nimmt.

Ein Punkt ist da aber noch, bei dem ich ein wenig skeptisch bin. Als ich das erste Mal vom Konzept des “Thing Explainer” gehört habe, war ich begeistert. Ich hab ja schon oft genug gesagt, dass man sich gar nicht genug Mühe geben kann, Dinge einfach zu erklären. Und die Umsetzung von Munroe war äußerst originell. Aber ich dachte mir auch: Schade, dass es dieses Buch nie auf deutsch geben wird. Denn die 1000 häufigsten englischen Wörter entsprechen ja nicht den 1000 häufigsten deutschen Wörtern. Ein Buch wie “Thing Explainer” kann man nicht übersetzen, man kann es höchstens noch einmal komplett neu schreiben. Aber da sein letztes Buch “What if?” (über das ich hier mehr geschrieben habe) in Deutschland so ein großer Erfolg war, wollte man sich den Nachfolger wohl nicht entgehen lassen. Und ist dabei natürlich auf die offensichtlichen, gerade beschriebenen Schwierigkeiten gestoßen. Die “Übersetzer” erklären im Anhang des Buches, dass sie sich daher nicht auf die 1000 häufigsten deutschen Worte beschränkt haben. Sie haben auch alle Komposita benutzt, die sich daraus bilden lassen (was ja in der deutschen Sprache den Wortschatz gleich einmal gewaltig vergrößert – hier kann man ja quasi beliebig viele Wörter zusammenhängen und neue Worte bilden). Außerdem hat man noch Wörter aus dem “Grundwortschatz für Berliner Schulkinder der Klassen 1-4” benutzt. Und noch ein paar weitere “einfach so”… Es ist also auf deutsch nicht mehr ganz das Buch, das es ursprünglich war. Aber immerhin auf deutsch…

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Kommentare (11)

  1. #1 Gourmand
    16. Dezember 2015

    Muss es sein? Es muss sein: Sollte man wirklich jede Mode mitmachen oder ihr hinterherrennen? Ja, ich meine “vegan”. Gemerkt haben Sie’s ja offenbar selbst, lieber F.F. sonst hätten Sie sich keine Reaktionen darauf…
    .
    Welch’ modische Religion die alle (Zensur) nachmachen kommt als nächste?
    .
    Danke für den Munroe-Tip. Ein nettes Geschenk für meine Gattin, der ich dann nicht mehr alles erklären muss, was ich selbst kaum verstehe.

  2. #2 Florian Freistetter
    16. Dezember 2015

    @Gourmand:
    “Gemerkt haben Sie’s ja offenbar selbst, lieber F.F. sonst hätten Sie sich keine Reaktionen darauf…”

    “Gemerkt” habe ich nur, dass es für erstaunlich viele Menschen ein erstaunlich großes Problem ist, das manche Menschen manche Dinge essen wollen und dafür andere nicht. Da ich das nicht nachvollziehen kann und diese “Diskussionen” immer in irgendwelche absurde Richtungen abdriften – die mit dem Thema hier nix zu tun haben – wollte ich das gerne vermeiden. Vielleicht einigen wir uns einfach darauf, dass jeder essen darf, auf was er/sie Lust hat und lassen den Rest.

  3. #3 Jeamx Lee
    16. Dezember 2015

    Ein Buch über den Bau eines Teleskops, braucht das wer? Ja, weil sehr spannend und informativ. Alleine die Mechanik, die den Spiegel in Form hält, ist eine Meisterleistung. Kann ich nur empfehlen. Wenn möglich, das englische Original lesen (First Light: The Search for the Edge of the Universe).
    https://www.amazon.de/Das-erste-Licht-Richard-Preston/dp/3426270110

  4. #4 Florian Freistetter
    16. Dezember 2015

    @Jeamx Lee: Ja, “First Light” ist ein absolut wunderbares Buch. Hab ich auch schon vor langer Zeit mal rezensiert: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/11/19/das-erste-licht/

  5. #5 Spritkopf
    16. Dezember 2015

    Für einen Achtjährigen sollte ich im Auftrag meiner Mutter ein Sachbuch mit naturwissenschaftlichem Hintergrund aussuchen. Bestellt habe ich letztlich ein Buch über Astronomie. Dieses hier:
    https://www.amazon.de/Weltraum-clevere-Dorling-Kindersley-Verlag/dp/3831019398

    Zum Durchlesen hat die Zeit nicht gereicht, aber zumindest zum Durchblättern. Die Texte sind ausführlich und nach meinem Eindruck nahe am aktuellen Wissensstand und es gibt viele und auch großformatige Bilder. Viele Kinderbücher weisen ja zwar große Bilder, aber sonst eher spärliche Inhalte auf, legt man vor allem ihren Kaufpreis zugrunde. Dieses hier nicht. Meiner Ansicht nach bietet es wirklich viel fürs Geld und ist rundum empfehlenswert.

  6. #6 Petra Wiemann
    https://www.elementareslesen.de/
    16. Dezember 2015

    Also, wunschgemäß ein paar speziellere Buchtipps:
    Das sechste Sterben von Elizabeth Kolbert: eine spannende Reportage über das von Menschen verursachte 6. große Massenaussterben vieler Arten, mit vielen Infos zur Entwicklung der Geologie und zur Erderwärmung. Trotz des ernsten Themas ist es kein bisschen trocken, sondern unterhaltsam geschrieben.
    Jim Al-Khalili und Johnjoe McFadden stellen in ihrem Buch Der Quantenbeat des Lebens ein neues Forschungsgebiet vor, das Vorgänge im Inneren biologischer Zellen mit Quantenmechanik zu erklären versucht. Bisher ist vieles noch Spekulation! Ein Buch für konzentrierte Leser, aber spannend erzählt!
    Trevor Cox, Das Buch der Klänge: ein fantastisches Buch über die Herkunft und Wirkung von Klängen. Der Autor reiste zu Orten mit besonderen Geräuschen und Klangphänomenen – lebendig erzählt, faszinierend!
    In meinem Sachbuch-Blog habe ich außerdem gerade Buchtipps zu einigen besonders schön aufgemachten Büchern veröffentlicht, einige sind auch für Kinder geeignet.

  7. #7 Florian Freistetter
    16. Dezember 2015

    @Petra: Also das mit den Klängen klingt sehr interessant! Werd ich mir mal ansehen. Vielen Dank!

  8. #8 Christian Berger
    16. Dezember 2015

    Vielleicht als Klolektüre kann ich Bücher von den QI-Leuten wie “1234 Facts To Leave You Speechless” empfehlen. Die listen einfach interessante Fakten auf.

  9. #9 JW
    17. Dezember 2015

    @spritkopf: Ist natürlich geschmackssache, aber die DK-Bücher habe ich mir abgewöhnt. Tausend tolle Bilder und dazu tausend kleine Faktenfitzelchen. Verständnis null. Und das nicht nur bei den Star Wars erklärt Büchern. Vielleicht bin ich auch nur zu alt für diesen Stil. Aber bei meinen Kindern ist aus diesem Verlag auch nur das Star Wars-Buch angekommen. Der Rest wird ignoriert.

  10. #10 Franzi
    www.gemueseregal.de
    30. Dezember 2015

    Oh Florian, ich sehe es jetzt erst, wie toll und hab 1000 Dank, dass du mein Buch erwähnt hast! 🙂

    Wir senden dir 1000 liebe Grüße aus Mölln! <3

  11. […] Weihnachtliche Buchempfehlungen: Bücher für die Freunde des Außergewöhnlichen […]